Max Eichenberger, Teilnehmer am Hackathon HackZurich
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Max, der Hacker, der keiner ist

40 Stunden fast ununterbrochen am Notebook sitzen und programmieren: Weshalb tut sich das jemand an? Max Eichenberger, einer der rund 600 Teilnehmer am HackZurich, hat darauf eine schlüssige Antwort – und widerlegt gleich noch ein paar Klischees eines typischen Hackers.

Es herrscht gespannte Ruhe an diesem Samstagnachmittag im Technopark Zürich. Nur das leise Klicken der Notebook-Tastaturen ist zu hören. Dabei sitzen fast 600 Personen in der grossen Eingangshalle, Seite an Seite an kleinen Tischen. Sie beugen sich konzentriert über ihre Bildschirme. Seit 16 Stunden arbeiten die Teilnehmer des HackZurich im Rahmen des Digital Festivals nun schon an verschiedenen Projekten. 40 Stunden werden es am Ende sein. Fast eine halbe Million Zeilen Code wird in dieser Zeit entstehen – die Arbeit von etwa 11 Jahren.

Pizza und widerlegte Klischees

Einer dieser «Hacker» ist Max Eichenberger. Doch der 25-Jährige passt nicht ganz ins Bild, das bei der Vorstellung eines Computerfreaks (Nerds) im Kopf entsteht. Max ist Maschinenbau-Ingenieur, nicht Informatiker. Programmieren gehört trotzdem zu seinem Beruf: «Während des Studiums war das ein Element der Ausbildung», sagt er. Und Pizza – ganz Klischee-gerecht die Hauptnahrung am HackZurich – mag er auch.

HackZurich Technopark: grösster Hackathon Europas
Konzentration auf engem Raum: der HackZurich im Technopark. (Bild: Swisscom)

Was hat ihn aber motiviert, die Zeit von Freitagabend bis Sonntagmorgen vorwiegend vor dem Computer zu verbringen, auf genug Schlaf zu verzichten – und das alles erst noch ohne Lohn? Seine Antwort passt zu seiner Begeisterung für Logik: «Ein Festival kommt ja von ‹Fest›, wo Leute zusammenkommen und gemeinsam etwas erleben. Das gefällt mir.» Auch das passt nicht ins Bild des einsamen Hackers – das die rund 600 Teilnehmer am HackZurich ohnehin widerlegen.

Lernen am lebendigen Projekt

Es geht Max aber nicht nur ums Erlebnis: «Ich habe mir auch erhofft, im Austausch mit den anderen Teilnehmern etwas zu lernen.» Dieser Austausch ist Programm am HackZurich. Denn die rund 30 Firmensponsoren des europaweit grössten Hackathons haben jeweils verschiedene «Challenges» ausgeschrieben, mit denen die Unternehmen um die Gunst der Teilnehmer pitchen. Und hoffen, Gruppen zu finden, die sich für diese Aufgaben begeistern und das Projekt weiterentwickeln. Einige Teilnehmer kommen bereits als Gruppe an den Hackathon, andere finden vor Ort spontan zusammen.

Max hat sich für das Drohnenprojekt entschieden, das Swisscom zusammen mit dem Start-up Involi ausgeschrieben hat. Involi hat sich zum Ziel gesetzt, den bodennahen Luftraum zu vermessen und damit sicherer zu machen. Denn autonome Drohnen können aufgrund dieser Luftverkehrsdaten Flugzeuge, Helikopter und dergleichen «sehen» und ihnen ausweichen. Am HackZurich ging es nun darum, Algorithmen zu entwickeln, um solche Ausweichmanöver zu berechnen. «Als Maschinenbauer gefällt mir diese Kombination von Informatik und Technik», sagt Max. «Und autonome Systeme faszinieren mich ohnehin.»

«Ich habe neue Tools und Leute kennengerlernt.»

Max fand schnell Anschluss an eine bestehende Gruppe, die sich ebenfalls für diese Aufgabe interessierte. «Wir haben uns von den Fähigkeiten und Interessen her gut ergänzt und uns sofort verstanden», sagt Max. Ohnehin sei die Atmosphäre unter den Teilnehmern sehr offen gewesen.

In den 40 Stunden zwischen Freitagabend und Sonntagmittag entwickelten Max und seine drei polnischen Mitstreiter eine Android-App, die basierend auf den Luftraumdaten von Involi solche Ausweichmanöver simuliert. Und offensichtlich hat «GodMode», wie sich die Gruppe nannte, gute Arbeit geleistet. Die vier gingen als Gewinner hervor unter den sechs Teams, die sich mit dieser Challenge beschäftigten.

Zuckerflash als Erinnerung

Und wie hat Max diese 40 Stunden «Hacking» überstanden? Immerhin erfordert Programmieren hohe Konzentration. «Wenn ich müde war, habe ich etwas gegessen und getrunken», sagt er. «Und insgesamt doch vier Stunden geschlafen.» Und ergänzt das wohl entscheidende Argument, um einen solchen Marathon durchzustehen: «Ich habe das gerne gemacht, es war cool.»

Nachdem der Schlafmangel wieder aufgeholt ist: Hat sich für Max die Teilnahme gelohnt? «Ja, ich habe neue Tools und Herangehensweisen beim Programmieren kennengelernt», sagt er. «Und kann jetzt besser einschätzen, wo ich stehe. Zudem habe ich einige neue Kontakte geknüpft. Ich kann einen Hackathon jedem empfehlen, der sich fürs Programmieren interessiert.» Er nimmt also einiges mit aus dem langen Wochenende. «Ja, und dazu noch zahlreiche Gadgets und einen Zuckerflash», lacht er.

Max Eichenberger, Teilnehmer HackZurich
Wieder ausgeschlafen: Max vor dem Technopark, in dem der HackZurich stattfand.

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