Zwei Drittel aller Schweizerinnen und Schweizer fordern, dass Ärzte und Therapeuten ihnen ihre Gesundheitsdaten digital zugänglich machen. Das ist eines der Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Forschungsinstitutes GFS.
Text: Roger Welti, 14 Januar 2019
Nicolas Bürer spricht von einer «deutlichen Forderung» der Bevölkerung. Der Digitalisierungsexperte vom nationalen Verband digitalswitzerland hat die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage zum Thema «Digitalisierung im Gesundheitswesen» analysiert. Er kommt zum Schluss: «Mehr als 70 Prozent der Schweizer zeigen Interesse am digitalen Austausch Ihrer Gesundheitsdaten. Sie verstehen, dass es für sie als Bürger einfacher und viel effizienter wird, wenn Informationen ausgetauscht werden – und dieser Austausch in gewissen Fällen sogar überlebenswichtig sein kann.»
72 Prozent der vom Forschungsinstitut GFS befragten Personen sind der Ansicht, dass Ärzte und Therapeuten Gesundheitsinformationen von Patienten im Rahmen der Behandlung digital austauschen sollten. Mehr als zwei Drittel glauben, dass dadurch die Behandlungsqualität verbessert wird. Die Hälfte der Bevölkerung verspricht sich davon, dass so Kosten gesenkt werden können.
Zwei Drittel der Befragten befürworten, dass Ärzte und Therapeuten verpflichtet werden, ihren Patienten persönliche Gesundheitsinformationen in einem elektronischen Patientendossier digital zugänglich zu machen. In der Westschweiz liegt die Zustimmung hierzu gar bei 78 Prozent. Die Schweizer Bevölkerung wünscht sich also eine digitale Aushändigung ihrer persönlichen Gesundheitsinformationen.
Das elektronische Patientendossier (EPD) soll genau hierzu einen Beitrag leisten. Es verpflichtet Spitäler und Heime, dem Patienten behandlungsrelevante Gesundheitsinformationen über ein elektronisches Dossier zugänglich zu machen, sofern dieser das will. Explizit von dieser Pflicht ausgenommen sind ambulant tätige Akteure wie Hausärzte, Therapeuten und Apotheken. Die Umfrageergebnisse legen den Schluss nahe, dass sich die Bevölkerung auch für diese Gesundheitsfachpersonen eine Pflicht zur digitalen Datenaushändigung wünscht.
Im Umgang mit Gesundheitsinformationen hat deren Sicherheit höchste Priorität. Auf die Risiken im Umgang mit digitalen Gesundheitsdaten angesprochen, beurteilen die von GFS befragten Personen gezielte Hacker-Angriffe als grösste Gefahr. Knapp dahinter folgen Sicherheitslücken in IT-Systemen.
Bedeutend kleiner wird das Risiko eingeschätzt, das von der eigenen Unachtsamkeit oder jener von Ärzten und Personal im Gesundheitswesen ausgeht.
Cyber-Security-Experten kommen zu einem anderen Schluss: Der grösste Risikofaktor ist der Mensch, der akute Gefahren an seinem Computer oder Handy nicht erkennt oder sie unterschätzt. Nicolas Bürer von digitalswitzerland unterstreicht denn auch: «Neben dem Nutzen der Digitalisierung müssen auch die technologische Umsetzung und der Umgang der Menschen mit den Daten stimmen, damit Sicherheit und Anonymität gewährleistet sind.»
Nicolas Bürer von digitalswitzerland
Im Auftrag von Swisscom Health hat das Forschungsinstitut GFS eine repräsentative Umfrage zur Haltung der Schweizer Bevölkerung zum Thema «Digitalisierung im Gesundheitswesen» durchgeführt. Resultate und eine Analyse des Experten Nicolas Bürer vom Verband digitalswitzerland finden Sie hier.