Digitaler Minimalismus – wie viel weniger ist mehr?

Eine durchschnittliche Person verarbeitet heute deutlich mehr Informationen als je zuvor – laut einer Studie der University of California, San Diego, waren es bereits 2009 etwa 34 Gigabyte an Daten täglich. In den letzten Jahren dürfte dieser Wert durch die zunehmende Digitalisierung weiter massiv gestiegen sein. Diese ständige Reizüberflutung aus E-Mails, Nachrichten und Social Media überfordert unser Gehirn. Doch es gibt eine Alternative: Mit ein paar einfachen Schritten kannst du deinen digitalen Konsum reduzieren und wieder mehr Zeit und Energie für das Wesentliche gewinnen.

Eine junge Frau sitzt gestresst auf dem Sofa, hält sich die Ohren zu, umgeben von vielen digitalen Geräten und einem Megafon.

Ist dein «Server» überlastet?
Bildquelle: Adobe Stock

Vor ein, zwei Jahrzehnten war unser täglicher Informationsfluss noch überschaubar – ein paar Nachrichten im Fernsehen, die Zeitung am Morgen und vielleicht ein Anruf oder zwei. Heute jedoch sieht die Realität anders aus: Smartphones, soziale Medien, ständige E-Mails und unzählige Benachrichtigungen machen es schwer, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Diese Reizüberflutung lässt uns oft gestresst und überfordert zurück und hat auch erhebliche negative Auswirkungen auf unsere psychische Gesundheit. Sie kann zu Angstzuständen, Depressionen und einem Gefühl der Isolation führen, da persönliche Interaktionen durch virtuelle Kontakte ersetzt werden. Zudem beeinträchtigt die ständige Ablenkung unsere Konzentrationsfähigkeit und unsere sozialen Fähigkeiten, was die zwischenmenschlichen Beziehungen weiter belastet.

Digitaler Minimalismus setzt genau hier an. Es geht darum, den übermässigen Konsum digitaler Inhalte bewusst zu reduzieren und Raum für Ruhe und Fokus zu schaffen. Mit gezielten Strategien gewinnst du wieder Kontrolle über deine Zeit und kannst deine Aufmerksamkeit wieder gezielter einsetzen.

Aber wie geht das genau?

1. Schaffe dir handyfreie Zeitfenster und bildschirmfreie Oasen

Setze klare Grenzen, wann und wo du digitale Geräte nutzt. Verbanne sie zum Beispiel aus dem Schlafzimmer oder beim Essen, um echte Offline-Momente zu schaffen. Definiere Zeiten, in denen du bewusst online bist, und genauso Zeiten, in denen du deine Geräte weglegst.

Tipp: Nutze einen analogen Wecker statt dein Smartphone. Und mit einem Tageslichtwecker startest du noch entspannter in den Tag.

2. Social Media im Griff statt umgekehrt

Setze dir feste Zeiten für Social Media und überlege, ob du einige Accounts deaktivieren oder die Anzahl der Plattformen reduzieren kannst. Dadurch verlierst du weniger Zeit im digitalen Sog und gewinnst mehr für Aktivitäten, die dich wirklich bereichern.

Tipp: Installiere Apps wie «Freedom» für Android oder iOS, um langfristig gesunde Gewohnheiten im Umgang mit deinem Handy aufzubauen.

3. In der Ruhe liegt die Kraft

Ständige Benachrichtigungen stören deinen Fokus und können Stress verursachen. Schalte alle unnötigen Benachrichtigungen aus, insbesondere für E-Mails und Social Media, um bewusster zu entscheiden, wann du dich mit deinen digitalen Aufgaben beschäftigst.

Tipp: Verwende den «Nicht stören»-Modus und lege spezielle «Fokuszeiten» in deinem Kalender fest.

4. Setze dir Zeitlimits

Nutze die Funktionen deines Smartphones, um deine Bildschirmzeit zu begrenzen. Du kannst z.B. festlegen, wie lange du täglich soziale Medien oder andere Apps nutzen darfst. Dies hilft, unbewusste Zeitfresser zu minimieren.

Tipp: Stelle eine tägliche Bildschirmzeitgrenze ein, zum Beispiel eine Stunde, und erhalte eine Benachrichtigung, wenn du dieses Limit erreichst. Die Funktion «Digital Wellbeing» (Android) oder «Bildschirmzeit» (iOS) hilft dir dabei.

5. Nimm dir regelmässige digitale Auszeiten

Plane bewusste Offline-Zeiten ein, um dich von der ständigen Vernetzung zu erholen. Ein ganzer Tag ohne digitale Geräte pro Woche kann dir helfen, deine Gedanken zu klären und dich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.

Tipp: Erlerne in der gewonnenen Zeit Achtsamkeitsübungen, fang an, Tagebuch zu schreiben, zu meditieren, oder lies ein Buch.

6. Konsumiere digitale Inhalte bewusster

Anstatt wahllos durch Feeds zu scrollen, entscheide bewusst, welche Inhalte du konsumieren möchtest. Frage dich: Bereichert dieser Content dein Leben? Sortiere aus, was nicht nützlich oder inspirierend ist.

Tipp: Entrümple hin und wieder deine Social-Media-Feeds und entfolge Accounts, die dir keinen Mehrwert bieten.

7. Schaffe digitale Ordnung

Lösche nicht genutzte Apps, sortiere deine Dateien und organisiere deinen Desktop. Ein aufgeräumter digitaler Raum sorgt für einen klareren Kopf und reduziert die mentale Last.

Form Follows Function?

Falls du das Smartphone einfach nicht aus der Hand legen kannst, aber dennoch weniger Bildschirmzeit anstrebst, hat der Designer Klemens Schillinger vielleicht genau das Richtige für dich: Das Substitute-Phone (auf Deutsch «Stellvertreter-Telefon») beschäftigt deine Finger in gewohnter Weise und so kannst du stundenlang wischen, streichen und tippen – ohne dabei auch nur in die Nähe eines Screens oder sozialer Medien zu kommen. Und die Akku-Leistung, in diesem Fall gar keine, ist sensationell. ;)

Eine Hand hält ein schwarzes Gerät ohne Bildschirm, mit sechs weissen Kugeln in einer Reihe am unteren Rand.
Schönes Design – sehr reduzierte Funktionalität.
Bildquelle: klemensschillinger.com

Offline und glücklich

Vorteile von Digital Detox

  • Weniger Stress und Reizüberflutung
  • Mehr Zeit für persönliche Beziehungen und Hobbys
  • Bessere Konzentration und Produktivität
  • Erholsamer Schlaf durch weniger Ablenkung
  • Mehr Lebensqualität im Alltag

Digitaler Minimalismus muss kein knallharter Entzug sein. Du brauchst nicht gleich dein Handy wegschliessen oder all deine Social-Media-Konten löschen. Aber mit kleinen, cleveren Schritten kannst du dir ein bisschen mehr Ruhe und Klarheit im Alltag zurückholen. Am Ende wirst du merken: Die Welt dreht sich auch ohne ständige Benachrichtigungen weiter, und du hast plötzlich wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge.

Eine Frau sitzt barfuss auf einer Fensterbank, hält eine Tasse in der Hand und schaut lächelnd nach draussen ins Grüne.
Einfach mal ein bisschen bildschirmfreie Zeit geniessen.
Bildquelle: Adobe Stock

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