Umfrage: Cloud in Schweizer Unternehmen

Innovation entfesselt die Cloud

Schweizer Unternehmen setzen vermehrt auf die Cloud – manche Branchen stärker, in anderen ist man noch zögerlich. Fest steht: Cloud-Technologien spielen bei jeder Business Transformation eine zentrale Rolle – auch wenn sie sich von Branche zu Branche unterscheidet.

Text: Christoph Widmer,

Die Cloud ist heute fester Bestandteil der IT-Landschaften von Schweizer Unternehmen. Zu diesem Schluss kommt MSM Research in seiner diesjährigen Studie «Der Schweizer Markt für Cloud Computing». Der reine IT-Eigenbetrieb rückt in den Hintergrund, Unternehmen setzen heute mehrheitlich auf einen Mix aus eigener Infrastruktur sowie Private oder auch Public Cloud, konstatieren die Verfasser der Studie. Das schlägt sich auch in den IT-Ausgaben nieder: 2018 gaben Schweizer Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr weniger für die intern betriebene Informatik aus. Im gleichen Zeitraum gingen 5,6 Milliarden Franken an externe Sourcing-Dienstleister – 15 Prozent mehr als noch 2017.

 

Doch wieso investieren Schweizer Unternehmen überhaupt vermehrt in die Cloud? Was erwarten sie im Gegenzug von Cloud-Providern? Gibt es branchenspezifische Unterschiede? Swisscom wollte es genauer wissen und sprach mit 170 Kunden über die Chancen und Herausforderungen, die sie beim Weg in die Cloud beschäftigen.

Security ist heute ein Cloud-Treiber

Neben einer schnelleren Time-to-Market stellt unter anderem die Kostenreduktion einen der Haupttreiber dar: Mit der Cloud entfallen Ausgaben für die physische IT-Infrastruktur. Einmalige, hohe Investitionskosten werden so zu flexiblen Betriebsausgaben. Aus diesem Grund nannten die Befragten auch SaaS-Angebote als weiteren Cloud-Treiber: Die bezogene Software wird in der Regel nach Nutzung bezahlt und trägt so zu einer genau kalkulierbaren IT-Kostenstruktur bei. Wegen eines nahenden End-of-Life der eigenen IT-Infrastruktur ziehen Unternehmen Cloud-Technologien ebenfalls verstärkt in Erwägung. Nicht zuletzt auch, weil entsprechende Anbieter zusätzliche Funktionalitäten bereitstellen: von IoT-Plattformen bis zu Analytics-Tools und – wie etwa im Falle von Microsoft Azure – Bot Services.

 

Darüber hinaus erkennen viele Unternehmen die Vorteile, welche die Cloud beim Thema Security bietet. Ein erstaunliches Ergebnis: «Ursprünglich galt das Thema IT-Sicherheit als Hemmfaktor, wenn es um die Cloud-Migration ging», erklärt Michael Bänteli, Senior Business Consultant von Swisscom. «Mit den zunehmenden Cyber-Attacken merken Unternehmen aber, dass sie enorm viel investieren müssen, um den gleichen Security-Level wie ein Cloud-Dienstleister zu erreichen. Deshalb ist die Cloud heute auch aus sicherheitstechnischen Gründen besonders attraktiv.»

Anforderungen: Von Time-to-Market bis «Swissness matters»

Auch wenn diese Haupttreiber bei der Umfrage hervorstachen, sprachen die Unternehmen teilweise unterschiedlich darauf an. Gleichzeitig äusserten sie auch verschiedene Erwartungen an die Cloud. Aus diesen Abweichungen kristallisierten sich vier Branchenprofile heraus:

 

  • Global Agierende: Zu den global agierenden Unternehmen zählen vor allem Chemie-, Pharma- und Handelskonzerne sowie Firmen aus dem Banken- und Versicherungswesen. Als international tätige Unternehmen sind sie stärker als andere vom Digitalen Wandel betroffen und einem besonders hohen Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Eine schnelle Time-to-Market der eigenen Produkte und Dienstleistungen ist für sie elementar – weshalb Cloud-Technologien an Bedeutung gewinnen. Sie nutzen schon teilweise globale IT-Services wie etwa SaaS-Lösungen, gleichzeitig verfügen sie aber auch über eine historisch gewachsene IT-Infrastruktur.

