Vertreter der Firma Codec, die den diesjährigen IoT Climate Award gewonnen haben.
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Nachhaltigkeit für Firmen ohne Millionen-Budget? So gehts

Die wenigsten Schweizer Firmen leisten sich eine eigene Nachhaltigkeits-Abteilung. Aber auch ohne grosses Budget lassen sich viele Ressourcen einsparen. Wie können KMU ihren CO2-Fussabdruck verringern? Das haben wir Res Witschi, Leiter Corporate Responsibility bei Swisscom, gefragt.

Res Witschi

Res Witschi ist Delegierter für nachhaltige Digitalisierung bei Swisscom und Experte für Energie- und Umweltmanagement.

99 Prozent der Schweizer Unternehmen gelten als KMU – als kleine und mittlere Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten. Und mit rund 87 Prozent hat die grosse Mehrheit davon weniger als zehn Angestellte. Die wenigsten dieser Unternehmen leisten sich eine eigene Corporate-Responsibility-Abteilung oder investieren Millionen in die Nachhaltigkeit. Trotzdem können kleine und mittlere Unternehmen viel für die Umwelt tun, sagt Res Witschi, Leiter Corporate Responsibility bei Swisscom. Und gibt im Interview auch gleich konkrete Tipps mit auf den Weg.

Res Witschi, was raten Sie Unternehmen, die ihre Verantwortung gegenüber der Umwelt wahrnehmen wollen, aber nur über ein kleines Zeit- und Finanz-Budget verfügen?

Da ist zunächst das Stichwort «Work Smart»: Wie viel Mobilität braucht es wirklich, damit die Zusammenarbeit unter den Mitarbeitenden funktioniert? Vielleicht reicht es ja, wenn die Mitarbeitenden nur ein- bis zweimal pro Woche im Büro sind und den Rest von zu Hause aus erledigen. Gerade während Corona haben viele Firmen erlebt, dass die tägliche Fahrt ins Büro vielleicht gar nicht nötig ist und Sitzungen auch digital funktionieren. Das spart Zeit und Energie – und erhöht die Lebensqualität.

Mobilität reduzieren – das klingt gut, funktioniert aber nur für klassische Bürojobs. Was macht ein KMU, das eine Werkstatt oder einen Laden betreibt?

Hier sollte man die Gebäudetechnik in den Fokus nehmen. Denn diese macht neben der Mobilität den grössten Teil der Schweizer CO2-Bilanz aus. Was lässt sich energieeffizienter gestalten? Dazu ist es nicht nötig, gleich eine Solaranlage zu installieren: Die heutige IoT-Technologie, das sogenannte «Internet of Things», ermöglicht mit relativ einfachen Mitteln grosse CO2-Ersparnisse.

Wie kann man sich das konkret vorstellen? Was hat das «Internet of Things» mit Umweltschutz zu tun?

IoT-Technologien basieren alle auf einem einfachen Grundprinzip: Sensoren eines Gerätes messen Daten, die ein intelligenter Algorithmus so verarbeitet, dass er das Gerät effizienter macht. Nehmen wir zum Beispiel die Firma Cadec, die dieses Jahr den Swisscom IoT Climate Award gewonnen hat. Das ist eine kleine Firma, deren Mitarbeitende ein innovatives Tool geschaffen haben, mit dem sich die Heizung aus der Ferne regulieren lässt. So verringern sich Heizkosten zum Teil massiv. Cadec ist zugleich ein Lieferant der MakeHeatSimple-Initiative von Energie Schweiz und trägt damit dazu bei, dass Klimaschutz für Zweitwohnungen auf eine zielführende Weise angegangen werden kann. Oder Sensile Technologies, das mit der Fernüberwachung von Gas- und Öltanks seit mehr als 20 Jahren für eine ökologischere Logistik sorgt. Erst wenn die Tanks weitgehend leer sind, werden diese neu befüllt. Das minimiert die Fahrten massiv.

Cadec und Sensile Technologies sind beides Sieger des diesjährigen IoT Climate Awards. Was ist das für ein Award?

Swisscom setzt sich seit Jahrzehnten für eine nachhaltigere Wirtschaft ein. Als Teil unserer Nachhaltigkeits-Strategie fördern wir die Nachhaltigkeits-Initiativen kleinerer Firmen – unter anderem eben mit dem IoT Climate Award. Mitmachen können alle unsere Kundinnen und Kunden, die spannende IoT-Lösungen mit einem messbaren Effekt anbieten. Die Jury besteht aus Vertretern von myclimate, Ericsson und Swisscom. Sie entscheidet nach verschiedenen Kriterien wie Innovation, konkreter CO2-Einsparung oder Kundenerlebnis.

