Swisscom verstärkt die Zusammenarbeit mit der IT-Gigantin Microsoft. Vertreter aus Politik und Wirtschaft diskutieren den Zusammenschluss, die Innovationskraft der Schweiz und die regulatorischen Gegebenheiten im Rahmen der Digitalisierung in der Schweiz. Die optimale Gelegenheit für einen festlichen Anlass im Berner Braingym der Swisscom. Zeitgleich findet das Event in Zürich und Genf statt. Per Livestream sind zudem zahlreiche Partner in der ganzen Schweiz zugeschaltet.
Text: Romana Bleisch, Bilder: Astrid Graf, 11
Es herrscht ein reges Treiben an diesem wolkenverhangenen Donnerstagmorgen am Swisscom-Sitz in Bern. Gäste aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft sind zugegen und tauschen sich bei Kaffee und Gipfeli zu aktuellen Herausforderungen im Daily Business aus. Solche, wie den Bedürfnissen der alteingesessenen IT-Spezialisten und denen der Digital Natives in einem Unternehmen gleichermassen gerecht zu werden. Vertrauen, Sicherheit, Digital Innovation und rechtliche Rahmenbedingungen – Begriffe, die wir an diesem Vormittag oft zu hören bekommen.
Am Vortag ging die Pressemitteilung an die Medien, in der Microsoft einerseits die Lancierung zweier Rechenzentren in der Schweiz kommunizierte, andererseits wurde über die intensivierte Zusammenarbeit zwischen dem amerikanischen IT-Riesen und Swisscom informiert. Die Microsoft Azure Cloud schwebt neu über Schweizer Terrain – mit Datenhaltung Schweiz. Swisscom ist die grösste Schweizer Microsoft-Partnerin und bietet ihren Kunden neu Managed Public Cloud Services aus der globalen Microsoft Cloud sowie aus den beiden Microsoft-Cloud-Regionen in der Schweiz. Zudem wird Swisscom als erste Schweizer Telco-Anbieterin mit dem Angebot Expressroute eine hochverfügbare Verbindung in die Schweizer Microsoft-Rechenzentren anbieten.
Das Launch-Event findet zeitgleich in Bern, Genf und Zürich statt. Über 30 Partner aus der ganzen Schweiz sind im Livestream dabei. Pünktlich um 9.30 Uhr senkt sich das Lärmniveau und es wird ruhig im Saal.
Der Moderator in Bern, Reto Brennwald, übergibt den Ball gleich zu Beginn dem ersten Referenten mit der Frage: Die Schweiz ist Spitze in Innovation, Spitze in Infrastruktur, Spitze in Luftqualität. Wie sieht es mit der Digitalisierung aus?
Moderator Reto Brennwald zusammen auf der Bühne mit Peter Grünenfelder, Avenir Suisse
«Wenn die Schweiz auch in der digitalen Innovation Standortspitze bleiben will, braucht es Bestrebungen aus dem öffentlichen Sektor, die Körperschaften dem digitalen Zeitalter anzupassen», antwortet Peter Grünenfelder. Der Direktor von Avenir Suisse appelliert mit Nachdruck an das Parlament; sein Speech wirkt wie ein Plädoyer für digitalen Fortschritt.
«Es braucht mehr Mut zur digitalen Innovation.»
Wiederholt unterstreicht er, wie entscheidend die entsprechenden Rahmenbedingungen seien, um digitalen Fortschritt voranzutreiben. Zwar befänden wir uns im digitalen Strukturwandel, aber die Rechtsgrundlage stamme noch aus dem industriellen Zeitalter. Höchste Zeit die Rechtsgrundlage dem Digitalisierungszeitalter anzupassen. Wir brauchen mehr Mut zur digitalen Innovation. Und zwar Mut aus dem privaten und dem öffentlichen Sektor.
«Wenn wir stehenbleiben, verlieren wir an Standortqualität.»
Damit meint er stärkere Regulierungen in Sachen Sicherheit und Datenschutz. Es brauche Netzsicherheit, Stabilität und interstaatliche Agreements für einen sicheren Cloud-Betrieb. Stehen zu bleiben sei keine Option, sonst verlieren wir an Standortqualität.
