20 Jahre SBC – Interview mit CEO Dominik Müller

Schon seit 20 Jahren sorgt Swisscom Broadcast für sichere Verbindungen. Dennoch hat sich vieles seit 2002 verändert. Dominik Müller, was stand damals im Fokus? 

"Unsere Wurzeln reichen bis weit in die PTT-Zeit zurück. Die Hauptaufgabe war seit den 1950er Jahren, die Fernseh- und TV-Signale in die Haushalte zu übertragen. Dazu hat man in der ganzen Schweiz an den markantesten Standorten Sendeantennen gebaut. Diese haben die Signale vom Studio bis in die heimische Stube gebracht. Als Monopolist war man in einer recht komfortablen Lage – der Fokus lag auf einer sicheren Verbindung und einem störungsfreien Betrieb. Aber mit den Jahren hat sich unser Geschäft massiv gewandelt. Wir haben uns von Grund auf neu erfunden."

Alter Sendeturm auf dem Bantiger im Jahr 1954

Wie ist das gelungen? 

"Zuerst haben wir uns gefragt: Was können wir richtig gut? Und wer kann davon profitieren? Die Antwort lag auf der Hand: Wir sorgen für sichere Verbindungen – in jeder Situation. Das ist besonders für Kunden mit hohen Ansprüchen an die Versorgungssicherheit wichtig, zum Beispiel für Polizeikorps, die Rega oder Bergbahnen. Aber auch der Eventbereich braucht sichere Übertragungen. Entsprechend haben wir unser Portfolio ausgebaut. Wir haben zum Beispiel Polycom-Dienstleistungen für Blaulichtorganisationen dazu genommen, Betriebsfunk, Videoüberwachung, Event ICT oder Drohnenabwehr – und wir entwickeln uns laufend weiter. Zurzeit sind wir dabei, ein Notfunknetz zu testen, das Unternehmen auch bei längeren Stromausfällen eine sichere Kommunikation ermöglicht." 

Das klingt nach Gemischtwarenhändler… 

"Ich nenne es Differenzierung. Trotzdem haben alle Produkte und Services gemeinsam, dass es um sichere Verbindungen für Kunden mit hohen Sicherheitsansprüchen geht. Das ist unsere Expertise und ihr bleiben wir treu."

Wie haben die Mitarbeitenden auf diesen Wandel reagiert?  

"Mehrheitlich positiv. Den meisten Mitarbeitenden von Swisscom Broadcast ist klar, dass die alten Zeiten vorüber sind und wir als agiles KMU agieren müssen, um am Markt zu bestehen. Dazu gehört, dass wir die Chancen der Digitalisierung nutzen; sowohl mit besseren Angeboten für unsere Kunden als auch mit der Verbesserung von internen Prozessen. Ich erlebe motivierte Mitarbeitende, die diese Chancen packen und den Wandel aktiv mitgestalten wollen. Es ist auch völlig in Ordnung, wenn jemand ein nostalgisches Wort äussert, solange wir insgesamt nach vorne blicken."  

Die Digitalisierung war also der grösster Einflussfaktor der letzten Jahre. Was denkst du, wird Swisscom Broadcast in Zukunft beschäftigen?   

"Das wird die Digitalisierung bleiben, denn sie ist längst nicht abgeschlossen. Manchmal scheint mir, dass im Halbjahrestakt neue Technologien auf den Markt kommen. Diese werden uns weiterhin auf Trab halten, denn schliesslich wollen wir an vorderster Front von ihnen profitieren. Aber natürlich beschäftigen uns auch globale Entwicklungen wie die Strommangellage oder die Versorgungsknappheit sehr."   

Wie siehst du die Umstellung von UKW auf Digitalradio? Hat sie grosse Auswirkungen auf Swisscom Broadcast?   

"Ja, das wird nochmals einen Meilenstein in unserer Geschichte. Aber wir haben mit der Abschaltung von DVB-T in 2019 schon viele wichtige Erfahrungen – gerade auch kultureller Art – gemacht und unsere Lehren gezogen. Deshalb fürchte ich mich nicht vor dieser Umstellung." 

«Ganz ehrlich: Ich kann mir keine interessantere Tätigkeit vorstellen»

Dominik Müller, CEO Swisscom Broadcast

Was macht Swisscom Broadcast deiner Meinung nach einzigartig?  

"Wir sind ein KMU, das eng an einen grossen Konzern angebunden ist. Das gibt uns einerseits die notwendige Agilität und anderseits die beruhigende Stabilität. Es ist eine Kombination, die es in der Schweiz nur selten gibt. Ausserdem haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen, dass wir dynamisch auf sich wandelnde Marktbewegungen reagieren können. Wir haben relativ schnell in neuen Branchen Fuss gefasst und uns einen Namen gemacht. Ich denke zum Beispiel an den gesamten Event-Bereich, wo wir Fussballspiele oder Wirtschaftstreffen in die ganze Welt übertragen. Auch den Bereich Videoüberwachung und -analyse haben wir in kurzer Zeit am Markt etabliert. Mit der Übernahme der Audio-Video G+M wollen wir zur Nummer 1 im Schweizer Markt werden."  

Was verbindet dich persönlich mit Swisscom Broadcast?  

"Als Ostermundiger spielt der Sendestandort Bantiger in vielen Kindheitserinnerungen eine tragende Rolle. Mit ungefähr zehn Jahren hat meine Klasse eine Nachtwanderung gemacht, um den Sonnenaufgang auf dem Bantiger anzuschauen. Ich erinnere mich genau an den langen Weg im Licht der Taschenlampen. Aber vielleicht noch wichtiger: Von meinem Kinderzimmer aus konnte ich den Sendeturm sehen. Ich weiss noch, als der neue Turm gebaut wurde und der alte nach und nach verschwand. Die Sendeantenne faszinierte mich schon als Bub. Ich hätte mir damals nie träumen lassen, dass ich einmal an der Spitze des Unternehmens stehe, das für die Bantiger-Antenne verantwortlich ist." 

Ist das ein gutes Gefühl?  

"Sogar ein fantastisches Gefühl! Unser Geschäft löst bei mir immer noch starke Emotionen aus. Wir sind an der Schnittstelle von alter und stabiler Technik wie Rundfunk oder Richtfunk und sehr modernen, sich rasant entwickelnden Technologien wie Videoüberwachung, künstliche Intelligenz oder Streaming-Übertragungen. Meine Aufgabe ist, mitten in diesem Spannungsfeld mit allen Bällen zu jonglieren. Ganz ehrlich: Ich kann mir keine interessantere Tätigkeit vorstellen."   

Dominik Müller, CEO

Seit November 2019 führt Dominik Müller Swisscom Broadcast als CEO durch die digitale Transformation. Der gebürtige Berner strebt danach, das Potenzial neuer Technologien auszuschöpfen und damit Kunden zu begeistern sowie neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschliessen. Dominik Müller stösst 2009 als Head Product Management zu Swisscom Broadcast AG. 2015 wird der gelernte Elektroingenieur zum COO ernannt. 

Mehr zu unserem 20 Jährigen Jubiläum, finden Sie in unserer: Chronik(öffnet ein neues Fenster)