Swisscom Digital Health Radar: Der Kompass für die erfolgreiche Digitalisierung des Schweizer Gesundheitswesens

Kennen Sie den Stand der Digitalisierung Ihrer Gesundheitsinstitution im Vergleich zu anderen Schweizer Gesundheitsdienstleistern? Wissen Sie, in welchem Bereich Sie die Digitalisierung vorantreiben können, um Kosteneffizienz und Patientenzufriedenheit zu gewährleisten? Bei diesen Fragen setzt der Swisscom Digital Health Radar (SDHR) an. Das 2023 erstmals durchgeführte Monitoring liefert einen Einblick in den Digitalisierungsfortschritt von Schweizer Gesundheitsinstitutionen.

April 2024, Text: Saskia Wyss           4 Min.

Was ist der Swisscom Digital Health Radar?

Der Swisscom Digital Health Radar (SDHR) ist ein in seiner Form einzigartiges Assessment-Instrument zugeschnitten auf die Schweizer Spitallandschaft. Der SDHR ermöglicht im Rahmen einer Umfrage eine effiziente Erfassung des Digitalisierungsgrades und gibt gleichzeitig einen Überblick über den Fortschritt der digitalen Transformation. Das Monitoring berücksichtigt acht Dimensionen, welche die zentralen Aspekte der Digitalisierung von Gesundheitsinstitutionen abdecken.

Erstmals 2023 durchgeführt, zeigt der SDHR den Stand der Digitalisierung der Schweizer Gesundheitsinstitutionen anhand acht zentraler Bereiche der digitalen Transformation auf.

Interview zum SDHR mit Christian Westerhoff

Die digitale Transformation der Schweizer Spitäler ist ein spannender Prozess, der in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat. Digitale Transformation wird inzwischen nicht mehr als Selbstzweck, sondern als Instrument zur Hebung von Wirtschaftlichkeitsreserven gesehen. Um Handlungsbereiche im Spital zu identifizieren, hilft es sich zu vergleichen. Aus diesem Grund bieten wir den Digital Health Radar an.

Spitäler benötigen auf der einen Seite Best-Practice-Beispiele möglichst aus anderen Schweizer Spitälern, um die nationalen Gegebenheiten zu antizipieren; auf der anderen Seite hilft eine vergleichende Standortbestimmung, um genau diese Spitäler zu identifizieren. Der Digital Health Radar kann hier einen wichtigen Beitrag leisten, den richtigen Fokus einzunehmen und die Themen zu priorisieren.  

Die detaillierte Auswertung über alle acht Dimensionen hinweg zeigt eine gemischte Bilanz hinsichtlich des Digitalisierungsfortschritts im Gesundheitswesen. Während einige Bereiche wie die Strukturen und Systeme bereits weit fortgeschritten sind, offenbaren andere Dimensionen wie das Kultur- und Change-Management sowie die Patientenpartizipation erhebliche Herausforderungen und einen hohen Entwicklungsbedarf.

Christian Westerhoff

Head of Vertical Health

Die wichtigsten Umfrage-Ergebnisse im Überblick

Die Ergebnisse lassen sich in drei Digitalisierungsgrade einteilen. Am höchsten digitalisiert mit Durchschnittswerten über 60 Prozent sind die Bereiche Strukturen und Systeme (Organisationsaufbau und Applikationslandschaft) sowie das Resilienz-Management (Sicherheitsaspekte).

Einen Digitalisierungsgrad zwischen 50 und 59 Prozent weisen die Organisationssteuerung und das Daten-Management (operative Steuerung der Digitalisierung und datengetriebenes Geschäftsmodell), die Kultur und das Change-Management (strategische Aspekte der Digitalisierung) sowie klinische Prozesse (Arbeit des Gesundheitspersonals mit medizinischen Daten) auf.

Informationsaustausch (intern und extern), Telehealth und Patientenpartizipation bilden mit einem Digitalisierungsgrad unter 50 Prozent das Schlusslicht.

Über alle Institutionen und abgefragten Dimensionen hinweg gesehen beträgt der Digitalisierungsgrad 44 Prozent – wobei es zwischen den Institutionen grosse Unterschiede gibt. Die Digitalisierung ist eine individuelle Angelegenheit für jede Gesundheitseinrichtung. Die Aufteilung des Digitalisierungsfortschritts in unterschiedliche Dimensionen ist daher wichtig, damit jede Institution weiss, wo sie bei ihrer digitalen Transformation ansetzen muss:

  • Strukturen und Systeme: 47 Prozent der Teilnehmenden haben angegeben, dass CIOs und IT-Führungskräfte in der Geschäftsleitung vertreten sind. Des Weiteren haben knapp 70 Prozent angegeben, dass sie das Klinikinformationssystem (KIS) flächendeckend einsetzen. Beide Faktoren stellen eine gute Basis für weitere Fortschritte in der digitalen Transformation dar.
  • Resilienz-Management: Das Thema Security wird nach wie vor unterschätzt. Beispielsweise verfügt knapp ein Drittel über kein umfassendes Konzept zur Prävention, Erkennung und Überwachung von Sicherheitsvorfällen. Ein hoher Wert erreicht das Resilienz-Management dennoch, da sich die teilnehmenden Organisationen in der Lage sehen, bei Sicherheitsvorfällen angemessen reagieren zu können.
  • Organisationssteuerung und Daten-Management: Betreffend Organisationssteuerung verfügen nur etwas mehr als die Hälfte der Institutionen über eine vollständige oder teilweise erarbeitete Digitalisierungsstrategie. Was das Daten-Management betrifft, analysieren immerhin 17 Prozent der Teilnehmenden ihre Daten intensiv, 39 Prozent zum Teil und 44 Prozent gar nicht.  