Wer am IoT Climate Award teilnimmt, muss die erreichte CO2-Reduktion nachweisen. Wie macht man das überhaupt?

Da gibt es bestimme Formeln, um das eingesparte CO2 zu berechnen. Wenn – wie im Fall von Sensile Technologies – dank IoT am Ende weniger Lastwagen unterwegs sind, ist der eingesparte Treibstoffverbrauch ziemlich genau berechenbar. Weiss ich, wie viel Energie eine Heizung im Winter braucht, weiss ich auch, wie viele Energiekosten ich durch gezielteres Heizen einspare. Das ist bei der prämierten Lösung von Cadec der Fall. Oder auch bei Avelon, dem drittplatzierten Unternehmen. Dank deren Anwendung optimiert unter anderem die Migros ihre Heizungs-, Lüftungs- und Kühlungsanlagen.

Welche Tipps geben Sie Entscheidern bei KMU mit auf den Weg, ihren CO2-Ausstoss zu senken?

Erstens, schon erwähnt, Work Smart: Hinterfragen Sie Ihre Mobilität. Zweitens: Wenn Mobilität tatsächlich nötig ist, wie machen Sie sie effizienter? Ist es möglich, dass Ihre Mitarbeitenden mit dem E-Bike, dem ÖV oder dem Elektroauto zur Arbeit fahren? Können Sie durch Fernüberwachung von Anlagen mit Sensoren die Logistik optimieren? Drittens: Ein Unternehmen, das etwas produziert, kann das Produkt an sich nachhaltiger gestalten. Lässt sich in der Produktion beispielsweise Abfall bei der Verpackung reduzieren oder gar wiederverwerten?

Viertens: Die Energiebilanz von Gebäuden trägt entscheidend zum CO2-Ausstoss bei. Hier gibt es Optimierungspotenzial – zum Beispiel mit intelligenten Sensoren, die die Effizienz eines Gebäudes messen und optimieren. Und schliesslich – nutzen Sie die neuen Technologien, denn sie helfen uns, wichtige Ressourcen gezielter einzusetzen. Ganz wichtig: Jeder Beitrag zählt, damit uns der Übergang zu einer nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsweise gelingt.

IoT Climate Award 2020

Der Swisscom IoT Climate Award würdigt herausragende Leistungen von Unternehmen und deren Beitrag zum Klimaschutz. Er trägt auch dazu bei, die Branche zur Realisierung positiver Veränderungen zu inspirieren und für eine nachhaltige Zukunft Sorge zu tragen.

Im Rahmen des IoT Days 2020 hat Swisscom erstmals am 23. Januar 2020 den IoT Climate Award an drei Unternehmen verliehen. Zum Sieger hat die Jury die Firma Cadec mit ihrer Lösung «TeleButler» erkoren. Ihre zukunftweisende Lösung, dank der Heizungen in Ferienwohnungen ferngesteuert werden, reduziert CO2-Emissionen massgeblich. Das visuell ansprechende Design und die einfache Bedienung haben zusätzlich überzeugt.

Sensile Technologies, das zweitplatzierte Unternehmen, gilt als IoT-Vorreiter. Die Fernüberwachung von Gas- und Öltanks sorgt schon seit mehr als 20 Jahren für eine ökologischere Logistik. Erst wenn die Tanks weitgehend leer sind, werden diese neu befüllt. Das minimiert die Fahrten zu den Tanks massiv.

Den dritten Platz belegte Avelon mit dem Monitoring und der Optimierung von Heizungs-, Lüftungs- und Kühlungsanlagen. Die Lösung trägt zur entscheidenden Reduktion von CO2 und Strom im Hauptgebäude des Migros Genossenschaftsbundes in Zürich bei.

In Kürze: Mehr Nachhaltigkeit in 5 Schritten

  1. Work Smart: Reduzieren Sie Ihre Mobilität auf das Nötigste.
  2. Effizientere Fahrzeuge: Können Sie auf ÖV, E-Bike oder Elektroauto umsteigen? Lässt sich die Logistik durch Fernüberwachung von Anlagen optimieren?
  3. Nachhaltigere Produktion: Wo lässt sich Energie oder Abfall reduzieren?
  4. Gebäudetechnik: Was lässt sich nachhaltiger gestalten?
  5. Keine Angst vor Innovation: Nutzen Sie die neuen IoT-Technologien – das zahlt sich auch langfristig aus.

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