PIM-Fehlerbehebung für Polycom-Netze

Sicherheitsfunk

PIM-Fehlerbehebung für Polycom-Netze

Viele Schweizer Blaulichtorganisationen und Behörden nutzen das Funksystem Polycom. Dank dem drahtlosen Nachrichtenaustausch können Organisationen wie Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Grenzwacht, Zivilschutz oder Verbände der Schweizer Armee mit und untereinander kommunizieren. Was aber, wenn der Funkverkehr nicht mehr einwandfrei funktioniert? Jürg Stäuble, Head of Radio Communications bei Swisscom Broadcast, im Interview.

Antenne Drohnenansicht mit Aussicht auf See

Das Polycom Funknetz gilt als äusserst sicher und zuverlässig. Weshalb kommt es trotzdem hin und wieder zu Störungen?

Viele Organisationen aus dem Sicherheitsbereich haben sich für das Polycom-Netz entschieden, genau weil es so zuverlässig ist. Aber leider ist nichts auf dieser Welt perfekt. Bei Antennensystemen – und davon ist Polycom abhängig – kann es zu ungewollten, sogenannt nicht-linearen Verhalten kommen. Diese erzeugen Reflexionen und Intermodulationen an Antennensystemen. Das nennt man passive Intermodulation – oder kurz: PIM.

Das klingt kompliziert. Was passiert, wenn PIM aufritt?

Um es einfach auszudrücken: Die Nutzung des Netzes wird beeinträchtigt. Häufig ist die Leistung oder Empfindlichkeit des Netzes eingeschränkt, Rufe werden blockiert oder abgebrochen. Solche Störungen entstehen oft nur bei hohen Frequenzen und höherer Stromstärke. Für die Blaulichtorganisationen ist das ein grosses Problem. Zum Glück kann man heute dank moderner Messtechnik PIM messen und anschliessend rasch handeln.

Nochmals einen Schritt zurück: Wie entsteht PIM überhaupt? Ist es auf menschliche Fehler zurückzuführen?

Mangelnde Sorgfalt beim Bau oder bei Manipulationen der Mast- und Antennen-Systeme sind durchaus Gründe. Aber die Probleme können auch schleichend über die Jahre entstehen. Die Ursachen sind Verunreinigungen und Kratzer in Steckverbindungen oder Löcher und Risse in gelötetem Litzengeflecht. Dazu kommen langsame Veränderungen durch Korrosion, Alterung, Witterungseinflüsse und Verschmutzung.

Und wie wird man auf solche Mängel aufmerksam?

Spätestens wenn das Netz beeinträchtigt ist, merken es die Benutzer von Polycom. Aber dank den PIM-Messungen muss man heute glücklicherweise nicht mehr so lange warten. PIM-Messungen haben sich vor allem seit der Verbreitung von 4G-Netzen durchgesetzt, denn mit den geforderten hohen Durchsatzraten von über 100 Mbit/s im Mobilfunkbereich kann man sich schlicht und einfach keine Netzbeeinträchtigungen mehr leisten. Im Mobilfunkbereich gehören sie deshalb heute zum Standard. Der positive Nebeneffekt für uns ist, dass diese PIM-Analyzer nun auch für Frequenzen der Polycom-Netze verfügbar sind. Speziell ausgebildete Hochfrequenz-Spezialisten bringen die Leistung der betroffenen Antennenanlagen wieder auf die erwarteten Werte.

Wie gelingt das den Experten? Wie gehen sie vor?

Eine PIM-Messung zeigt jeweils das meiststörende Problem im Antennensystem auf – zum Beispiel die Verunreinigung in einer Steckverbindung. Nachdem diese gereinigt wurde, wird das nächstgrössere Problem sichtbar. Es erfolgt die Behebung dieses Problems, etwa durch den Austausch einer Komponente. Dieser Vorgang wird so lange weitergeführt, bis die PIM-Werte im geforderten Bereich liegen. Indem wir die aufgedeckten Probleme direkt beheben, steigern wir die Leistung der Antennenanlage massgeblich. In Tests auf aktiven Polycom-Standorten konnte die Anzahl nicht-dekodierbarer Pakete vom Prozentbereich auf einen Promillebereich gesenkt werden. Wir sind sehr zufrieden mit diesen Resultaten.

Wer kann eine PIM-Messung anfordern?

Alle Schweizer Polycom-Teilnetzbetreiber können eine solche Messung bei uns anfordern – ganz unabhängig von ihrem Wartungsvertrag. Die Leistungen werden mit einem Pauschalpreis abgerechnet, zusätzliche Aufwände und Ersatzmaterial verrechnen wir nach Aufwand. Es gibt übrigens einen guten Grund, weshalb eine PIM-Messung gerade jetzt durchgeführt werden sollte: Jede POLYCOM-Sendeantenne muss auf PIM geprüft sein, bevor die dazugehörige Basis-Station auf WEP2030 migriert wird. Da die WEP2030-Migration Anfang 2022 beginnt, ist nun für Netzbetreiber der richtige Zeitpunkt, ihre Antennenanlagen mittels PIM-Messungen zu optimieren.

Ansprechpartner

Jürg Stäuble

Head of Radio Communications
Juerg.Staeuble@swisscom.com