Best of Swiss App Award

«Es geht darum, wie viel ein Trainer zuhört»


Der FC Basel hat mit seiner Nachwuchs-App Gold bei den Best of Swiss Apps in der Kategorie Enterprise gewonnen. Ob die App die jungen Spieler besser macht, weiss Massimo Ceccaroni, technischer Leiter des Basler Nachwuchses.


Tanja Kammermann, 6




Massimo Ceccaroni, der FC Basel hat alle Leistungsdaten der Nachwuchsspieler in einer Datenbank erfasst und kann diese mobil abrufen. Mit dieser Lösung haben sie den Award für die beste Unternehmensapp des Jahres gewonnen. Was bedeutet ihnen diese Auszeichnung?


Massimo Ceccaroni: Ich finde es toll, dass wir gewonnen haben und ich bin sehr stolz auf den Preis. Auch weil wir in einem Bereich, der eigentlich nicht unser Kerngeschäft ist, für Aufsehen sorgen konnten.


Erhielten Sie auch Glückwünsche aus der Fussballwelt?


Bis jetzt leider nein. Nur Vereinsintern durften wir viele Glückwünsche entgegennehmen.


Die Anwendung macht ihre Arbeit professioneller. Sie haben letztes Jahr den Anstoss für die App gegeben. Warum nicht früher?


Es war uns schon länger ein Bedürfnis, dieses Projekt anzugehen. Doch es gibt nicht viele Fussballvereine, zwei oder drei in Europa, die schon so weit sind. Wir wollten jedoch besser werden, darum mussten wir anfangen, unsere Daten zu nutzen und diesen Schritt wagen. Zudem kostet eine App Geld und braucht den richtigen Partner – den wir glücklicherweise mit Swisscom gefunden haben.



Im Gespräch

Wer sind die europäischen Vorbilder?


Das sind Borussia Dortmund und Redbull Leipzig in Deutschland und Juventus Turin in Italien, die sehr wissenschaftlich arbeiten, viel Knowhow haben und im Nachwuchs sehr professionell arbeiten. Wir wollten jedoch unsere Identität bewahren, da wir eine eigene Ausbildungsphilosophie haben. Darum haben wir etwas völlig Neues auf die Beine gestellt.


Seit Frühsommer 2016 ist die App in Betrieb. Konnten Sie bereits Verbesserungen im Spielbetrieb umsetzen?


Die App erleichtert unsere tägliche Arbeit enorm. Wir können effizienter und gezielter arbeiten. Und was wichtig ist: Wir sind uns der Belastung der jungen Spieler bewusster. Wir haben immer Ende Woche, bevor es in den Wettkampf geht, eine Sitzung mit der Leistungsdiagnostik. Aufgrund der Daten, die wir sammeln und in der App abbilden, können wir sagen, ob Spieler fit sind oder nicht. Ob einer spielt, ist immer noch der Entscheid des Trainers (schmunzelt). Aber wir haben eine sehr gute Basis.


Nun gibt es die objektiven Daten, dann aber das subjektive Empfinden des Trainers. Wie weit deckt sich das?


Es geht darum, wie viel ein Trainer zuhört. Es gibt den Laptop-Trainer und den klassischen Trainer, der gerne den Rasen unter den Füssen spürt. Der moderne Trainer, der auch gerne mit Daten spielt, hört vielleicht 20 Prozent zu. Der traditionelle Trainer, der die Schuhe noch selber putzt, hört 10 Prozent zu…

Massimo Ceccaroni

Der 48-jährige Massimo Ceccaroni ist gebürtiger Basler und ehemaliger Profi-Fussballspieler; er spielte von 1987 bis 2002 und damit seine gesamte professionelle Karriere beim FC Basel. Seit 2012 ist er der technische Leiter der Nachwuchsabteilung des FC Basel, die übrigens wie die 1. Mannschaft die erfolgreichste der Schweiz ist.


Also noch weniger?


Ja, noch weniger (lacht), für ihn ist es neu mit Daten zu arbeiten und es braucht sehr viel Überzeugungsarbeit. Das Tolle ist, die Trainer haben untereinander sehr viel Austausch und dort merken auch die Skeptiker - von denen haben wir ganz wenige - dass man besser wird durch dieses Wissen. Und dann steigen die 10 Prozent schnell auf 20 Prozent.


"Eigenverantwortung via neuen Medien - mit der App nehmen wir die Jungen ernst."


Ist der Nachwuchs des FC Basel dank der Lösung besser geworden?


Nein, das kann man so nicht zusammenfassen. Jeder Trainer hat dank der App ein breiteres Wissen, kann seine Fachkompetenz erweitern und sie hilft ihm, differenzierter zu Denken. Früher entschieden die Trainer zu 100 Prozent subjektiv. Jetzt kommen die Fakten hinzu und an diesen gibt es nichts zu rütteln.


Wie reagieren die jungen Spieler auf die App?


Früher hatten wir ein Handyverbot in der Kabine – das geht heute nicht mehr. Jetzt können die Spieler vor und nach dem Training ihre Belastung auf dem Smartphone anklicken. Eigenverantwortung via neue Medien - mit der App nehmen wir die Jungen auch ernst. Wir können heute nicht mehr einfach ein Fussballinternat hinstellen und die jungen Sportler ausbilden wie vor 40 Jahren – da wird keiner mehr Fussballer.


Warum hat nicht jeder Schweizer Fussballverein eine solche App?


Das ist eine Frage der Zeit und Vereine, die die Möglichkeiten mitbringen, werden schnell nachziehen.


Haben sie überhaupt vor, die App weiterzuverkaufen?


Der FC Basel hat die Rechte an der App, das haben wir klar geregelt, weil wir bereits während der Entwicklung gemerkt haben: Hier entsteht etwas Interessantes.



Der FC Basel mit Massimo Ceccaroni und das Swisscom Projektteam feiern den Sieg.

Der FC Basel mit Massimo Ceccaroni und das Swisscom Projektteam feiern den Sieg.


Gibt es noch weitere Digitalisierungsprojekte beim FC Basel?


Nein, wir waren sehr absorbiert mit der App und haben gemerkt, dass es sehr wichtig ist, dass sich die Leute damit befassen können. Wir wollen das, was wir haben, richtig anwenden, umsetzen, Erfahrungen sammeln und dann überlegen den nächsten Schritt zu machen.


Hätten sie sich eine solche App gewünscht, als sie noch Profi-Fussballer waren?


Ja und Nein. Man wird dadurch besser, aber es ist auch sehr viel für die Jungen, man muss vor dem Training denken und nach dem Training auch wieder. Früher zog man einfach die Fussballschuhe an und ging raus aufs Spielfeld.





Die App


Gemeinsam mit Swisscom hat der FCB in einem Co-Creation Ansatz eine digitale Lösung für ihren Nachwuchssport entwickelt. Diese besteht aus drei Hauptkomponenten: Einer Smartphone App für Spieler (iOS und Android), einer Tablet App für Trainer und Physiotherapeuten (iOS) sowie einer Webanwendung für Administration und Management. Diese erleichtern Trainern, Physiotherapeuten, Ärzten, der Administration aber auch den Spielern die Arbeit. Die Grundidee dahinter: alle Leistungsdaten der Nachwuchsspieler sind in einer einheitlich geführten Datenbank erfasst und per Knopfdruck mobil abrufbar. Der FCB verfügt mit den Apps über ein voll digitalisiertes Oekosystem.


App Entwicklung


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