«Der durchschnittliche Digitalisierungsgrad von Schweizer Gesundheitsinstitutionen beträgt 44%.»

  • Kultur und Change-Management: In dieser Dimension zeigt sich die grösste Differenz zwischen den Teilnehmenden. Hier ist viel Potenzial vorhanden, da der Umfang der Digitalisierung zwar klar ist, aber die entsprechenden Ist- und Soll-Prozesse im Betrieb unvollständig definiert sind.
  • Klinische Prozesse: Das Auffinden von klinischen Daten und flexible Zugriffszeiten darauf bewerteten die Teilnehmenden eher positiv. Abzüge gab es hingegen für den ortsunabhängigen Zugriff – bei 45 Prozent der Teilnehmenden ist dieser nicht möglich.
  • Informationsaustausch: 56 Prozent geben an, eine gute Strategie zur Sicherstellung des internen und externen Datenaustauschs (Interoperabilität) zu haben. Dennoch schneidet die Dimension insgesamt unterdurchschnittlich ab, da knapp 70 Prozent der teilgenommenen Institutionen die erfassten Daten für weitere Verwendungszwecke nicht einsetzen, und nur 17 Prozent haben angegeben, dass sie über ein sehr gutes oder gutes Patientenportal verfügen.
  • Telehealth: 11 Prozent der Institutionen können Telehealth vollständig nutzen; bei 33 Prozent sind die Voraussetzungen für Telehealth nur teilweise gegeben und in knapp der Hälfte fehlen die Voraussetzungen dafür.
  • Patientenpartizipation: Nur bei 6 Prozent der Teilnehmenden können Patient*innen digital auf ihre Daten zugreifen und lediglich 22 Prozent verfügen über ein vollständig sicheres Patientenportal.

«Die Digitalisierung betrifft nicht nur technologische Aspekte, sondern erfordert auch eine Veränderung in Kultur und Management.»

Wie geht es weiter mit dem SDHR?

Die digitale Transformation offenbart gegenwärtig zwei verschiedene Gesichter: Einerseits ist es ermutigend, dass eine solide Basis für weitere Digitalisierungsschritte – wie beispielswiese die Vertretung von IT-Führungskräften in der Geschäftsleitung – vorhanden ist.  Andererseits sollten Gesundheitsinstitutionen die strategische Stossrichtung und das Mindset für ein datengetriebenes Geschäftsmodell festigen, damit die erhoffte Durchschlagskraft der Digitalisierung wirken kann.

Umso wichtiger ist es daher, den Digitalisierungsfortschritt festzuhalten sowie lösungsorientiert und angepasst auf den jeweiligen Spitalbetrieb weiter voranzutreiben. Deshalb wird der SDHR jährlich durchgeführt, um einen patientenorientierten, effizienten und finanzierbaren Spitalbetrieb zu unterstützen.

  • Ziel der Umfrage: Jährliches Monitoring des Ist-Zustandes des Digitalisierungsfortschritts von Schweizer Gesundheitsinstitutionen
  • Methodik: Umfrage; effizientes Instrument mit 70 Fragen für 8 zentrale Dimensionen der Digitalisierung
  • Zeitraum: Erstmals im Jahr 2023 in der Deutschschweiz durchgeführt. Jährliche Durchführung.
  • Kooperationspartner:  Universität Luzern, Fachhochschule Nordwestschweiz, Hirslanden Kliniken Ostschweiz, Felix-Platter-Spital
  • Stichprobe:
    • Es nahmen Institutionen quer durch das gesamte Gesundheitswesen teil: Universitätsspitäler, psychiatrische Einrichtungen, Zentrums- und Regionalspitäler
    • Im Durchschnitt verfügen die teilnehmenden Institutionen über 399 Betten, 2 Standorte, 3035 Mitarbeitende, 47 IT-Mitarbeitende und 4 Prozent IT-Budget am Gesamtumsatz.
    • Die meisten teilnehmenden Institutionen kamen mit je 35 Prozent aus der Nordwestschweiz und Zürich. Der Anteil der Teilnehmenden aus der Ostschweiz und dem Mittelland machen zusammen rund einen Drittel aus.
    • Rücklaufquote: circa 30 Prozent

Möchten Sie die detaillierten Ergebnisse je nach Region und Dimension erfahren?

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