Zahlungsmoral im Gesundheitswesen

Die Früchte der Arbeit bleiben oft lange hängen

Haus- und Fachärzte sind nicht nur Mediziner. Sie sind auch Unternehmer, die über Umsatz und Ertrag ihre Praxis und Mitarbeitenden finanzieren müssen. Die Zahlungsmoral ihrer Patienten spielt dabei eine oft unterschätzte Rolle.

Text: Roger Welti, Bilder: Adobe Stock, 24. Juli 2019

Wer sich von einem Arzt behandeln oder beraten lässt, geht rechtlich gesehen einen Vertrag ein – einen so genannten einfachen Auftrag. Gemäss Gesetz ist das Honorar sogleich nach Abschluss des Auftrags fällig, also am Ende der Konsultation. Natürlich gewähren Ärzte, Therapeuten und Labors ihren Patienten in der Regel längere Zahlungsfristen. Nicht selten werden diese aber nicht eingehalten.

Jede fünfte Rechnung wird gemahnt

Zahlreiche Schweizer Praxen und Labors haben ihren Abrechnungsprozess und das Mahnwesen an Dritte ausgelagert, um ihren Alltag effizienter zu gestalten. Swisscom Health, einer der Anbieter für so genanntes Forderungsmanagement, hat 2018 untersucht, wie pünktlich Patienten Rechnungen bezahlen, die sie (vorab) selber berappen müssen. Die ernüchternde Bilanz: von 250'000 Rechnungen von Allgemeinmedizinern, Pädiatern und Gynäkologinnen mussten mehr als 20 Prozent gemahnt werden. Je nach Landesteil lag dieser Anteil sogar deutlich höher – in grenznahen Regionen sogar bei rund 50 Prozent.

Anteil der gemahnten Arztrechnungen je Kanton (2018; in Prozent; Quelle: Swisscom)

Säumig Zahler werden zum Risiko

Diese Zahlen für die Schweiz decken sich mit Erkenntnissen aus anderen europäischen Ländern. Gemäss dem European Customer Payment Report 2018 begleichen nur 67 Prozent der Befragten ihre Arztrechnungen innerhalb der vorgesehenen Zahlungsfrist. Mit gravierenden Folgen für die Leistungserbringer. Aldo Kramis, Arzt und Präsident der kantonalen Ärztegesellschaft des Kantons Luzern, geht davon aus, dass Praxen in städtischen Gebieten und in den Agglomerationen wegen säumigen Zahlern zwischen zwei und drei Prozent des Jahresumsatzes verlieren.

Kassen zahlen teils erst nach drei Wochen

Wenn Krankenversicherungen Arztrechnungen begleichen, geht das meist schneller als bei Patienten. Aber auch in diesem Fall müssen Praxen oft einige Zeit auf das ihnen zustehende Geld warten. 62 Prozent der Krankenkassen lösen Zahlungen gemäss einer Untersuchung von Moneyland.ch erst sechs oder mehr Arbeitstage nach Rechnungseingang aus. 28 Prozent der Versicherer sogar erst nach 15 oder mehr Arbeitstagen.

Früchte der Arbeit früher ernten

Auch ausserhalb des Gesundheitswesens steht es um die Zahlungsmoral nicht zum Besten. Gemäss einer Studie der Intrum AG haben 71 Prozent der Schweizer Unternehmen Probleme mit Kunden, die erst nach dem angegebenen Fälligkeitsdatum zahlen. Sie beklagen Liquiditätsengpässe und schreiben in der Folge jährlich knapp vier Prozent ihres Umsatzes wegen Debitorenverlusten ab. Jedes fünfte Unternehmen plant deshalb, Kundenzahlungen in irgendeiner Form abzusichern. Sie setzen dafür etwa auf eine Vorfinanzierung durch Partner. Das tun inzwischen auch viele Ärzte – und ernten dadurch die Früchte ihrer Arbeit sofort.


Vorfinanzierung für Ärzte und Labors

Swisscom Health bietet ambulant tätigen Ärzten und Therapeuten sowie Labors einen Vorfinanzierungsservice. Die in Rechnung gestellten Beträgen werden von Swisscom Health umgehend an den Kunden überwiesen. Krankenversicherer und Patienten bezahlen die fälligen Beträge im Rahmen der üblichen Zahlungsfristen an Swisscom Health.

 

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