Insbesondere die Corona-Krise hat dies deutlich gemacht. Ich übertreibe wohl nicht, wenn ich sage, dass sich während der zahlreichen Lockdowns die Welt schwer auf die Schultern der globalen Telekommunikationsnetze gestützt hat.
«In der modernen Welt leistet die digitale Anbindung einen wesentlichen Beitrag zum BIP. Die Chancen der digitalen Welt ermöglichen es Unternehmen, neue Märkte zu erreichen, ihre Effizienz zu steigern und die Interaktion mit ihrer Kundschaft stetig zu verbessern.»
Schon seit vielen Jahren steht die Schweiz im internationalen Vergleich der Breitbandversorgung an der Spitze zahlreicher Ranglisten. Grund hierfür ist der extrem dynamische Wettbewerb bei der Telekommunikationsnetzinfrastruktur. In dem kleinen und topologisch schwierigen Land konkurrieren knapp 200 potente Netzbetreiber miteinander, darunter nationale Anbieter wie Swisscom, Kabelnetzbetreiber und regionale Unternehmen mit eigenen Kabel- und Glasfasernetzen. Daher ist das Investitionsvolumen in IT und Netzwerke pro Kopf gerechnet in der Schweiz das höchste der Welt (Quelle: ITU-Studie «Measuring the Information Society Report»). Mit einem jährlichen Investitionsvolumen von rund 1,6 Milliarden Schweizer Franken ist Swisscom alleine (bei einem Nettoumsatz von zum Beispiel 2019 mehr als 8,5 Milliarden Franken in der Schweiz) verantwortlich für rund zwei Drittel der gesamten Investitionen in die IT- und Netzwerkinfrastruktur in der Schweiz.
Dieses hohe Mass an Investitionen zeigt sich deutlich in der Platzierung der Schweiz in einem internationalen Vergleich von Hochleistungsnetzen:
«Die Schweiz hat die Ziele der Digitalen Agenda für Europa im Rahmen der Strategie Europa 2020 übertroffen»
Schon seit Jahren besteht die Strategie von Swisscom beim Netzausbau darin, kontinuierlich und landesweit die neuesten Netzwerktechnologien und Netzkapazitäten einzuführen. Am 8. Oktober 2020 haben wir die nächsten Meilensteine verkündet: Wir sind das erste Telekom-Unternehmen der Welt, dem es gelungen ist, in einer realen Netzumgebung Geschwindigkeiten von 50 Gbit/s im Anschlussnetz zu erzielen. Hierfür wurde bestehende OLT-Hardware (Optical Line Termination) mit einem Prototyp einer PON (Passive Optical Network) Line Card mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 50 Gbit/s aufgerüstet. Über den Erfolg des Projektteams freue ich mich sehr und möchte allen Beteiligten danken. Es ist ein klarer Beweis unseres Anspruchs, technologischer Vorreiter zu sein.
Weitere Informationen bietet dieses kurze Video:
Dieser Meilenstein eröffnet uns zahlreiche zukünftige Anwendungsmöglichkeiten, da der Bedarf nach Bandbreite permanent weiter zunimmt. Allein im Festnetz hat sich das Datenvolumen in den letzten 10 Jahren um 1040% erhöht. In naher Zukunft ermöglicht uns die PON-Option mit 50 Gbit/s, unsere vorhandene FTTH-Infrastruktur (Fibre to the Home) bedarfsgerechter und flexibler zu nutzen. Mittelfristig rechnen wir damit, dass dies für das Geschäftskundensegment von Nutzen sein wird, um schnell und flexibel zusätzliche Bandbreite bereitzustellen, aber auch für die Erschliessung von 5G-Mobilfunkantennen. Auf dem Massenmarkt (Privatkunden) wird derzeit nicht mit einem vergleichbaren Bedarf gerechnet, da wir in diesem Segment erst kürzlich 10 Gbit/s eingeführt haben, was auf absehbare Zeit mehr als genug sein dürfte.
«Die PON-Option mit 50 Gbit/s ermöglicht uns, unsere vorhandene FTTH-Infrastruktur (Fibre to the Home) bedarfsgerechter und flexibler zu nutzen»
Allerdings ist dies nur der jüngste einer Reihe von Schritten, die wir in den letzten Jahren für den Netzausbau unternommen haben. Swisscom begann den umfassenden Breitbandausbau 2006 mit einem gross angelegten FTTC-Ausbau (Fiber to the Curb) und der Einführung des VDSL-Protokolls. Damals wie heute ging der Datenhunger hauptsächlich auf Onlinevideos zurück. Heute sind Videos und Streaming für rund 75% des Datenverkehrs in unserem Netz verantwortlich. Die 2006 ergriffenen Massnahmen schafften die Voraussetzungen für Bluewin TV, das eigene IPTV-Angebot von Swisscom. Anfänglich belächelt und nicht ernst genommen, hat es sich zu einem der wichtigsten Angebote von Swisscom entwickelt. Heute ist Swisscom mit Swisscom blue TV Marktführer im Fernsehgeschäft. Dieser Erfolg ging Hand in Hand mit einer wachsenden Nachfrage nach immer leistungsstärkeren Netzen.
