StartUp Challenge Jury
7 min

«The more you put in, the more you get out»

Eine 10-köpfige Jury kürt am 14. August die fünf Start-ups, die mit Swisscom und Venturelab für ein einwöchiges Business Accelerator Programm ins Silicon Valley reisen dürfen. Bei der Jury neu mit dabei: Carole Ackermann, CEO und Mitgründerin der Beteiligungsgesellschaft DiamondScull AG, und Lukas Weder, Mitgründer von EAT.ch und Business Angel. Wir hatten die Gelegenheit, Ihnen Fragen zu stellen.

Neues Jurymitglieder Dr. Carole Ackermann

Porträtfoto Dr. Carole Ackermann
Dr. Carole Ackermann ist CEO und Mitgründerin der privaten Beteiligungsgesellschaft Diamondscull AG, die in Start-ups im Medizinal-, Hightech- und ICT-Bereich investiert. Sie verfügt über zwanzig Jahre internationale und interkulturelle Führungserfahrung in Geschäftsleitungen von KMU und Grossunternehmen. Carole Ackermann hat ihr BWL-Studium an der Universität St.Gallen abgeschlossen, wo sie seit 2003 als Lehrbeauftragte für Betriebswirtschaft und Integrationsprojekte tätig ist.

Carole und Lukas, ihr seid bereits seit einigen Jahren in der Start-up-Szene unterwegs. Welche Veränderungen konntet ihr in den letzten Jahren wahrnehmen? Sind zukünftige Trends erkennbar?

Carole: Bei Business Angels Switzerland (BAS) erhalten wir seit 10 Jahren immer etwa gleich viele Finanzierungsanfragen – an der Anzahl hat sich folglich nicht viel geändert. Seit Jahren erhalten wir hauptsächlich Anfragen von Start-ups im frühen Stadium, d. h. für die erste externe Finanzierung. Meine Erfahrung zeigt, dass Frühphasenfinanzierungen generell an Bekanntheit gewonnen haben. Heute gibt es zahlreiche Angel-Vereinigungen, wohingegen früher nur wenige Player auf dem Markt aktiv waren. Mittlerweile kennen sich die Investoren untereinander, Grossbanken verfügen über Plattformen, Tools und bieten Events an, mit denen sie ihren Kunden die Frühphasenfinanzierung nahebringen und immer mehr Grossunternehmen arbeiten mit Start-ups zusammen, um sicherzustellen, dass neue Entwicklungen und Chancen nicht verpasst werden. Was sich in den letzten Jahren sicherlich auch verändert hat, ist der Branchenfokus. Während wir früher viele Anfragen aus dem Konsumgüter- oder klassischen Industriebereich erhalten haben, sind es heute eher Start-ups im FinTech-, ICT- oder eHealth-Bereich. Für die Zukunft erwarte ich, dass Schweizer Start-ups vermehrt und früher den Kontakt mit dem Ausland suchen werden. Bereits jetzt nehme ich wahr, dass viele Start-ups möglichst schnell ausländische Märkte kennenlernen und erobern möchten.

Lukas: Ein Start-up zu gründen oder bei einem Start-up mitzuarbeiten ist heute für viele Studenten zu einem gängigen Jobeinstieg geworden. Generell ist das Thema «Entrepreneurship und Start-up» in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Heute unterstützt die erste Generation von Start-up-Gründern, zu der auch ich zähle, die neue, zweite Generation von Gründern. Ich hoffe sehr, dass der Know-how-Transfer an die nächste Generation in immer grösserem Umfang erfolgen wird. Im Ausland ist dieser Wissenstransfer zu einem der Haupterfolgsfaktoren für Start-ups geworden.

Carole, du sitzt dieses Jahr erstmals in der Jury der StartUp Challenge – welche Erwartungen hast du an die Start-ups, die am Finaltag pitchen werden?

Swisscom bietet den Start-ups mit der Challenge ein tolles Programm. Im Gegenzug erwarte ich, dass die Start-ups sich ebenso professionell auf den Pitch und den Besuch im Silicon Valley vorbereiten. Wie überall im Leben – it’s a matter of give and take und ich bin überzeugt davon, dass man, je mehr man hier gibt, auch umso mehr zurückbekommt.

Wie können euch die 10 Finalisten überzeugen? Worauf achtet ihr bei der Gewinnerauswahl besonders?

Lukas: Grundsätzlich setze ich mich dort ein, wo auch ein Topteam von Gründern vorhanden ist wo man die Passion für das eigene Unternehmen spürt. Besonders spannend finde ich es, wenn die Start-ups bereits erste Kunden und somit relevantes Marktfeedback gewinnen konnten. Das Verständnis des Marktes und der Kunden werde ich am Pitch Tag hoch gewichten. Glaubwürdigkeit und eine klare, durchdachte Strategie kommen bei mir gut an. Mit Buzzword-Bingo wie Machine Learning, AI, Blockchain etc. kann man mich nicht überzeugen.

Mit Buzzword-Bingo wie Machine Learning, AI, Blockchain etc. kann man mich nicht überzeugen.

Lukas Weder

Carole: Die zehn Finalisten haben bereits einige Hürden genommen. Ihre Businesspläne sind von einer grossen Jury studiert und als gut befunden worden. Das bedeutet, die Idee hat Anklang gefunden, sie ist idealerweise schützbar und trifft ein Kundenbedürfnis, es besteht ein genügend grosser Markt und das Geschäftsmodell wurde verstanden. Jedoch entwickelt sich das Umfeld in den wenigsten Fällen wie geplant, sodass die Gründer und das Team einen sehr hohen Stellenwert bekommen. Und darauf achte ich besonders. Für mich ist entscheidend, wie gut ein Team mit Überraschungen umgehen kann, wie sich die Zusammenarbeit innerhalb des Teams gestaltet und welchen Durchhaltewillen es an den Tag legt. Wenn ich meine gescheiterten Investments anschaue, lag es eigentlich nie an der falschen Idee, sondern immer an den Gründern, am Team und eventuell noch am falschen Timing.

