Haben klassische Inseratewerbung, Direct Mailings oder Newsletter bald ausgedient? Denn künstliche Intelligenz (KI) kreiert digitale, personalisierte Inhalte mit deutlich mehr Wirkung.
Text: Ladina Camenisch, Bild: © Alamy Stock Photo
Facebook und Google gehören heute zu den erfolgreichsten Firmen der Welt. Mit ein Grund: Sie haben das Marketing neu definiert, indem sie jeden Klick ihrer Kunden analysieren. Sie konzentrieren sich stark auf Daten und nutzen KI, um aus ihnen sinnvolle Schlüsse zu ziehen. Die Strategie wirkt: Die beiden Giganten haben in kurzer Zeit einen Grossteil des weltweiten Werbegeschäfts gekapert. Die Verlierer sind Unternehmen, die noch keine KI einsetzen.
KI als Rettungsleine in der Datenflut
Schweizer Unternehmen machen erst zögerliche erste Schritte in Richtung KI. Dabei sind die Anwendungsmöglichkeiten für intelligente Systeme bereits heute sehr vielfältig. Sie reichen von medizinischen Anwendungen – etwa bei der Auswertung von Röntgenbildern – bis zur Beantwortung von Kundenanfragen. «Das Wissen um die Vorteile von KI im Marketing beginnt in der Schweiz langsam Fuss zu fassen», erklärt Michael Baeriswyl, Leiter Swisscom Data, Analytics & AI.
KI hilft den Marketingexperten beispielsweise, in kürzerer Zeit mehr Daten zu analysieren und damit Einblicke in das Verhalten der Kunden zu gewinnen. So vermag eine Firma ihre Marketingkampagne zielgruppengerecht anzupassen und erzielt deutlich mehr Wirkung. Newsletter werden nicht länger an den allgemeinen Verteiler verschickt, sondern KI stellt individuellen Content zusammen – basierend auf den Klicks der Kunden. Dadurch steigt die Relevanz für den Leser erheblich. Ein weiteres Beispiel: Um die Kaufabsichten eines Kunden noch besser zu verstehen, können die Algorithmen Milliarden von Suchanfragen oder die Aktivität auf Internetseiten analysieren. So erkennt das intelligente System, wann ein Kaufentscheid unmittelbar bevorsteht. Im exakt richtigen Moment werden die passenden Produktanzeigen eingeblendet. Für Marketingexperten bedeuten diese Entwicklungen, dass sie sich nicht länger hauptsächlich mit dem Targeting beschäftigen müssen. Neu können sie auf die Weiterentwicklung der Inhalte fokussieren.
Sprachassistenten machen die Verwendung von KI sogar fast zum Muss: Amazons Alexa oder Googles Siri ändern das Suchverhalten von Kunden und beeinflussen die Art und Weise, wie Suchmaschinen funktionieren. Das Anpassen des eigenen Contents an diese neuen – und sich stets verändernden – Parameter ist für einen einzelnen Mitarbeitenden schlichtweg nicht machbar. Baeriswyl: «Ein Mensch kann diese Datenmenge unmöglich auswerten. KI meistert solche Aufgaben hingegen problemlos.»
Menschen wollen Menschen
KI funktioniert am besten, wenn Mensch und Maschine zusammenarbeiten. Einfache Kundenanfragen wie beispielsweise eine Adressmutation oder einen Abowechsel mag das System alleine erledigen. Doch wenn es um komplexere Themen geht, braucht es die Erfahrung und die Empathie von Menschen. Denn ab einem bestimmten Punkt will ein Mensch mit einem anderen Menschen sprechen – und nicht mit einer Maschine. «Firmen tun gut daran, dies nicht zu vergessen», mahnt Baeriswyl. «Ich bin überzeugt, dass Marketingexperten nicht durch KI ersetzt werden. Aber KI kann uns bei gewissen repetitiven Aufgaben entlasten oder Entscheidungsvorlagen liefern.» So bleibt uns Menschen mehr Zeit dafür, was keine Maschine kann: für kreative Aufgaben oder den empathischen Austausch mit Kunden.
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