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Kupfer auf Speed
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Die Jungfrau brachte 1954 das Wunder
Die PTT Richtstrahlantenne auf dem Ostgrat der Jungfrau sorgte dafür, dass die Fussball-WM zum TV- und Radio-Spektakel wurde.
Roger Baur (Text), 19. April 2016
Es kam mit der Post. Sieben Kilo schwer, 30 Zentimeter hoch, gut einen halben Meter tief, mit Schwarzweiss-Bildschirm und begleitet vom Geruch nach frischem Hartplastik. Zwar war damit keine Textverarbeitung möglich und ein Diskettenlaufwerk fehlte ebenfalls – dafür aber war alles Weitere bereits vorinstalliert und ein Modem integriert.
Anbieter wie Beate Uhse beschränkten sich auf Kurzgeschichten oder Gezeichnetes – zum Preis von zwei Franken pro Minute.
Shopping und Banking
Doch im Unterschied zum Teletext bot Videotex ein elektronisches Telefonbuch, Chat-Plattformen, eine Art E-Mail, Online-Shopping bei Jelmoli und ein Telebanking, das sich vom heutigen E-Banking nur unwesentlich unterschied.
Teurer Wegbereiter fürs Internet
Doch selbst der SBB-Fahrplan schlug mit 20 Rappen pro Minute zu Buche – zusätzlich zu den verschiedenen und von Jahr zu Jahr stark schwankenden Nutzungsgebühren, die sich zusätzlich auf bis zu 28 Rappen pro Minute summierten.
Das World Wide Web nutzte in seinen Anfängen viele der Verbindungsleitungen und Systeme, die für Videotex vorgesehen waren.
Das konnte nicht gutgehen. Anfang der 90er-Jahre kämpfte Videotex ums Überleben und wurde gar zum Politikum. Hatten die PTT also ein Datennetz aufgebaut, das nun keiner brauchte? Fast sah es so aus. Bis das Internet kam. Denn das World Wide Web nutzte in seinen Anfängen ausgerechnet viele der Verbindungsleitungen und Systeme, die eigentlich für Videotex vorgesehen waren.
Videotex selbst ging 1995 in private Hände über. Die neuen Besitzer führten es unter dem Namen «Swiss Online» weiter und vermarkteten es später in Kombination mit einem Internetanschluss. Noch fünf Jahre lang sollte das einstige Videotex vor allem fürs Banking die erste Adresse bleiben. Doch am 30. September 2000 hatte es seine Schuldigkeit getan. Wer noch über ein Terminal verfüge, könne es mit der Post zur Entsorgung zurücksenden – das war seine letzte Botschaft.
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Wer hat an der Uhr gedreht: Haben Sie Videotex benutzt oder wussten Sie gar nicht, dass es diesen Service jemals gab?