Neues Jurymitglieder Lukas Weder

Porträtfoto Lukas Weder
Lukas Weder ist Mitgründer der Serviceplattform EAT.ch und heute als Investor und Business Angel für Start-ups tätig. Sein Unternehmen EAT.ch verkaufte er vor wenigen Jahren erfolgreich an den strategischen Investor Just Eat. Als ehemaliger Jungunternehmer kennt Lukas den Lebenszyklus eines Start-ups von der Gründung bis hin zum Verkauf. Er verfügt über einen HSG-Masterabschluss in Accounting and Finance.

Lukas, wie kann ein Start-up langfristig etwas aus Förderprogrammen wie der StartUp Challenge herausholen? Was denkst du, als ehemaliger Start-up-Gründer, über solche Programme?

Lukas: Wir waren mit EAT.ch wohl eines der wenigen Unternehmen, die nie an einem solchen Programm teilgenommen haben. Heutzutage könnte man aufgrund der Vielfalt an Angeboten fast nonstop an welchen teilnehmen. Ich empfehle den Start-ups jedoch, restriktiv bei der Selektion von Programmen zu sein und nur Programme wahrzunehmen, die einen klaren Mehrwert für die Entwicklung des Start-ups bieten. Dies kann beispielsweise Zugang zu Experten, potentiellen Kunden oder Investoren sein. Die Swisscom StartUp Challenge ist sicherlich ein Vorzeigebeispiel unter den Förderprogrammen und kann als Plattform ein Start-up in genau diesen Bereichen vorwärtsbringen.

Habt ihr noch Tipps, die ihr den Gewinnern mit auf die Reise ins Silicon Valley geben möchtet?

Carole: Ich bin fasziniert vom Selbstbewusstsein der Start-ups, Venture Capitals und Berater im Silicon Valley. Unsere geschätzte Schweizer Bescheidenheit steht dem manchmal fast schon diametral entgegen. Alles spielt sich unter dem Motto «Try, test, fail but learn fast» ab. Das würde ich zum Anlass nehmen und überlegen, in welchem Bereich am meisten ausprobiert und gelernt werden kann. Wichtig nach dem Zurückkommen in die Schweiz ist, dass validiert wird, was man alles mitnehmen konnte. Erfolg muss nicht zwingend der Durchbruch vor Ort sein, sondern Erfolg ist auch, zu sehen, was (noch) nicht funktioniert oder die Erkenntnis zu gewinnen, dass die Kultur des Silicon Valley möglicherweise nicht zum Unternehmen passt.

Erfolg muss nicht zwingend der Durchbruch vor Ort sein, sondern Erfolg ist auch, zu sehen, was (noch) nicht funktioniert oder zu erkennen, dass die Kultur des Silicon Valley möglicherweise nicht zum Unternehmen passt.

Dr. Carole Ackermann

Lukas: Ich empfehle den Start-ups, im Silicon Valley durch Gespräche mit Investoren, potentiellen Kunden oder gar Konkurrenten möglichst viel Informationen über den amerikanischen Markt zu gewinnen. Zudem sollte man direkt vor Ort Kontakte knüpfen, die einem vielleicht später einmal Türen öffnen können, und sich in den USA ein Netzwerk aufbauen.

Carole, du bist schon seit 10 Jahren als Investorin tätig. Wie sollte eine Beziehung zwischen Gründer und Investor sein?

Ich glaube, es gibt dafür keine Beschreibung, die für alle gilt. Wichtig scheint mir die gegenseitige Erwartungsklärung vor einem Investment und auch immer wieder währenddessen. Ich erlebe unterschiedliche Beziehungen zu den von uns geförderten Start-ups. Sie können von einem reinen Finanzinvestment über eine Unterstützung durch mein Netzwerk oder Wissen bis zu einer Mentoring-Funktion reichen. Im Vordergrund steht für uns aber immer das Investment mit dem Ziel, nachhaltige Resultate und damit auch einen finanziellen Erfolg für uns zu erwirtschaften. Die Funktionen können sich auch im Verlauf eines Investments ändern. Jeder hat eine Vorstellung davon, wie es sein soll – es kann aber auch besonders für Gründer sehr frustrierend sein, wenn die eigene Erwartungshaltung nicht der des Investors entspricht. Auch darum empfehle ich jedem, die gegenseitigen Vorstellungen von der Beziehung gleich am Anfang zu klären.

Lukas, du konntest dein Start-up EAT.ch erfolgreich verkaufen. Wann ist der richtige Moment, um ein Start-up zu verkaufen?

Lukas: Wer einen Verkauf anstrebt, sollte dies wenn möglich aus einer Position der Stärke heraus machen. Eine möglichst starke Verhandlungsposition verschafft man sich, wenn mehrere Bieter im Verkaufsprozess involviert sind. Ein Start-up, das bereits profitabel ist oder sich einfach weitere Finanzierung beschaffen kann, hat immer auch die Option, ein Übernahmeangebot abzulehnen und auf ein besseres zu warten. Weitere Infos zum Thema Unternehmensverkauf findest du hier.

What’s next?

Am 30. Juli startet das Public Voting für die StartUp Challenge 2018: Wähle aus den zehn Finalisten deinen Favoriten und gewinne mit etwas Glück eines von zwei Samsung Galaxy Tab S3. Deine Stimme kannst du bis 10. August unter folgendem Link abgeben. Wir drücken die Daumen!

Hier abstimmen

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.