Marc Holitscher, National Technology Officer Microsoft Schweiz, übernimmt: «Wir sind hier, um die Eröffnung der Microsoft Cloud in der Schweiz zu zelebrieren.» Er wendet sich unter anderem an die über 30 Partner, die hier und heute zu den Early Adopters gehören und Microsoft ihr Vertrauen geschenkt haben – dazu gehört auch Swisscom. Die sehr unterschiedlichen Unternehmen, die ihre sensiblen Daten in Microsoft Azure migriert haben, widerspiegeln das breite Spektrum der Cloud-Lösung. Microsoft sei schon immer ein partnergetriebenes Unternehmen gewesen, verstehe die Herausforderungen seiner Peers, spreche ihre Sprache. Die Microsoft Cloud treibe Unternehmen an, mehr zu erreichen und mische die Karten für Technologien wie IoT neu.
Die Daten verlassen die Schweiz nicht. Ein Aspekt, der besonders entscheidend ist.
«Privatsphäre ist ein Menschenrecht.»
Über eine Milliarde US-Dollar investiere Microsoft jährlich in Cyber Security. Zahlreiche Security-Experten arbeiten rund um die Uhr für eine sichere Cloud und Unternehmen profitieren vom riesigen Investment von Microsoft in die Cloud Security. Ein Investment, das Unternehmen selber nicht bewältigen könnten. «Denn Privatsphäre gehört für Microsoft zu den Grundrechten», betont Holitscher.
Das Zweiergespann Swisscom und Microsoft scheint sich perfekt zu ergänzen. Microsoft liefert die Technologie, Swisscom bietet die Services und Dienstleistungen, um für ein erstklassiges Kundenerlebnis zu sorgen.
Die auf die Keynotes folgenden Podiumsdiskussionen finden in Genf, Zürich und Bern zeitgleich statt und werden im Livestream übertragen. Es ist ein angeregter Austausch über Zusammenarbeitsmodelle, Agilität und Chancen der Digitalisierung.
Im Anschluss richtet Reto Brennwald seine Fragen an die Gäste Marcel Walker, Head Network and Cloud bei Swisscom, Balthasar Glättli, Fraktionspräsident und Nationalrat Grüne Zürich, und Markus Eberhart, Head Digital Business bei BKW Energie.
Marcel Walker: «Nein, das ist die falsche Form des Heimatschutzes. Der Kunde ist entscheidend, nicht wir als Anbieter. Sehr viel wird künftig auf der Microsoft-Plattform stattfinden. Unsere Rolle ist es, das so zu integrieren, dass es für unsere Kunden stimmt. Microsoft bietet enorme Innovation, was wir als Swisscom nicht stemmen könnten und was auch nicht erwartet wird. Die eingesetzte Kraft muss sinnvoll investiert werden. Microsoft deckt den hochskalierbaren Teil ab und wir kombinieren die verschiedenen Angebote sinnvoll. Microsoft ist ein wichtiger Partner für uns.»
Marcel Walker: «Kunden möchten Innovationskraft und dass sie einen Ansprechpartner haben, wenn etwas ist. Zudem möchten sie in ihrer eigenen Sprache kommunizieren. Man muss wissen, wie man mit den Menschen hier umzugehen hat; kulturelle und wirtschaftliche Eigenheiten müssen berücksichtigt werden.»
Balthasar Glättli: «Wir sollten nicht nur den klassischen Wettbewerb sehen, sondern die Zusammenarbeit. In unseren föderalistischen Strukturen könnte man viel mehr machen, wenn man sich als Ökosystem verstehen würde.»
Markus Eberhart: «Viele grosse Firmen haben ganze Stäbe, um das nötige Verständnis für die Technologie aufzubauen. Ein KMU hat das nicht und ist daher skeptischer. Man kreiert aber Mehrwert im Kernbusiness, wenn man die IT-Expertise abgibt. Es gilt der Gesellschaft klarzumachen, worum es geht. Die Menschen müssen verstehen, was ihre Daten wert sind.»
Nach diesem Vormittag voller spannender Keynotes und Diskussionsrunden über Innovation und neue Technologien schliesst Reto Brennwald die Veranstaltung mit den zuversichtlichen Worten ab: «Drücken wir die Daumen, dass Schub in die Volkswirtschaft und in die Digitalisierung der Schweiz kommt.» Der anschliessende Stehlunch ist eröffnet.
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