Neben Seniorweb oder 50plus.ch spricht Helvetic Care als rasant wachsende Plattform Seniorinnen und Senioren an. Helvetic Care deckt die Themenfelder Gesundheit, Finanzen, Reisen, Versicherungen, Digitalisierung und vieles mehr ab. Otto Bitterli ist der Verwaltungsrats-Präsident, der weiss, wieso es Helvetic Care braucht und wohin die Reise gehen muss.
Herr Bitterli, Helvetic Care trifft offenbar auf ein grosses Bedürfnis bei den Senioren in der Schweiz…
Ja, wir sind selbst positiv überrascht worden, ist doch unsere Plattform (helveticcare.ch) vom Mai 21 von 5‘500 Besuchern auf über 30‘000 im Dezember gestiegen. Wir hatten ursprünglich ein Ziel von 10’000 anvisiert. Auch nehmen die Zahlen an Followern auf den Sozialen Medien und an registrierten Usern auf der Plattform kontinuierlich zu. Das zeigt uns, dass wir mit dem Content und den Angeboten offensichtlich das Interesse der Menschen in der Kernzielgruppe 55 – 75 gut treffen.
Nun gibt es in diesem Segment schon einige Plattformen, die gut etabliert sind. Was wollen Sie mit Helvetic Care anders machen?
Wir sind ausschliesslich digital erreichbar und planen nicht, zusätzlich über offline Medien zu gehen. Und wir sind nicht auf Werbeformen wie Bannerwerbung aus. Der Besuch der Seite ist für die Besucher «ruhig». Und kostenlos. Die Partner, mit denen wir die Inhalte erarbeiten, inszenieren sich über ihre effektiven Leistungen, nicht über Werbebotschaften. Wir richten uns auch konsequent auf die Themen, die die Menschen interessieren, aus. So analysieren wir zum Beispiel die Anfragen auf Google, und so wachsen wir, weil unsere Inhalte relevant sind . Wir bieten keine Spiele an, wie dies andere Plattformen machen, wir sind sehr themenorientiert.
Sie sind selbst Teil der Zielgruppe von Helvetic Care: Verstehen Sie die jungen Redaktorinnen und Autoren noch?
Ja, das ist eine sehr interessante Frage. Mittlerweile arbeiten wir aber noch mit einem etwas älteren Mitarbeiter zusammen, damit ich nicht alleine bin (lacht). Wir verstehen uns sehr gut und ergänzen und respektieren uns. Das hilft, Mehrwert zu schaffen. Ich persönlich musste erkennen, dass «digital umsetzen» etwas ganz anderes ist als Digital- Strategien zu entwickeln. Ich lerne insbesondere von Alexander Delgado – unserem CEO – täglich Neues. Meine Erfahrung zur Zielgruppe aus meinen früheren Tätigkeiten heraus, und auch mein Netzwerk wird andererseits sehr geschätzt.
Es gibt Artikel, die gesponsert sind. Wie authentisch kann Helvetic Care sein, wenn bestimmten Inhalten ein Marketing-Gschmäckle anhaftet?
Ich denke, das stört die Leser nicht, solange der Artikel nicht einfach plumpes Marketing ist. Die Leser verstehen sehr wohl, was authentisch für sie ist, und sie können selbst entscheiden, was sie damit anfangen wollen. Wenn mich etwas interessiert und der Artikel gut und informativ geschrieben ist, dann ist es mir als Leser egal, ob der «gesponsert» ist. Ich habe den Eindruck, dass in der Schweiz viel zu viel über «gesponsert ist schlecht und nicht gesponsert ist gut» diskutiert wird. In anderen Kulturen ist diese Debatte viel entspannter. Aber klar: wir müssen darauf achten, dass wir auch eigenen Content publizieren und wir müssen die Qualität des «gesponserten» Content überprüfen.
Aber eine Website für Senioren? Die sind doch gar nicht im Netz…
Das stimmt so meines Erachtens überhaupt nicht. Viele ältere Menschen bewegen sich bereits im Netz und für viele ist das Netz auch ein dauernder Begleiter. Zudem ist die Generation, die den Internet-Hype um die Jahrtausendwende mit 65 erlebt hat, heute 85, jene, die damals 45 Jahre alt waren, sind heute 65. Da sind bereits viele ins Internet hineingewachsen, und es kommen immer mehr hinzu. Wir wollen da kommunikativ mitziehen, dort sein, wo unsere Zielgruppe ist. Sonst ist man von einem grossen Teil der Leute abgeschnitten. Zudem können die vielen Themen und Bedürfnisse, welche älter werdende Menschen treffen, nur digital abgebildet werden. Das ist ein enormer Vorteil der neuen Kommunikationsformen.
Was tun Sie persönlich dafür, dass Sie den (digitalen) Anschluss nicht verpassen?
Ich beschäftige mich seit zehn Jahren mit dem wirtschaftlichen und dem gesellschaftlichen Veränderungspotenzial der Digitalisierung. Und das ist riesig, und ich finde es faszinierend, da mitzudenken und mitzugestalten. Ich bin einfach neugierig und auch leidenschaftlich. Mittlerweile bin ich Teil einer digitalen Community geworden und damit bleibe ich automatisch dran. Aber ich bin katastrophal schlecht im Umgang mit der Technologie, bin oft unsicher, wo auf welchen Knopf ich drücken soll. Da sollte ich dringend einen Kurs bei Swisscom besuchen!
Helvetic Care
Helvetic Care ist eine Ratgeber-Plattform für Seniorinnen und Senioren zu verschiedenen Themen des Älterwerdens. Geprägt wurde die Plattform von Otto Bitterli inmitten des ersten Corona-Jahres. Er ist Staatswissenschaftler (HSG St. Gallen), war im Gesundheitswesen in verschiedenen Funktionen tätig und 14 Jahre lang CEO beim Krankenversicherer Sanitas. Er lebt mit seiner Lebenspartnerin in Brütten und hat zwei erwachsene Kinder.