Leonie Flückiger
Zertifikate für Luxusuhren

Adresta setzt auf Swisscom Blockchain

Das Schweizer Start-up Adresta erstellt Blockchain-basierte Zertifikate für Luxusuhren, mit denen die Echtheit über den gesamten Lebenszyklus garantiert werden kann. Im Gespräch erläutert CTO Leonie Flückiger, warum Adresta neu auf Electronic Seal von Swisscom Blockchain setzt.
Roland Cortivo
Roland Cortivo, Chief Revenue Officer
18. Juni 2021

2018 wurden weltweit über zwei Milliarden Franken für gefälschte Schweizer Produkte ausgegeben. Dabei zählen Uhren vom Wert her zu den meist gefälschten Produkten: Auf 20 Millionen echte Schweizer Uhren kommen jährlich 40 Millionen Fälschungen. Der wirtschaftliche Schaden ist enorm.

Das 2019 gegründete ETH Spin-off Adresta bietet mit Blockchain-basierten Zertifikaten eine einfache Lösung, die die Echtheit hochwertiger Uhren über den gesamten Lebenszyklus garantiert. Neu setzt das Tech Start-up auf Electronic Seal und die private Blockchain Swiss Trust Chain von Swisscom. Wie es zu dieser Zusammenarbeit kam, erklärt Mitgründerin und CTO Leonie Flückiger im Gespräch mit Roland Cortivo.

Was macht Adresta und welche Kundenbedürfnisse werden abgedeckt?

Adresta digitalisiert den Lebenszyklus von Luxusuhren. Es werden alle wichtigen Ereignisse einer Uhr digital für Hersteller, Fachhändler und Käufer auf einer Plattform zur Verfügung gestellt. Jede Uhr, deren Hersteller oder offizieller Verkäufer ein Partner von Adresta ist, kann identifiziert und anschliessend als Original verifiziert werden. Somit hat jede echte Uhr nur ein digitales Zertifikat und einen rechtmässigen Besitzer. Fälschungen und Diebesgut werden auf dem Uhrenmarkt erkannt und von diesem ausgeschlossen. Adresta unterstützt die Uhrenhersteller, die Bedürfnisse ihrer Endkunden besser zu verstehen und baut rund um die Luxusuhr ein sicheres Ökosystem auf.

Wie erstellt Adresta heute die Zertifikate?

Bis anhin arbeiten wir für die Erstellung der Zertifikate mit der Public Blockchain Ethereum. Wir haben bereits ein Produkt mit einem Non-Fungible Token (NFT), welches im Einsatz ist.

Warum habt Ihr nach einer neuen Lösung gesucht?

Zusätzlich zur Public Blockchain wollen wir auch eine dezentrale Lösung anbieten, wobei das Vertrauen mit Schweizer Datenspeicherung und Schweizer Partnern im Vordergrund steht. Ein Produkt auf der Private Blockchain ist einfacher skalierbar. Unser Fokus liegt klar auf dem Mehrwert, den unser Produkt für alle Beteiligten schafft, und weniger auf der darunterliegenden Technologie. Hier wollen wir unseren Kunden Flexibilität bieten.

Welche Vorteile bietet Euch die Zusammenarbeit mit Swisscom Blockchain?

Wir möchten unsere Zertifikate künftig auch über eine private Blockchain abwickeln. Electronic Seal von Swisscom Blockchain schreibt den eindeutigen Fingerabdruck eines Dokuments auf die Swiss Trust Chain, der privaten Blockchain Infrastruktur der Swisscom und Post.

«Die Lösung von Swisscom ist Swiss made, von den Kosten her gut abschätzbar und überzeugt hinsichtlich Nachhaltigkeit.»

Die Lösung ist Swiss made, die Transaktionskosten sind gut abschätzbar und auch hinsichtlich Nachhaltigkeit überzeugt die Swiss Trust Chain. Zudem bietet die Swisscom ein Frontend, welches wir den Kunden zur Verfügung stellen können, um die Zertifikate sehr einfach via drag and drop zu verifizieren. Mit einer vertrauensvollen Marke wie Swisscom zusammenzuarbeiten, ist für uns ein weiterer Pluspunkt, zudem die Swisscom auch in der Uhrenindustrie schon Erfahrung hat.

Welche Dokumente im Lebenszyklus der Uhr werden zertifiziert?

Wir starten mit dem Uhrenhersteller: Beispielsweise jede neue Rolex, die hergestellt wird, erhält eine Art Geburtsurkunde. Die Urkunde bestätigt, von wem die Uhr hergestellt worden ist, enthält Informationen wie die Seriennummer, die Garantie, Bilder und wann und von wem die Uhr verkauft worden ist. Das Dokument wird zertifiziert und ermöglicht später für den Secondhand-Verkauf, die Beweisführung bzw. Verifikation, dass es diese Uhr genauso gibt. Künftig soll es auch Zertifikate für den Service, bei einem Erbe oder ein Versicherungs-Zertifikat geben.

Wie muss man sich eine Geburtsurkunde der Uhr vorstellen?

Grundsätzlich haben wir über Electronic Seal die Möglichkeit, jeglichen Dateityp zu zertifizieren. Wir haben in diesem Fall die Erfahrung gemacht, dass für die Nutzer ein PDF die bevorzugte Variante ist. In dem Sinne ist es also einfach ein PDF, das alle wichtigen Informationen über die Uhr enthält. Wir bilden in unserer Applikation aber das komplette digitale Modell der Uhr ab. Sobald die Konsumenten mehr Berührungspunkte mit der neuen Anwendung haben, kann die Technologie, oder eben die Information auf der Blockchain, komplexer werden.

Wie sehen die Zukunftspläne Eures jungen Unternehmens aus?

Als nächstes steht die Lancierung unseres Produktes auf der Swiss Trust Chain an, die Partnerschaft mit Swisscom gibt uns da eine starke Rückendeckung. Gemeinsam können wir dem Uhrenmarkt ein exklusives Angebot machen. Wir bekommen dazu jetzt schon sehr gutes Feedback von Herstellern und Händlern, denen Swissness und Vertrauen besonders wichtig sind. Wir werden ausserdem den Community-Aspekt noch stärker in den Mittelpunkt rücken, es werden natürlich weitere Partner hinzukommen und wir arbeiten an einer europaweiten Versicherung für Uhren. Das heisst, wir wollen unser Ökosystem mit spannenden Services ausweiten, dazu gehört zum Beispiel auch News-Content für Uhrensammler. Was mir persönlich am Herzen liegt, ist dass wir unsere Projekte praktikabel und Nutzerfokussiert umsetzen. Durch solche Use Cases schaffen wir eine Gewohnheit und bringen die Technologie voran.

Adresta

Adresta

Das Tech-Start-up wurde als ETH-Spinoff 2019 von Leonie Flückiger, Nicolas Borgeaud und Mathew Jobin Chittazhathu gegründet. Es bietet Blockchain-basierte Zertifikate für Luxusuhren an. Diese werden zusammen mit weiteren Informationen auf einer App gespeichert.

Electronic Seal

Die Blockchain-basierte eletronische Signatur für Dokumente.

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Swisscom Blockchain
Konradstrasse 12
8005 Zürich

Über Leonie Flückiger

Die Mitgründerin und CTO von Adresta war zuvor im Präsidium und Management der ETH juniors tätig, dem grössten Junior Enterprise Europas. Von McKinsey und Boston Consulting wurde sie als Top 1 % Next Generation Women Leader gewählt. Sie hält einen Master in Mikro- und Nanosystem der ETH Zürich.