Aktuelle Erkenntnisse zu Nachhaltigkeit, Cybersecurity und Innovation

Lösungen fürs Millennium im «Millennium»

Nachhaltigkeit, IT-Sicherheit und Innovation: Diese drei Themen beschäftigen Schweizer Unternehmen derzeit unter anderem. Mit neuen Ansätzen und Lösungen dazu beschäftigte sich ein Swisscom Anlass. Ein kurzer Einblick in die wichtigsten Erkenntnisse.

Text: Andreas Heer, Bilder: Millennium, Swisscom, 11

Welche Themen mit einem technischen Aspekt beschäftigen Unternehmen aktuell? Dazu gehören mindestens Nachhaltigkeit, IT-Sicherheit und Innovation. Und genau um diese drei Themen und mögliche Antworten auf die Herausforderungen drehten sich die Swisscom Business Days in Crissier, ergänzt um einen Ausblick auf eine mögliche Zukunft des Internets.

 

Der physische Rahmen stellte dabei selbst einen Einblick in nachhaltige Technologien dar. Das Millennium in Crissier, ein modernes Bürogebäude mit gemischter Nutzung (Restaurant, Krippe, Fitness usw.), verfügt nicht nur über Fernwärmeheizung und Photovoltaikanlage. Die Fenstergläser sind so konstruiert, dass sie bei starker Sonneneinstrahlung automatisch abdunkeln und sich dadurch die Innenräume weniger aufheizen. Das spart wiederum Kühlenergie.

 

Sparen können auch die Landwirte, und zwar Pestizide. Ecorobotix aus Yverdon stand dabei als Beispiel für nachhaltige Innovation. Der von Grund auf neu entwickelte Traktoranhänger erkennt mittels Kameras und künstlicher Intelligenz Unkraut auf dem Feld und kann diese Pflanzen zielgerichtet besprühen. Dadurch lässt sich der Pestizidverbrauch um bis zu 95 Prozent senken. Ob Ecorobotix damit den Weltmarkt erobert? Schwer zu sagen, denn Schweizer Innovationen haben es global schwer. Doch dazu später.

Cybersecurity, eine gemeinsame Aufgabe

Genauso wie der Klimawandel nur im Zusammenspiel verschiedener Akteure und Ansätze gestoppt werden kann, ist auch die Cybersecurity eine gemeinsame Aufgabe. Dies ist die Einschätzung von Vincent Lenders, Head of Cyberdefense Campus und Head of Cybersecurity and Data Science bei Armasuisse, dem Bundesamt für Rüstung. Der Grund liegt darin, dass ein einzelnes Unternehmen jeweils nur einen Teil der Aktivitäten von Cyberkriminellen erfasst und damit unter Umständen vor neuartigen Angriffen schlecht geschützt ist.

SBD lenders

«Gemeinsam gegen Cyberbedrohungen» war das Motto von Vincent Lenders, der bei Armasuisse den Cyberdefense Campus leitet.

Mit dem Cyberdefense Campus strebt Lenders die Zusammenarbeit zwischen staatlichen Stellen und privaten Unternehmen an. Diese Public Private Partnership soll den Erfahrungsaustausch verbessern, die Cybersecurity-Ausbildungen bedürfnisgerecht weiterentwickeln und die Erkennung und das Melden von Schwachstellen automatisieren. Mit einer solchen Zusammenarbeit liesse sich die Cyberdefense stärken – zum Vorteil aller Beteiligten.

Investitionsgelder für die Schweiz gesucht

Die Zunahme von Cyberangriffen und Cyberkriminalität als lukratives Geschäftsmodell sind nur ein Anzeichen einer «VUCA World», einer Welt voller Volatilität, Unbeständigkeit, Komplexität und Mehrdeutigkeit. In solchen Krisenzeiten hätten sich Schweizer Unternehmen stets weiterentwickelt, sagt Dominique Mégret, Leiter Swisscom Ventures. Doch die Umstände haben sich mit dem Aufkommen von Investitionsgeldern, sogenanntem Venture Capital, verändert. Heute sind etwa 80 Prozent der grossen Tech-Konzerne in den USA beheimatet. Grund dafür sind die grosszügig fliessenden Investitionsgelder, die es US-Start-ups erlauben, schnell zu wachsen und die internationalen Märkte zu erobern. Oftmals vor Schweizer Unternehmen.

 

Das Schweizer Modell ist dadurch trotz hervorragender Hochschulen ins Hintertreffen geraten. Es brauche, so Mégret, in der Schweiz mehr Investitionen in Start-ups. Die gute Nachricht: Ende Juni hat der Bundesrat einen Richtungsentscheid getroffen für einen branchenneutralen Schweizer Innovationsfonds. Das könnte dazu beitragen, dass das Investitionsvolumen in der Schweiz steigt.

Web3, die Zukunft des Internets?

Blockchain, NFT, Kryptowährungen, Metaverse: Alles derzeit heiss und kontrovers diskutierte Themen. Sie lassen sich zusammenfassen zum «Web 3.0» oder modern «Web3». Florian Ducommun, Partner bei Bonnard Lawson und CEO von Nodes International, sieht das Web3 als Internet der Zukunft in Form eines dezentralen Netzes, das die Privatsphäre achtet. Ganz im Unterschied zu heute, wo GAFAM (Google, Apple, Facebook/Meta, Amazon, Microsoft) dominieren. Und mit ihrem Datenhunger viel Vertrauen verspielt haben.

 

Das Web3 könnte das Vertrauen der Menschen ins Internet wieder stärken, so Ducommun. Eine neue Generation von Blockchains würde es den Nutzer*innen erlauben, die Hoheit über ihre Privatsphäre zu behalten. Was, so ganz nebenbei, eines der Ziele aktueller Datenschutzbemühungen und -gesetze ist. Und solche digitalen Identitäten, die in einer Blockchain gespeichert sind, würden auch neue Formen der Zusammenarbeit ermöglichen. Bis hin zu einer DAO, um ein weiteres Schlagwort einzuführen. Eine solche verteilte autonome Organisation ermöglicht die Zusammenarbeit in einer rein virtuellen Struktur und ist selbstorganisiert, wobei Entscheide und Handlungen fälschungssicher und transparent in einer Blockchain gespeichert sind.

 


Schaut so die Zukunft des Internets aus? Und werden Schweizer Start-ups darin eine wesentliche Rolle spielen? Bis solche Fragen geklärt sind, dürften sich die Fenster des Millenniums noch viele Male automatisch abgedunkelt und wieder aufgehellt haben.


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