  • Lokal Agierende: Öffentliche Verwaltungen sowie das Bildungs-, Gesundheits- und Bauwesen äussern sich nach wie vor skeptisch gegenüber der Cloud – wohl auch deshalb, weil der Innovationsdruck in diesen Branchen noch nicht stark ausgeprägt ist. «Swissness matters» lautet ihr Credo, und zwar nicht nur aus regulatorischen oder gesetzlichen Gründen: Unternehmen versprechen sich durch die Nähe zum Anbieter auch eine schnelle Problembekämpfung – insbesondere bei businesskritischen Anwendungen.

  • IT-Modernisierer: In diese Kategorie fallen vermehrt Unternehmen aus dem Detail- und dem lokalen Grosshandel, ebenso wie regionale Banken und lokale Versicherungen. Im Gegensatz zu den lokal Agierenden sind IT-Modernisierer aber bereits einem höheren Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Sie wissen, dass sie ihre IT und Geschäftsmodelle digitalisieren müssen, um wettbewerbsfähig bleiben zu können. Damit zusammenhängend erkennen sie bereits das Potenzial der Cloud: Als Gründe für die Cloud-Migration nennen IT-Modernisierer vor allem geringere Kosten und der zu Ende gehende Lifecycle der eigenen, historisch gewachsenen IT-Infrastruktur.

  • Business Transformatoren: Die Business-Transformatoren finden sich in allen Branchenprofilen. Die Weiterentwicklung des eigenen Unternehmens wird vor allem von den Business-Abteilungen vorangetrieben. Sie erkennen den hohen Innovationsdruck und streben primär nach einer möglichst schnellen Time-to-Market. So setzen sich die entsprechenden Entscheidungsträger intensiv mit dem Thema Cloud auseinander.

Jedes Branchenprofil strebt die Transformation des eigenen Business an. Dabei führt kein Weg an der Cloud vorbei.  

Drehscheibe für die Business-Transformation

Gerade anhand der Business-Transformatoren zeigt sich: Die Notwendigkeit nach einem Wandel im Unternehmen ist bei allen Branchenprofilen gegeben – auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht. «Dass sich eine öffentliche Verwaltung nicht so schnell transformieren muss wie etwa ein produzierendes Unternehmen, das einem viel höheren Wettbewerbsdruck ausgesetzt ist, liegt in der Natur der Sache», erklärt Michael Bänteli. «Als Konsequenz wird sie sich mehr Zeit lassen mit der Transformation. Aber der Wandel muss und wird auch bei ihr stattfinden, das ist klar.»

 

Hier nimmt die Migration in die Cloud eine Schlüsselfunktion ein: Sie wird zur Drehscheibe für die digitale Transformation jedes Unternehmens. Egal, ob Blockchain, IoT, Chatbots oder Big Data – entsprechende Anbieter stellen neue Technologien meist in der Cloud bereit. «Die Cloud ist nur ein Werkzeug», hält Michael Bänteli fest. «Sobald ich mich mit der Transformation meines Unternehmens beschäftige, muss ich auch verstehen, wie Technologie zu diesem Wandel beitragen kann. In diesem Moment komme ich unweigerlich mit dem Thema Cloud in Berührung. Sie verschafft Unternehmen den nötigen Technologievorsprung, um am Markt bestehen zu können.» So avanciert die Cloud für jedes Unternehmen zu der Schlüsseltechnologie, die eine Business Transformation überhaupt erst ermöglicht. Von der öffentlichen Verwaltung bis zum global agierenden Handelskonzern: Unternehmen müssen schon heute intensiv mit der Frage auseinandersetzen, wie die Cloud zur Optimierung der eigenen Geschäftsprozesse – oder gar zum Wandel des eigenen Geschäftsmodells – beiträgt. Denn dem digitalen Wandel kann sich niemand und keine Branche entziehen. Und die Konkurrenz schläft nicht.

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