Swisscom Digital Health Radar 2025: Kollaboration als Schlüsselfaktor für eine kosteneffiziente Digitalisierung

Der Swisscom Digital Health Radar untersucht den Fortschritt der Digitalisierung in Schweizer Spitälern. Die zweite Ausgabe zeigt, dass die Organisationen einen strategischen Schwerpunkt setzen. Jedoch sind ein kollaboratives Mindset, wirksame Umsetzungen und gezielter Ressourceneinsatz unabdingbar, um die Digitalisierung voranzutreiben.

30. Januar 2025, Text: Saskia Wyss           4 Min.

Der diesjährige Swisscom Digital Health Radar (SDHR) zeigt ähnlich wie die letztjährige Publikation ein durchzogenes Bild des Digitalisierungsfortschrittes in Gesundheitsinstitutionen der Deutschschweiz. Die digitale Transformation wurde erneut anhand von acht Dimensionen untersucht.

Insbesondere die Dimensionen mit dem momentan grössten Digitalisierungspotenzial zeigen geringe Fortschritte auf. Im Folgenden erfahren Sie, wo mögliche Hebelwirkungen in diesen Bereichen liegen, und im SDHR erhalten Sie detaillierte Einblicke in die Analyse aller Dimensionen.

Der SDHR zeigt den aktuellen Stand der Digitalisierung der Schweizer Gesundheits­institutionen anhand acht zentraler Dimensionen der digitalen Transformation auf.

Kosteneffizienter Ressourceneinsatz für die IT-Resilienz

Das Resilienz-Management präsentiert sich aktuell als die beste entwickelte Dimension – allerdings ist dieses Ergebnis mit Vorsicht zu geniessen. Zwar schätzen sich 80% der Teilnehmenden als fortgeschritten in Bezug auf konzeptionelle und technische Sicherheitsprävention ein. Andererseits verfügen fast die Hälfte der Teilnehmenden nicht über die notwendigen Konzepte und technischen Mittel für die vollständige Verhinderung und Mitigation von Systemausfällen. In einem solchen Fall können sie ebenso den Datenzugriff seitens Mitarbeitende für die Behandlung von Patienten und Patientinnen nicht umfassend gewährleisten.

Die IT-Resilienz in Spitälern lässt sich mit externer Kollaboration erhöhen; dieser Ansatz ist zwingend als strategischen Wettbewerbsvorteil zu sehen. Durch gezielte Bereitstellung von Ressourcen für externe Mitarbeitende mit spezialisierten Fähigkeiten werden Spitäler kosteneffizient und wettbewerbsfähig. Gleichzeitig ermöglicht die punktuelle Kollaboration, die Digitalisierung schrittweise anzugehen.

Mehr Interdisziplinarität für den Change

Im Bereich Organisationssteuerung und Daten-Management verfügen 80% der Organisationen über eine vollständige oder teilweise vollständige Digitalisierungsstrategie. Es gibt aber Umsetzungsschwächen im Bereich Kultur und Change-Management: Gut ein Drittel bestätigt Uneinigkeit in Bezug auf den Scope der Digitalisierungsstrategie. Und nur zwei Drittel geben an, dass Digitalisierungsvorhaben top down aktiv unterstützt werden und dass die Interdisziplinarität Teil der gelebten Unternehmenskultur ist.

Darüber hinaus schulen Gesundheitsorganisationen ihre Mitarbeitenden, wenn Änderungen in Applikationen anstehen, doch das reicht nicht aus, um eine digitale Transformation erfolgreich umzusetzen. Vielmehr schafft die Digitalisierung dann echten Mehrwert, wenn Vorgesetzte ihre Mitarbeitenden aktiv in den Änderungsprozess miteinbeziehen. Weiter wirken Schulungen, die auch Themen wie KI abdecken, unterstützend in der Transformation. Schliesslich sind eine abteilungsübergreifende Herangehensweise und regelmässige Austauschmöglichkeiten über den Digitalisierungsfortschritt weitere unabdingbare Faktoren, welche die Transformation positiv beeinflussen.

