
Swisscom TV 2.0
Swisscom TV 2.0 nimmt die Zukunft vorweg und bietet neuste Services wie Replay TV, Apps und Multiscreen-Funktionen.
Roger Baur (Text), 31. Oktober 2016
«Beeil dich, sonst verpasst du es»
Bis 2006 gabs noch für alles eine Zeit. Und wenn etwas verpasst wurde, war es verloren. Zurückspulen oder gar nachträglich aufzeichnen – an diese Möglichkeiten glaubten bis vor 10 Jahren nur Quantenphysiker.

«Wenn die Sendung beginnt, drücke ich die Rec-Taste»
Der VHS-Recorder! Nach einem fulminanten Technikkrieg in den frühen 80ern gegen Video 2000 und Betamax setzte sich ausgerechnet das qualitativ schlechteste System durch. Es flimmerte, schepperte und bis heute sind nur wenige Menschen bekannt, die es schafften, ein Programm mittels Timer aufzuzeichnen.

«Wetten, dass diese Sendung nicht auf einer Kassette Platz hat?»
Der Videorecorder war aber auch zeitlich stark begrenzt: Nur ganz teure Kassetten schafften 5 Stunden, die gebräuchlichsten endeten bereits nach 180 Minuten. Das wurde eng, wenn Thomas Gottschalk mal wieder überzog. An Nachtfüllende Events wie «Schlag den Star» war da noch gar nicht zu denken.
«Ich zappe mal durch»
2006 boten die meisten Schweizer Kabelnetze 50 bis 60 Sender an – mit der analogen Technik lagen nicht mehr Programme drin. Ein beliebter Zeitvertrieb war darum «Durchs-Programm-Zapping» und dauerte bei den Schnellsten eine gute Minute: Danach hatten sie schon alles gesehen.

«Dieser Film hat Balken»
Ein historischer Fehler führte dazu, dass sich das Fernsehen in einem unnatürlichen Bildformat etablierte: 4 zu 3. Das entspricht weder dem natürlichen Sichtfeld, noch dem im Kino verwendeten Seitenverhältnis. Und so kam es, dass Spielfilme entweder mit Balken am oberen und unteren Bildende ausgestrahlt oder links und rechts kurzerhand beschnitten wurden.

«Schalt mal auf den Servicekanal»
Obwohl Frequenzen rar waren, leisteten sich die meisten Schweizer Kabelnetze einen eigenen Kanal. Auf diesem Service- oder Infokanal genannten Sender informierten sie über neue Aufschaltungen oder aktuelle Störungen.

«Beim Fernsehanschluss habe ich keine Wahl»
Bis 2006 hatte jede Schweizer Gemeinde seinen eigenen TV-Anbieter: Entweder eine private Firma wie die Cablecom (heisst heute UPC), eine kommunale Genossenschaft oder die Stadtwerke selbst sorgten für den Empfang. Die Möglichkeit, den Anbieter zu wechseln, gab es nur indirekt – mit einer Satellitenschüssel. Doch darüber waren bis Ende der 90er gar keine Schweizer Sender zu sehen und bis heute fehlen viele, vor allem lokale Programme.

«Diesen Decoder habe ich mir selbst gebaut»
Die Schweiz war Europapionier in Sachen Pay-TV: Bereits seit dem 30. April 1982 gibt es verschlüsselte Sender. Und seit dem gleichen Tag auch verwegene Bastler, die versuchten sich illegal Empfang zu verschaffen. Noch bis vor 10 Jahren war das gar keine grosse Hexerei. So setzte der Deutschschweizer Teleclub in vielen Kabelnetzen eine so simple Codierung ein, dass sie zum Teil sogar durch eine Feinjustierung des Fernsehgerätes umgangen werden konnte.
Noch profaner war der Zugang zum Westschweizer Teleciné: Die eingesetzte Bildverschleierung war durchschaubar – mit blossem Auge sogar buchstäblich. Das führte dazu, dass beim sonntäglichen Erotikfilm bis zu 100’000 Zuschauer gemessen wurde, obwohl der Sender nur 15’000 zahlende Kunden hatte.

«Ich muss noch den Film zurückbringen»
Einen Film zu mieten hiess bis 2006: Holen und bringen – in die Videothek oder zumindest zur nächsten Post. Aber nicht nur das kostete im Zeitalter der DVD-Verleihs und Videopaläste viel Zeit. Auch damals geltende Regelungen stellten sicher, dass ein Film frühestens 6 Monate nach seinem Kinostart auf Video zu mieten war. Heute darf ein Film on demand gezeigt werden, sobald ihn das letzte Kino aus seinem Programm genommen hat.
«Die Schweiz ist ein TV-Entwicklungsland»
Tatsächlich war die Schweiz noch 2006 arg im Rückstand. 2006 schaute erst einer von zwanzig Haushaltungen digital fern. Kein Wunder: Denn digitales Fernsehen verband man 2006 mit hohen Kosten. Die Miete der damals zum Empfang nötigen Set-Top-Box kostete zusätzlich zu den Kabelanschlussgebühren 25 Franken monatlich.
In anderen Ländern war man da wesentlich weiter: etwa in Deutschland oder in Skandinavien. Heute sieht das anders aus: Hierzulande schauen nun 100 Prozent digital, das analoge Fernsehen gibt’s längst nicht mehr – während es gerade in Deutschland immer noch in vielen Haushaltungen flimmert und flackert.

Swisscom TV wird 10 Jahre alt
Mit der Lancierung von Swisscom TV (anfänglich noch unter dem Namen Bluewin TV) im November 2006 hatten die TV-Zuschauer erstmals die freie Wahl beim Anbieter ihres TV-Signals. Als Neuling setzte Swisscom TV vor allem bei der Bedienung und der zeitlichen Flexibilität völlig neue Akzente: So wurde etwa die Bedienungsanleitung überflüssig, das Zurückspulen von Sendungen und sogar das nachträgliche Hinzufügen von verpassten Aufnahmen möglich. Diese wiederum werden nicht mehr auf dem Gerät selbst, sondern in einer sicheren Cloud gespeichert.
Doch das Angebot von über 700 Sendern und Tausenden von Filmen und Serien auf Abruf machte auch eine ganz neue Form der Programmauswahl nötig. Dafür entwickelte Swisscom unter anderem eine Oberfläche, die den Zuschauer auf kommende und verpasste Sendungen aufmerksam macht – jeden persönlich, ganz nach seinem individuellen Geschmack.
Im Bereich Live-Sport ermöglichte Swisscom TV zusammen mit Teleclub etwas, was Fans zuvor jahrzehntelang forderten: Nämlich die Live-Übertragungen sämtlicher Spiel der Top-Ligen; zuerst beim Fussball, später auch beim Eishockey.
Heute nutzen 1,4 Millionen Haushaltungen das TV-Angebot von Swisscom, und die Zahl der Kunden wächst immer noch. Etwas, was zum Zeitpunkt des Starts alles andere als sicher war – schliesslich hatten bereits 100 Prozent der Kunden einen funktionierenden TV-Anschluss.
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