«Bisher gab es mit FinOps Cloud-Kostenoptimierungen bei jedem Unternehmen»
5 min

«Bisher gab es mit FinOps Cloud-Kostenoptimierungen bei jedem Unternehmen»

Mit intensiver Nutzung verschiedener Cloud-Services geht die Übersicht über das Kostenmanagement zunehmend verloren. Das FinOps-Framework hilft Unternehmen, die eigenen Cloud-Ausgaben im Griff zu halten. Stefan Denk, Solution Architect bei Swisscom, erklärt im Interview, wie FinOps funktioniert, wie man das Framework anwendet und wie viel Kosten Sie damit einsparen können.  

Was zeichnet das Cloud-Kostenmanagement mit FinOps aus?  

Stefan Denk: Das Ziel von FinOps ist es, den Mehrwert, den die Cloud bietet, besser ausschöpfen und Cloud-Ressourcen effizienter nutzen zu können. Man führt innerhalb des Unternehmens den Finanzbereich (Fin) mit der bestehenden DevOps-Welt (Ops) zusammen. Unsere zertifizierten FinOps-Experten analysieren die aktuelle Lage und finden gemeinsam mit den Teams aus IT, Business und Finance vorhandenes Optimierungspotenzial.   

Man sucht also verstecktes Potenzial zur Kostenoptimierung? 

Die Steigerung der Cloud-Kosteneffizienz ist eines der Hauptziele von FinOps. Aber nicht nur. Ziele können etwa die Förderung eines kulturellen Wandels hin zu einer effizienteren Cloud-Nutzung sein, eine teamübergreifende Zusammenarbeit oder die fachliche Weiterentwicklung betreffend Cloud.  

Es gibt also nicht nur die eine Vorgehensweise, um FinOps zu realisieren? 

Nein, da gibt es unterschiedlichste Herangehensweisen. Das FinOps-Framework besteht aus insgesamt 18 Disziplinen, die je nach Unternehmensanforderungen priorisiert und angewendet werden. 

Wozu braucht es dieses Framework? Lassen sich dieselben Einsparungen für die Cloud-Nutzung nicht auch ohne FinOps machen? 

Das ist in diesem Umfang kaum möglich. Der Grund dafür liegt in der komplexen, dezentralen Cloud-Infrastruktur von grösseren Unternehmen, insbesondere solcher, die in einer agilen Entwicklungswelt und mit DevOps arbeiten. Während früher eine lokale IT vielleicht alle 3 bis 5 Jahre erneuert wurde und sowohl der Bedarf als auch die anfallenden Kosten bekannt und gut planbar waren, sind die Kosten bei der intensiven Cloud-Nutzung viel weniger transparent.  

Stefan Denk: «Die Steigerung der Cloud-Kosteneffizienz ist eines der Hauptziele von FinOps.»

Wie kommt diese Intransparenz zustande? 

Mit dem Wechsel von der Wasserfall-Methode zu agilen DevOps-Methoden wurde die Beschaffung dezentral. In der Cloud können IT-Techniker, Software-Architekten oder Mitarbeitende aus dem Business mal eben eine virtuelle Maschine in der Cloud beziehen, eine Datenbank einrichten oder einen Server für eine bestimmte Aufgabe mieten. Alle diese Services werden intensiv genutzt und sind mit unterschiedlichsten Abrechnungsmethoden, Lizenzen und SLAs behaftet, die bei hoher Zahl niemand mehr überblicken kann. So entsteht über Jahre hinweg ein intransparentes Gebilde aus unterschiedlichsten Cloud-Ressourcen.  

Hier kommt FinOps ins Spiel.  

Genau. Um den intransparenten Wildwuchs zu analysieren, bedarf es Fachwissen und die Zusammenarbeit aus allen Unternehmensbereichen. Die Public-Cloud-Anbieter liefern alle notwendigen Informationen, um detaillierte Analysen vorzunehmen. Bei Unternehmen mit hoher Cloud-Nutzung kommen da schon mal eine halbe Million Excel-Zeilen zusammen – pro Monat. Damit können aber die wenigsten Unternehmen etwas anfangen. Unsere FinOps-Experten jedoch ziehen daraus die relevanten Informationen und decken in der Regel grosses Optimierungspotenzial auf.  

Wo steckt üblicherweise das grösste Optimierungspotenzial? 

