Intelligente Prozessautomatisierung ist längst mehr als nur ein kurzfristiger Trend. In allen Branchen bieten virtuelle Softwareagenten spürbare Entlastung für Mitarbeitende, sichern Datenqualität und verschaffen Spielraum für Innovation. Wie das in der Praxis aussieht und warum Automatisierung eben nicht gleichbedeutend mit einem Personalabbau ist, zeigen die Erfahrungen der St. Galler Kantonalbank und anderer Branchenvertreter.
März 2025, Text Tanja Dujic 4 Min.
Steigende Zinsen, unsichere Märkte und rasant fortschreitende Technologie verändern ganze Branchen. Unternehmen aller Sektoren müssen effizienter arbeiten, Kosten senken und gleichzeitig innovative Services bieten – eine Gratwanderung.
Besonders stark spürt das die Finanzbranche: Während regulatorische Hürden wachsen, erwarten Kuden reibungslose, digitale Services in Echtzeit. IT-Entscheider stehen vor einer zentralen Frage: Wie lassen sich Prozesse transformieren, ohne di Flexibilität zu verlieren? Eine Antwort liegt in der intelligenten Automatisierung – nicht als Ersatz für Menschen, sondern als Schlüssel zu mehr Innovationskraft.
Mit diesen Herausforderungen im Blickpunkt rückte die Breakout-Session der Swisscom Business(öffnet ein neues Fenster) Days den Fokus auf Intelligent Automation. Expertinnen und Experten aus Banken, Spitälern und Verwaltungen beleuchteten, wie sich Prozesse effizienter gestalten lassen – ohne dabei Abstriche bei Qualität und Flexibilität zu machen.
Im Folgenden werfen wir einen genaueren Blick auf die wichtigsten Erkenntnisse der Diskussionsrunde – von ersten «Quick Wins» über kulturelle Erfolgsfaktoren bis hin zu einem Ausblick auf KI-gestützte Automatisierungsansätze.
Montagmorgen, 7.30 Uhr. Bei der St. Galler Kantonalbank werden üblicherweise zahlreiche Berichte im Kernbankensystem Avaloq gezogen, geprüft und abgeglichen. Wer schon einmal Daten in Excel-Listen kopiert oder Berichte manuell auf Fehler durchsucht hat, weiss, wie viel Konzentration und Zeit das kostet.
«Wer viel vom Gleichen macht, der wird müde.» «Aber ein virtueller Agent, der wird nie müde, egal wie mühsam oder stupide die Arbeit ist», erklärt Benjamin Kern, Leiter Automatisierung der St. Galler Kantonalbank. «Die neuen "Kollegen” ziehen alle Reports morgens früh, legen sie ab, prüfen sie und schicken bei Bedarf ein Mail», erläutert er den Prozess, den die virtuellen Agenten täglich umsetzen.
Das Resultat: Die Mitarbeitenden müssen nicht länger stundenlang repetitive Kontrollen durchführen. Sie können sich anspruchsvolleren Aufgaben widmen, zum Beispiel komplexen Kundenanliegen.
Die Befürchtung, dass bei Automatisierungsprojekten Jobs wegfallen könnten, ist, so Benjamin Kern, nicht richtig. «Wir automatisieren Aufgaben, nicht Menschen» – dieser Satz fiel sinngemäss mehrmals während der Breakoutsession.
Angestellte sind froh, nicht mehr stundenlang Daten abgleichen zu müssen. Gerade in Bereichen, in denen hohe Konzentration gefragt ist – z. B. bei der Datenpflege oder Qualitätsprüfung – kann monotone Arbeit zu Fehlern und Stress führen. Ein virtueller Agent hingegen produziert weder Stress noch Ermüdung und hält sich strikt an vorgegebene Regeln. Solche Agenten eignen sich ideal für Umfelder, in denen hohe Volumina und Regelwerke vorherrschen – um Fehler zu minimieren und die Prozessqualität konstant hochzuhalten. Eben nicht als Ersatz für Menschen, sondern als Schlüssel zu mehr Innovationskraft.
Gerade im Bankensektor lassen sich viele regelbasierte Prozesse finden, die sich hervorragend zur Automatisierung eignen. Beispiele sind:
Wer intelligente Automatisierungen erfolgreich einführt, muss die Belegschaft ins Boot holen. Ein «zentrales Automation-Team» oder ein «Center of Excellence» bündelt Know-how und Tools. Gleichzeitig gilt es, Citizen Developer in den Fachbereichen aufzubauen, damit das Prozesswissen nicht nur bei der IT, sondern dort liegt, wo es entsteht: nah am Tagesgeschäft.
Laut den Panelisten der Session reicht oftmals ein kleiner realisierter Pilot als Proof of Concept, um Begeisterung zu wecken. Dann kommen plötzlich viele Ideen aus den Teams von selbst. – Dieser Geist des Mitgestaltens, ergänzt durch klare Strukturen und Qualitätssicherung, trägt zum Erfolg bei.
Intelligente Automatisierungslösungen werden immer mächtiger – nicht zuletzt durch immer performantere und weitreichendere KI-Modelle. In naher Zukunft werden Banken noch viel stärker KI-gestützte Prozesslösungen und virtuelle Agenten verwenden, um unstrukturierte Dokumente und komplexe Vorgänge ganzheitlicher zu automatisieren. Die Reise hat erst begonnen, doch das Ziel ist klar: Prozesseffizienz und -qualität weiter vorantreiben, um Kund:innen auch morgen erstklassigen Service zu bieten.
Swisscom begleitet Unternehmen im Bankensektor von der ersten Business Analyse über den breitflächigen Betrieb von intelligenten Prozesslösungen bis zur manuellen Verarbeitung von Ausnahmefällen. Durch die Kombination aus Prozessautomatisierung, Business Process Management und klassischem BPO (Business Process Outsourcing) lassen sich vielfältige Use Cases schnell, zuverlässig und vollumfänglich angehen. Das Ergebnis: spürbare Entlastung für Mitarbeitende, hochqualitative Prozesse und zufriedene Kundschaft.
Intelligente Prozessautomatisierung im Banking ist weit mehr als ein Hype – es ist ein handfestes Werkzeug, um die Bankenwelt fit für die Zukunft zu machen. In einer Zeit, in der Ressourcen knapp, Kundenerwartungen hoch und regulatorische Ansprüche komplex sind, ermöglichen KI-gestützte Prozessautomatisierung einen schnellen und pragmatischen Ansatz, um dringende Effizienz-, Kosten- und Qualitätsfragen zu lösen. Wer früh startet, profitiert von Wettbewerbsvorteilen und setzt Arbeitskräfte dort ein, wo sie wirklich gebraucht werden: Bei den Menschen, die beraten, entscheiden und innovieren.