Coaching fürs «Low Power Network»

Ein Bootcamp für das Internet der Dinge


In Low Power Network-Bootcamps von Swisscom können die Teilnehmer lernen, wie man mit der Technologie ein «Schwarm-Stromnetz» baut oder weltweit Maschinen überwacht.


Text: Urs Binder,




Beide Workshops waren voll ausgebucht, kein Sitzplatz blieb frei: Am 7. und 8. Februar fanden sich je rund 25 Teilnehmer zum «LPN Bootcamp» im Swisscom-Gebäude an der Pfingstweidstrasse in Zürich ein. Die Abkürzung steht für «Low Power Network», konkret gemeint ist die LoRaWAN-Technologie. Die Teilnehmer erhielten im theoretischen Teil am Vormittag das technische Grundwissen und konnten am Nachmittag das Gelernte in die Praxis umsetzen. Dazu erhielt jeder einen «LPN Maker’s Kit» mit Arduino-kompatiblem Entwicklungsboard, diversen Sensoren und Aktoren und allem nötigen Zubehör zum Einstieg in die Welt von LoRaWAN.


Erste Gehversuche

Swisscom betreibt ein schweizweites Netz von LoRaWAN-Basisstationen, mit dem sich Sensoren und andere Geräte im Internet der Dinge auf stromsparende Weise über längere Distanzen verbinden und mit anwenderseitigen Systemen Daten austauschen können. Und genau darum ging es im Bootcamp: Wie bucht man ein IoT-Gerät ins LoRaWAN-Netz ein (Onboarding)? Wie setzt man Meldungen ab und wie lassen sich Meldungen aus dem Netz empfangen? Was lässt sich mit der Technologie gut umsetzen, für welche Projekte sind andere Wireless-Technologien besser geeignet? Was sind die konkreten Vor- und Nachteile von LoRaWAN im Vergleich? Und was sind die Besonderheiten und Kosten im Netz von Swisscom?


Ein erster Einstieg in LoRaWAN war denn auch das Anliegen der meisten Teilnehmer, konkrete Projekte sind noch rar. Für die Elektron AG gilt dies nicht, wie Produktmanager Marc Länzlinger ausführt: «IoT und LoRa sind für Elektron schon länger ein zentrales Thema. Seit Jahren bieten wir vernetzte öffentliche Beleuchtung mit zentralisierter Steuerung über IoT und erweitern dies nun auf ganze Smart-City-Lösungen. Eine Option dafür ist LoRaWAN, wir setzen aber auch andere IoT-Netzwerke wie das IP-basierte Mesh 6loWPAN ein.»



Breites Teilnehmerfeld: Unter anderen Lehrer, Entwickler und Ingenieure besuchten das LPN-Bootcamp.

Breites Teilnehmerfeld: Unter anderen Lehrer, Entwickler und Ingenieure besuchten das LPN-Bootcamp.

 


Michael Albrecht, Leiter ICT bei der Otto Suhner AG, nimmt zusammen mit dem CTO von Suhner am Bootcamp teil. «Wir möchten erfahren, was die Vorteile von LoRaWAN sind, was man damit alles machen kann, was es kostet und ob die Technologie in unser Unternehmen passt.» Anwendungsideen sind vorhanden: «Unsere Vorstellung ist es, unsere weltweit installierten Maschinen mit Hilfe des IoT zu überwachen, um die Auslastung und die Effizienz zu optimieren.»


Ein Blick auf die Teilnehmerliste zeigt breites Interesse an LoRaWAN bei den unterschiedlichsten Industrien, von IoT-fokussierten Lösungsanbietern über Logistik- und Finanzdienstleister bis zum Hersteller von kleinen Solar-Speicherkraftwerken, die sich zu einem autonomen «Schwarm-Stromnetz» vernetzen lassen. Ein Informatiklehrer aus dem Kanton Jura, ein Entwickler und ein Netzwerkingenieur der Informatikdienste der Stadt Winterthur sowie diverse Forscher und Studenten der ETH rundeten das Teilnehmerfeld ab. 



Das «LPN Maker’s Kit» mit Entwicklungsboard, Sensoren und allem nötigen Zubehör zum Einstieg in die Welt von LoRaWAN

Das «LPN Maker’s Kit» mit Entwicklungsboard, Sensoren und allem nötigen Zubehör zum Einstieg in die Welt von LoRaWAN


Aufklärung bis ins Detail

Wie so häufig steckt der Teufel auch bei LoRaWAN im Detail. So braucht es für das Onboarding verschiedene URLs und Schlüssel. Und LoRaWAN arbeitet zwar prinzipiell bidirektional – aber je nach Geräteklasse schalten die verbundenen Devices aus Energiespargründen bloss sehr kurzzeitig auf Empfang. Das stellt auch an die Reaktionszeit der Backend-Systeme, zum Beispiel der Applikationsserver der Anwender, hohe Ansprüche.


Die Bootcamp-Teilnehmer erhielten fachkundige Unterstützung von LPN-Spezialisten des auf IoT fokussierten Anbieters Actility, auf dessen Plattform auch das LoRaWAN-Netz von Swisscom setzt, vom Tessiner Digitalisierungsspezialisten Gimasi, der den LPN Maker’s Kit zusammengestellt hat sowie von den Swisscom-Experten Nico Vonau und Adrian Fuchs.

LPN bleibt Thema

Informationen über die nächsten Bootcamps und LPN allgemein finden Sie auf der Swisscom LPN Webpage.


«Heute können wir viel günstiger und einfacher Messungen machen und in Anwendungen vorstossen, für die bisherige Systeme zu teuer oder zu schwierig zu realisieren waren.»


Justin D’Atri, Partnership Coordinator Innet AG


Justin D’Atri, Partnership Coordinator beim Innerschweizer Umweltmonitoring-Unternehmen Innet AG, konnte vom geballten Expertenwissen unmittelbar profitieren: Ein Problem mit einem LoRaWAN-vernetzten Distanzsensor, der als «Smart Waste Sensor» zur Messung des Füllstandes von Abfallcontainern zwecks Routenoptimierung eingesetzt wird, konnte direkt am Bootcamp gelöst werden.



Justin D’Atri, Partnership Coordinator bei Innet AG

Justin D’Atri, Partnership Coordinator bei Innet AG


D’Atri zeigt sich begeistert von den neuen Möglichkeiten: «Wir haben schon Sensornetzwerke gebaut, bevor der coole Begriff IoT aufkam. Früher waren die Geräte viel grösser – die kühlschrankgrossen Luftqualitäts-Messstationen entlang der Autobahnen kennt wohl jeder. Heute sind die Sensoren kleiner, vergleichbare Geräte haben in einer Hand Platz.» Dank neuen Wireless-Technologien wie LoRaWAN hätten die batteriebetriebenen Geräte eine lange Autonomie. Und die drahtlose Vernetzung bringe direkte finanzielle Vorteile: «Das teuerste ist es, einen Sensor zu verkabeln. Heute können wir viel günstiger und einfacher Messungen machen und in Anwendungen vorstossen, für die bisherige Systeme zu teuer oder zu schwierig zu realisieren waren.»





LPN Experience Center


Das LPN Experience Center in der Swisscom Geschäftsstelle in der Müllerstrasse 16 in Zürich ist ganz dem Low Power Network gewidmet. KMU- und Enterprise-Geschäftskunden können sich für eine Führung anmelden. Interessante Live-Demos und Einblicke in zahlreiche interessante Anwendungsmöglichkeiten warten auf Sie! Interessiert? Kontaktieren Sie Roger Kaspar.




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