Mainframe as a Service 

Der Mainframe wandert in die Cloud

Swisscom hat den gesamten Mainframe Workload in die Cloud migriert. Doch bis Teamleader Werner Pfäffli den Aus-Knopf drücken durfte, war es ein langer Weg. Ein Rückblick auf ein historisches Projekt.

Text: Nina Fehr, 16. Mai 2019

Werner Pfäffli kennt sie gut, die alten Zeiten – sogar noch die mit den Lochkarten. Er ist das, was man ein Swisscom Urgestein nennt – mehr als 38 Jahre war er im Unternehmen tätig und hat als Teamleader Mainframe Base Services die Entwicklung und Veränderung der Host-Umgebung mitbegleitet. Am 9. März 2019 durfte er schliesslich den «Aus»-Knopf drücken.

Walter Pfäffli, ehemaliger Teamleader Mainframe Base Services, schaltet nach über 35 Jahren Betrieb den Mainframe ab.

Mit dieser Migration hat Swisscom einen Meilenstein in der Unternehmens-IT erreicht, indem die geschäftskritischen Mainframe-Anwendungen und -Daten in die eigene Enterprise Cloud-Infrastruktur verlagert wurden, ohne dass die Anwendungen neu kompiliert oder Daten umformatiert werden mussten. Dank der neuen Lösung spart Swisscom rund die Hälfte der herkömmlichen Grossrechner-Betriebskosten. Die migrierten geschäftskritischen Anwendungen – gemessen an 2500 installierten MIPS (Millionen Instruktionen pro Sekunde) - verwalten Rechnungsstellung, Geographie- und Adressinformationen sowie die Leitungsadministration für das gesamte Swisscom Festnetz.

Walter Pfäffli, ehemaliger Teamleader Mainframe Base Services, vor über 35 Jahren beim Mainframe.

Projektdauer: aus einem wurden rund zweieinhalb Jahre 

Doch hinter diesem erfreulichen Resultat steckt eine wahre Mammut-Aufgabe. Bereits 2009 plante Swisscom, den Grossrechner Mitte 2011 abzustellen. Doch die Deadlines sind alle verstrichen ohne «Power-Off», im Gegenteil. Es sollte nochmals über fünf Jahre dauern, bis das Thema wieder konkret wurde. 2016 machte Swisscom sich erneut ernsthaft Gedanken darüber, wie sich die Mainframe-Applikationen ablösen liessen. Einerseits ging es darum, Kosten zu sparen. Andererseits hatten immer weniger Mitarbeitende das entsprechende Know-How, um Host-Umgebungen zu betreuen.

 

Mit LzLabs war Swisscom seit 2015 im Gespräch und auf der Suche nach Lösungen. Es folgten insgesamt 2,5 Jahre Projektdauer mit stetigen Aufs und Abs, Rückschlägen und kleinen Erfolgen. «Zu Beginn waren wir sehr kritisch, ob das tatsächlich funktionieren kann», sagt Werner Pfäffli. Das Projekt habe zum Teil sehr viel Energie und Ressourcen gebraucht, aber einer aus dem Team habe immer «am Charre grisse», und dann gings wieder weiter. Der Glaube an die Lösung war extrem wichtig. Und trotzdem ist sich Werner Pfäffli sicher: «Wenn wir zu Beginn gewusst hätten, dass es zweieinhalb Jahre dauert, bis wir eine funktionierende Lösung haben, wäre das Projekt nie zustande gekommen.» Aber wie sagt man so schön? Gut Ding will Weile haben.

Neuheit auf dem Weltmarkt – MaaS für Swisscom Kunden

Die neue Lösung ist nicht nur für Swisscom eine Weltpremiere, sondern auch für den Markt. Und sie gibt Swisscom die Möglichkeit, ihren Kunden mit Mainframe-as-a-Service (MaaS) eine Dienstleistung anzubieten, der viel Marktpotential hat. Denn laut einer Studie von Microsoft und LzLabs erwägen 94 Prozent der befragten IT-Entscheidungsträger in den USA, Kanada, Frankreich und Deutschland, ihre Mainframes abzulösen. 77% der Befragten sind sogar der Meinung, ihr Unternehmen hätte bereits längst mit der Migration beginnen sollen, um Risiken wie Ressourcenschwund, hohe Kosten und fehlende Flexibilität zu minimieren. Werner Pfäffli wird die Entwicklung entspannt beobachten können. Er geniesst seit 2019 den Ruhestand.

Mainframe aus der Cloud

Swisscom bietet Unternehmen ab sofort das Re-Hosting von Mainframe-Anwendungen in der Swisscom Enterprise Service Cloud (x86) an. Dabei agiert Swisscom als Integrator und Operator: Analysieren, Planen und Migrieren von nativen Mainframe-Anwendungen in die Cloud mittels vier Transformationsmodulen und auf Basis von Open-Source-Lösungen. Nach der Migration können die Kunden auf vergleichbare Leistung und Stabilität wie vorher zählen – nur wesentlich flexibler, kostengünstiger und moderner.


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