Peter Barmettler, VR-Präsident Schiltrac, an der Preisverleihung des Prix SVC in Luzern 2025.
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«Ich habe die Vision, die Mitarbeitenden in der Produktion mit einem Roboter zu entlasten»

Spezialfahrzeuge made in Switzerland: Dass das funktioniert, zeigt Schiltrac. Im Interview spricht Verwaltungsratspräsident Peter Barmettler über Kundennähe, mutige Entscheidungen und die Vision, Mitarbeitende eines Tages mit einem Roboter zu entlasten.

Peter Barmettler, Sie stellen mit Schiltrac spezialisierte Fahrzeuge für Landwirtschaft und kommunale Dienste her. Und dies in Buochs (NW), mitten in der Schweiz. Wie kann das funktionieren in einem internationalen Konkurrenzumfeld?

Wir sind ein Nischenanbieter und orientieren uns an den Bedürfnissen unserer Kundschaft, beispielsweise an Messen oder mit Vorführungen. Ich denke, der Schlüssel ist, dass wir uns in einem Bereich bewegen, wo es wenig Konkurrenz gibt. Wir haben kürzlich ein Schienenfahrzeug entwickelt und uns auch gefragt, ob sich das bei diesem kleinen Markt lohnt. Aber siehe da, die Kunden haben eine Alternative zu einem anderen Anbieter gesucht.

Auch bei einem Traditionsunternehmen wie Schiltrac spielt die Digitalisierung eine Rolle. Was bedeutet in Ihrem Unternehmen Digitalisierung konkret?

Ursprünglich haben wir damit angefangen, Fax durch E-Mail abzulösen. Das war schon ein grosser Fortschritt, was viele unterschätzen. Und vor etwa 15 Jahren haben wir uns entschieden, auf eine SAP-ERP-Lösung zu setzen. Das war nicht üblich für ein KMU wie unseres. Andere hätten auf eine Branchenlösung gesetzt. So haben wir uns etwas aufs Glatteis begeben und mussten uns zuerst schulen lassen. Aber heute sind wir dankbar für diese Lösung, mit der wir die ganzen Bestellvorgänge nachvollziehen können.

Der Mut hat sich also gelohnt?

Ja. Das wirkt auch anders nach aussen. Wir können telefonisch schnell Auskunft geben über Seriennummern, Bestellungen oder Wareneingänge, weil alles nachvollziehbar ist.

Die Digitalisierung ist ein steter Wandel. Haben Sie aktuell IT-Projekte geplant oder in Umsetzung?

Wir sind gerade daran, eine Ferndiagnose aufzubauen. Wir haben immer mehr Kunden aus dem Ausland, die auf unsere einzigartigen Fahrzeuge aufmerksam geworden sind. Jetzt bauen wir einen Aftersales-Bereich auf, mit dem wir auch das Vertrauen der Kunden stärken wollen. Dazu gehört, dass Kunden selbst nachschauen können, wie gravierend eine Fehlermeldung ist und ob sie trotzdem weiterfahren können. Oder, dass sie gewisse Arbeiten selbst ausführen können, ohne in die Werkstatt zu müssen, beispielsweise die Regenerierung des Partikelfilters auf Knopfdruck.

All die technologischen Veränderungen, die die Digitalisierung auch in den Fahrzeugen bringt, verändert ja auch die Anforderungen an die Mitarbeitenden. Wie begleiten Sie Ihre Mitarbeitenden auf dieser Digitalisierungsreise?

Wir achten darauf, Menschen einzustellen, die sich für Digitalisierung interessieren. Und wir schulen die Mitarbeitenden. Auch Lernende übernehmen Verantwortung im Werkstattbüro, wo sie Kunden betreuen und mit unserem ERP-System arbeiten. Das motiviert auch, das Zehnfingersystem zu lernen, mit «System Adlerauge» funktioniert das nicht mehr (lacht).

Die Digitalisierung bringt zwar viele Vorteile. Aber sie ruft auch Cyberkriminelle auf dem Plan. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Unternehmen wie Schiltrac auch interessant ist wegen des geistigen Eigentums, also dem Know-how und den Innovationen. Wie schützen Sie Ihr Unternehmen?

Der Markt, in dem wir uns bewegen, ist klein. Ich glaube nicht, dass es lukrativ wäre, unsere Pläne zu stehlen und uns damit Konkurrenz zu machen. Aber wir wurden vor ein paar Jahren von Swisscom kontaktiert, dass über unseren Internetzugang Malware aktiv sei. Zum Glück hatten wir eine Cyberversicherung abgeschlossen. Die Spezialisten haben dann herausgefunden, dass ein verseuchtes Smartphone die Ursache war, das über unser WLAN aktiv wurde. Seither haben wir Ruhe. Und unser ERP läuft ohnehin in der Cloud.

Swisscom, Ihre Begleiterin auf der Digitalisierungsreise

Nutzen Sie die Digitalisierung in Ihrem KMU, um Fachkräftemangel und Margendruck entgegenzuwirken und die Effizienz zu steigern. Swisscom unterstützt Sie dabei und hilft Ihnen, heutige und zukünftige Chancen der Digitalisierung zu nutzen.

Inwiefern spielt generative künstliche Intelligenz in Ihrem Unternehmen eine Rolle?

In den technischen Bereichen wie dem Software-Engineering für unsere Fahrzeuge sehe ich bei KI noch das Risiko, dass wir damit die Informationen öffentlich zugänglich machen. Das möchten wir verhindern. Aber in anderen Bereichen, zum Beispiel für Excel-Formeln oder in der Kommunikation, sehe ich KI als Sparringspartner, als Unterstützung fürs Schreiben oder auch für Übersetzungen.

Ich habe auch die Vision, in der Produktion irgendwann einen Roboter einzusetzen, der den Mitarbeitenden Routinearbeit wie das Abkanten von Blechteilen abnimmt. Das wäre eine sinnvolle Ergänzung, aber kein Ersatz für die Menschen und würde auch helfen beim Fachkräftemangel. Diese Roboter müssten aber intelligent genug sein, um verschiedene Aufgaben zu beherrschen.

Über Schiltrac

Schiltrac Fahrzeugbau steht für Innovation und Schweizer Präzision. Das Familienunternehmen aus der Zentralschweiz entwickelt massgeschneiderte Fahrzeuge für Landwirtschaft, Feuerwehr, Bau, Bahn und Kommunal. Mit bis zu 80 % Swissness stehen Qualität, Langlebigkeit und Kundennähe an erster Stelle. Seit 2012 leitet Peter Barmettler als Verwaltungsratspräsident und Mitinhaber das Unternehmen mit knapp 20 Mitarbeitenden. Schiltrac hat am Prix SVC Zentralschweiz im Mai 2025 den von Swisscom gesponsorten dritten Platz erreicht.

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