Digitale Souveränität: Wie Schweizer Unternehmen ihre Datenkontrolle zurückgewinnen

Zwischen Silicon Valley und Brüssel: Warum die Schweiz ihren eigenen Datenweg braucht.

Die digitale Landschaft hat sich grundlegend gewandelt. Schweizer Unternehmen bewegen sich heute in einem Spannungsfeld zwischen amerikanischer Innovationsgeschwindigkeit und europäischer Regulierungsdichte. Diese Position erfordert einen eigenständigen Ansatz zur digitalen Souveränität.

Juni 2025, Text Tanja Dujic           3 Min.

Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren Cloud-Infrastrukturen aufgebaut, ohne die langfristigen Konsequenzen vollständig zu durchdenken. Heute stehen sie vor der Realität, dass ihre Daten ausländischen Gesetzen unterliegen – mit allen rechtlichen und strategischen Implikationen.

Der US Cloud Act ermöglicht amerikanischen Behörden den Zugriff auf Daten, unabhängig davon, wo diese physisch gespeichert sind. Gleichzeitig gelten für europäische Geschäftstätigkeiten strenge Datenschutzbestimmungen. Schweizer Unternehmen suchen nach Wegen, ihre Handlungsfähigkeit in diesen verschiedenen Rechtssystemen zu bewahren. Diese doppelte Rechtsbindung ist mehr als ein technisches Detail – sie definiert eben auch neue Geschäftsrisiken.

Transparenz der Datenlandschaft

Viele Unternehmen haben nur eine ungefähre Vorstellung davon, wo ihre kritischen Daten tatsächlich gespeichert werden. Cloud-Verträge wurden oft vor Jahren abgeschlossen, die Datenmengen sind exponentiell gewachsen, und die Übersicht ist verloren gegangen.

Diese Intransparenz wird zum Risiko. Moderne Governance erfordert eine vollständige Datenlandkarte – von Kundendaten über Finanzdaten bis hin zu Entwicklungsprojekten. Nur wer weiss, wo die Daten stehen, kann fundierte Entscheidungen auf deren Basis treffen und sich einen Wettbewerbsvorteil durch erste Künstliche Intelligenz-Anwendungen verschaffen.

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KI-Bereitschaft als strategisches Fundament

Bei all den technischen Diskussionen wird oft übersehen: Erfolgreiche digitale Souveränität beginnt mit organisatorischer Bereitschaft. KI-Anwendungen und souveräne Datenverarbeitung stellen ähnliche Anforderungen an Governance, Kompetenzen und Prozesse.

 «Unternehmen, die ihre KI-Readiness systematisch entwickeln, schaffen gleichzeitig die Grundlagen für Datensouveränität. Diese Verbindung ist kein Zufall – beide Bereiche erfordern durchdachte Datenstrategien und klare Verantwortlichkeiten.»

Lukas Hebeisen, Head of Product Line Cloud, Swisscom

Der erste konkrete Schritt

Transformation beginnt mit Verstehen. Bevor Unternehmen ihre Datenarchitektur grundlegend überdenken, müssen sie ihre aktuelle Situation ehrlich bewerten. Wo stehen sie bei der KI-Readiness? Wie souverän ist ihre Datenverarbeitung wirklich?

Diese Bestandsaufnahme ist mehr als ein technisches Audit – sie ist der Grundstein für strategische Zukunftsentscheidungen. Nur wer seine Ausgangslage kennt, kann den Weg zur digitalen Souveränität erfolgreich gestalten.

Die Zukunft gehört jenen Unternehmen, die Innovation mit Souveränität intelligent verbinden. Ein Ansatz, der in der Schweiz besonders fruchtbaren Boden findet – vorausgesetzt, er beginnt mit dem mutigen Blick auf die eigene Realität.

Fazit

Digitale Souveränität entwickelt sich von einer Option zu einer Notwendigkeit. Geopolitische Spannungen, regulatorische Verschärfungen und Künstliche Intelligenz-Anwendungen verstärken den Druck auf Unternehmen, die Kontrolle über ihre Daten zurückzugewinnen.

Schweizer Unternehmen verfügen über einzigartige Voraussetzungen für diese Transformation. Die Kombination aus technologischer Expertise, regulatorischer Stabilität und Kundenvertrauen schafft ideale Bedingungen für souveräne Digitalisierungsstrategien.

Die Entscheidung für oder gegen digitale Souveränität wird heute getroffen, die Auswirkungen werden Jahre dauern. Unternehmen, die proaktiv handeln, gestalten nicht nur ihre eigene digitale Zukunft, sondern tragen zur Stärkung des gesamten Schweizer Digitalstandorts bei.

Die Zeit des Abwartens ist vorbei. Die Gestaltung der digitalen Souveränität beginnt mit der ersten bewussten Entscheidung für die Kontrolle über die eigenen Daten.

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