Swisscom Broadcast stellt den Wissenschaftlern ihre Infrastruktur zur Verfügung – schliesslich besitzt nicht jeder ein Haus und einen Sendemasten auf dem legendären Wetterberg. Der 124 Meter hohe Metallmast von Swisscom Broadcast auf dem Gipfel des Säntis ist eines der Bauwerke mit den meisten Blitzeinschlägen in ganz Europa und damit der perfekte Ort für dieses Experiment.
Von Juni bis Ende September, der Hochsaison für Gewitter, werden die Forscher den Laser auf Gewitter richten und seine Fähigkeit testen, Blitze durch die Erwärmung und Ionisierung der lokalen Luft zu lenken. Der Laserstrahl wird in die Nähe der Antennenspitze gerichtet. Er zieht Blitzentladungen an und leitet sie zum konventionellen Blitzableiter des Mastes weiter. Blitzmessinstrumente, die von verschiedenen Universitäten permanent auf dem Säntis betrieben werden, sorgen zusammen mit dem sogenannten "interferometric Lightning Mapping Array" und Hochgeschwindigkeitskameras für die Blitzdiagnostik.
Jean-Pierre Wolf, Professor der Universität Genf und einer der führenden Blitzexperten weltweit, will die Gewitterwolken auf zweierlei Arten unschädlich machen: Entweder löst er innerhalb der Wolke Blitze aus, die gar nicht erst den Boden erreichen, und entlädt die Wolke so lange, bis sie friedlich ist. Oder er leitet die Blitze mit dem Laser zu einem gewöhnlichen Blitzableiter – in diesem Fall in den Blitzableiter auf dem Sendemasten von Swisscom Broadcast. Der Test läuft bis im Herbst. Dann haben die Wissenschaftler ausreichend Daten gesammelt, um zu entscheiden wie es weitergeht. "Ich weiss zwar nicht, ob unser Experiment funktionieren wird", gesteht Wolf. "Aber wir waren noch nie so nahe dran."