Möchten Sie die detaillierten Ergebnisse je nach Region und Dimension erfahren?

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Prozessinnovationen fördern

Trotz vielfältiger Ansätze zur Prozessautomatisierung ist deren Einsatz noch bescheiden: Nur 12% der Teilnehmenden geben an, Arbeitsabläufe vollständig mithilfe von Workflows zu steuern. 32% stimmen voll zu, die Textanalyse als Unterstützung zu nutzen, und bloss 32% geben an, teilweise die automatische Spracherkennung einzusetzen.   

Klinische Prozesse sind Kernprozesse eines Spitals und Ausgangspunkt von Digitalisierungsmassnahmen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Spitäler damit beginnen, die Abbildung von Prozessen und deren Unterstützung verstärkt voranzutreiben. Gerade bei Workflows werden nur einzelne statt ganzheitliche Prozesse (End-2-End) abgebildet. Abhilfe schafft hier der Ansatz der Robotic Process Automation, der vergleichsweise günstig ist, und standardisierte Prozesse mit hohem Volumen unter Berücksichtigung von Compliance-Richtlinien und Datenschutzbestimmungen automatisieren kann. Einige Institutionen setzen RPA bereits erfolgreich ein.

 «55% beträgt der durchschnittliche Digitalisierungsfortschritt über alle Dimensionen hinweg.»

Interoperabilitätsstandards einfordern

Ebenfalls bestehen Diskrepanzen zwischen strategischen Überlegungen und deren Umsetzungen im Informationsaustausch. Knapp drei Viertel der Teilnehmenden geben an, dass ihre Organisation eine Strategie zur Interoperabilität hat. Dahingegen kann nur knapp ein Viertel der Teilnehmenden entsprechend umgesetzte Maßnahmen bestätigen.

Die Schwierigkeit, Datensilos aufzubrechen, liegt unter anderem an technischen Herausforderungen seitens Hersteller von Informationssystemen. Dennoch müssen Spitäler Standards – gerade auch im Hinblick auf den Datenschutz – konsequent einfordern. Dies impliziert eine Konzeptionierung und Implementierung basierend auf Fast Healthcare Interoperability Resources (FHIR) oder open Electronic Health Record (openEHR).

  • Ziel der Umfrage: Jährliches Monitoring des Ist-Zustandes des Digitalisierungsfortschritts von Schweizer Gesundheitsinstitutionen.
  • Methodik: Umfrage mit 70 Fragen in Dimensionen der Digitalisierung.
  • Zeitraum: Erstmals 2023 in der Deutschschweiz durchgeführt. Jährliche Durchführung.
  • Kooperationspartner:  An der Konzeptionierung des SDHR waren die Universität Luzern, Fachhochschule Nordwestschweiz, Hirslanden Kliniken Ostschweiz und das Felix-Platter-Spital beteiligt.
  • Stichprobe:
    • Es nahmen Institutionen quer durch das gesamte Gesundheitswesen teil: Universitätsspitäler, Reha-Kliniken, psychiatrische Einrichtungen, Zentrums- und Regionalspitäler.
    • Die Datenlage unterscheidet sich leicht von der Ausgabe aus 2023, wodurch die Ergebnisse in der Tendenz vergleichbar sind. Dadurch, dass andere Institutionen teilgenommen haben, wurde das Bild über den Digitalisierungsfortschritt ergänzt.
    • Im Durchschnitt verfügen die teilnehmenden Institutionen über 1987 Mitarbeitende, 14 FTE in der IT-Abteilung und 4 Prozent IT-Budget am Gesamtumsatz.
    • Die meisten teilnehmenden Institutionen kamen mit je 45 und 23 Prozent aus der Nordwestschweiz und Zürich. Der Anteil der Teilnehmenden aus der Zentral- und Ostschweiz sowie dem Mittelland machen zusammen gut einen Drittel aus.

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