Oft werden falsche Abrechnungsmethoden gewählt und somit Rabatte nicht genutzt. Die Analysen decken beispielsweise auf, dass viele permanent genutzte Server per Pay-as-you-go abgerechnet werden. Dieselben Ressourcen könnten aber mit einem Commitment – also mit fixen Reservierungen von Instanzen über eine gewisse Zeit hinaus – viel günstiger arbeiten. Oft werden etwa auch unpassende Dienste oder die falschen virtuellen Maschinen mit zu tiefer Performance genutzt. Jederzeit über alle aktuellen Angebote der Cloud-Provider Bescheid zu wissen, ist für die meisten Unternehmen ein Ding der Unmöglichkeit.  

Sie haben schon mehrere FinOps-Projekte begleitet. Wie gross ist das Einsparpotenzial üblicherweise? 

Kostenoptimierungen liessen sich mit FinOps bisher in jedem Unternehmen ausmachen. Meist liegt das Finops-Engagement über einem dreifachem ROI. Die Spannweite der erzielbaren Kosteneinsparungen liegt zwischen 10 und 30 Prozent. Dieses sehr grosse Sparpotenzial überrascht viele unserer Kunden. Der grösste Sparhebel, der viel zu wenig genutzt wird, liegt eindeutig bei den vorhin genannten reservierten Instanzen, bei denen man je nach Provider Rabatte von bis zu 70 % herausholen kann.  

Nach einer FinOps-Kostenoptimierung müsste das gesamte Cloud-Management transparent und kosteneffizient sein. Warum braucht es danach weiterhin ein Monitoring? 

Die sich ständig verändernde Cloud-Infrastruktur und die neuen Angebote, Services und Rabattmöglichkeiten der Anbieter benötigen eine ständige Beschäftigung mit der eigenen Cloud-Nutzung. Dazu kommen Unternehmenswachstum, Migrationen oder Umstrukturierungen, die allesamt einen Einfluss auf die Nutzung der Cloud haben. Um einen erneuten Wildwuchs zu verhindern, ist ein stetiger Kreislauf aus Informieren, Optimieren und Etablieren notwendig.  

Benötigt das Unternehmen dazu weiterhin externe FinOps-Spezialisten oder können Fähigkeiten auch intern aufgebaut werden? 

Beides ist möglich, das Spektrum in der Zusammenarbeit ist gross. Wir leisten mit unserer ersten FinOps-Analyse Soforthilfe. Diese Einsparungen machen in der Regel im Unternehmen finanzielle Mittel frei, um FinOps längerfristig zu implementieren. Das Ziel der weiteren FinOps-Zusammenarbeit kann darin bestehen, das erforderliche Wissen ins Unternehmen zu tragen – anfangs mit einzelnen Mitarbeitenden, die als News-Aggregatoren agieren, dann mit einem eigenen FinOps-Team. Die permanente Anwendung von FinOps kann aber auch komplett von Swisscom als Managed Service bezogen werden. Wir analysieren, optimieren und überwachen dann die gesamte Cloud-Nutzung permanent und in regelmässigen Zyklen.  

Mit FinOps die Cloud-Kosten optimieren

Hat Ihr Unternehmen die Kosten für die Public Cloud im Griff? Schaffen Sie zusammen mit Swisscom Transparenz. Mit FinOps analysieren wir Ihr aktuelles Cloud-Management bezüglich Technologie, Business und Finanzen. In vielen realisierten Projekten erzielten wir Cloud-Kosteneinsparungen von rund 30 %.

Wie gelingt die langfristige Anwendung von FinOps im Unternehmen? 

Dazu ist meist ein regelrechter Kulturwandel notwendig. Es müssen Anreize geschaffen werden, um den Austausch der Teams über das gesamte Unternehmen zu fördern, um so entsprechendes Optimierungspotenzial zu erkennen und dieses auch auszuschöpfen. Da dies neben dem Daily Business gemacht werden muss, braucht es viel Engagement. Idealerweise bringen «Evangelisten», die für dieses Thema motiviert sind, die notwendige Expertise ins Unternehmen.  

Geschieht dies auch mit der Unterstützung von Swisscom? 

Durchaus. Unsere Experten haben viel Erfahrung darin, unterschiedlichste Silos im Unternehmen zu vereinen und den Akteuren mit ihren verschiedenen Perspektiven die Dringlichkeit der Cloud-Optimierung bewusst zu machen. Wenn es gelingt, ein gemeinsames Verständnis über die Nutzung der Cloud aufzubauen, bestehende Ressourcen permanent zu hinterfragen und entdeckte Optimierungsmöglichkeiten auch auszuschöpfen, können längerfristig Kostenoptimierungen gemacht werden. Dieser Wandel geschieht aber nicht von selbst, dafür müssen alle Beteiligten ihren Teil daran leisten.  

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Jetzt lesen