Wenig später, 2008, begann Swisscom in Zusammenarbeit mit örtlichen Energieversorgungsunternehmen in den 20 grössten Städten der Schweiz den Ausbau von FTTH in Punkt-zu-Punkt-Architektur. Hierdurch sollten insbesondere wirtschaftsstarke städtische Gebiete in einem hart umkämpften Digitalmarkt unterstützt werden. Schon 2015 verfügten mehr als eine Million Schweizer Haushalte über einen Anschluss. Gleichzeitig kam aber die Frage auf, wie die Entwicklung jenseits dieser urbanen Gebiete vorangetrieben werden könnte. Schliesslich war die Bereitstellung eines modernen Breitbandanschlusses für alle Regionen wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Angesichts der besonders stark ausgeprägten föderalen Kultur in der Schweiz spielten dabei nicht nur politische Überlegungen eine Rolle, sondern auch das Selbstverständnis eines Unternehmens, das zeigen möchte, dass es sich der gesamten Bevölkerung und der Wirtschaft in allen Landesregionen verpflichtet fühlt.
Aus diesem Grund begann Swisscom 2015 eine Ausbauinitiative, die ehrgeiziger war als alles, was bis dahin weltweit versucht wurde: Bis 2021 sollte der Grossteil des Netzes in jeder der über 2000 Gemeinden in der Schweiz modernisiert werden, egal wie klein oder ländlich die Gemeinde ist. Hierbei wurde als Technologie eine leistungsstarke Alternative zu FTTH genutzt. Mit FTTH hätte der ehrgeizige Plan Jahrzehnte gedauert und wäre kaum wirtschaftlich rentabel gewesen. Daher entschied sich Swisscom für die Netzwerkarchitektur FTTS (Fiber to the Street), bei der Glasfaserleitungen bis auf 200 Meter an Gebäude herangeführt werden. Dort wandelt ein MicroCAN (ein aktives Netzelement) das optische Signal in ein elektromagnetisches Signal um, das anschliessend über das vorhandene Kupferkabel die letzten 200 Meter zur Kundschaft zurücklegt. Die kurze im Kupferkabel zurückgelegte Distanz erlaubt es zudem, das G.fast-Protokoll zu nutzen, das Übertragungsgeschwindigkeiten bis 500 Mbit/s ermöglicht und das Swisscom bereits 2016 als erstes Telekom-Unternehmen in Europa und als zweites weltweit eingeführt hat. Bislang hat Swisscom rund 2 Millionen Haushalte und Büros angeschlossen und wird das Ziel erreichen, bis Ende 2021 jede Gemeinde anzuschliessen.
«Eine Ausbauinitiative, die ehrgeiziger war als alles, was bis dahin weltweit versucht wurde: Bis 2021 sollte das Netz in jeder der über 2000 Gemeinden in der Schweiz modernisiert werden»
Anfang 2020 kündigten wir die nächste Entwicklungsstufe mit der Nachricht an, dass die Investitionen bis Ende 2025 auf dem gleichen Niveau bleiben würden. Bis zu diesem Zeitpunkt soll die FTTH-Abdeckung von aktuell 30% auf bis zu 60% verdoppelt werden, indem FTTH neu in Punkt-zu-Mehrpunkt-Architektur installiert wird. Mit höheren Übertragungsraten als den aktuell angebotenen 10 Gbit/s zu geringeren Stückkosten stellt dies den nächsten logischen Schritt beim Ausbau der bestehenden FTTS-Netze dar. Schliesslich müssen wir nur Glasfaser auf den letzten 200 Metern zu den Haushalten und Büros verlegen. Dadurch rückt auch eine neue Kostenproblematik in den Fokus. Aktuell betreibt Swisscom Systeme und Plattformen für kupfer- und rein glasfaserbasierte Netze parallel zueinander. Mit zunehmender FTTH-Abdeckung lässt sich die Effizienz durch Stilllegung der Kupfernetze steigern, zunächst zumindest auf regionaler Ebene. Swisscom hat diesbezüglich bereits eine Reihe von Pilotprojekten angestossen.
Damit kommen wir Schritt für Schritt unserer Vision einer Schweiz näher, die dank der weltweit leistungsfähigsten, auf Glasfaser- und 5G-Technologie basierenden Telekommunikationsnetze bereit ist, von den neuesten digitalen Möglichkeiten wie VR-/AR-Anwendungen oder effizienten Produktionsketten mit Industrie-4.0-Konzepten zu profitieren.
Wie ist unsere Netzstrategie zu beurteilen, und wo liegen die Herausforderungen für Hochleistungsnetze in der Schweiz und der Welt insgesamt?
Digitale Grüsse, Christoph
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Christoph Aeschlimann
CEO Swisscom AG
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