Wenn Cyberangriffe die Regel sind, müssen Unternehmen auch unter diesem Druck bestehen. Die «Superkraft» dafür heisst Resilienz – nicht nur in der Cybersecurity, aber auch
1. Dezember 2025, Text Andreas Heer, Bild: Swiss Cyber Storm 4 Min.
Stellen Sie sich vor, Ihr Unternehmen wird nicht nur daran gemessen, wie undurchdringlich seine Mauern sind. Sondern auch daran, wie schnell es nach einem Cyberangriff wieder aufsteht. Diese Resilienz ist die unsichtbare Superkraft der Cybersecurity. Diese Fähigkeit wird oft unterschätzt, ist aber entscheidend, wenn ein Cybervorfall eintritt oder eine neue Sicherheitslücke bekannt wird – denken Sie an «Log4J» oder «xz». Die Cybersecurity-Konferenz Swiss Cyber Storm 2025(öffnet ein neues Fenster) hat gezeigt: Wer Resilienz strategisch denkt, bleibt auch in unruhigen Zeiten handlungsfähig.
Resilienz ist mehr als nur Abwehr. Sie ist die Fähigkeit, Angriffe nicht nur zu verhindern, sondern auch zu überstehen und daraus gestärkt hervorzugehen. Für Unternehmen jeder Grösse bedeutet das: Resilienz ist kein Zustand, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der Technik, Organisation und Menschen umfasst. Sie verlangt, dass wir uns auf das Unerwartete vorbereiten und flexibel reagieren können.
Das B2B-CSIRT von Swisscom hat ein Incident-Response-Framework für Microsoft 365 entwickelt. Es kann regelbasiert das Vorgehen der Angreifer aufdecken und hilft Unternehmen, Massnahmen zu definieren, um die Attacke zu stoppen. So erkennt das Framework beispielsweise «unmögliche Reisen», also Logins aus unterschiedlichen Regionen in kurzer Zeit, neu registriert MFA-Geräte der Angreifer oder Massendownloads für die Exfiltration von Geschäftsdaten.
Angelo Violetti, Incident Responder beim B2B-CSIRT von Swisscom, präsentierte zudem Handlungsempfehlungen, wie Unternehmen die Resilienz ihrer M365-Umgebungen steigern können. Dazu gehören Massnahmen wie:
Mit diesem IR-Framework lässt sich nicht alles verhindern, aber vieles abfedern und schnell eindämmen.
Die Zeiten, in denen Softwareanbieter nach dem Verkauf keine Verantwortung mehr trugen, sind vorbei. Denn neue Regulierungen und Meldepflichten, wie der Cyber Resilience Act (CRA) in der EU, wollen die Cybersicherheit gerade in der Software Supply Chain verbessern. Ab September 2026 müssen Anbieter ausgenutzte Schwachstellen in ihren Produkten innerhalb festgelegter Fristen melden. Dazu muss bekannt sein, welche Komponenten und Bibliotheken überhaupt in einer Software stecken, um beispielsweise manipulierte Pakete aus den NPM- oder PyPi-Verzeichnissen zu erkennen. Dazu sind SBOM (Software Bill of Materials) unumgänglich. Doch während der Ansatz klar ist, stellen sich bei der Umsetzung Herausforderungen:
Wer Resilienz will, muss also nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch und regulatorisch aufrüsten – und bereit sein, Verantwortung für die gesamte Lieferkette zu übernehmen.
Die Abhängigkeit von US-Cloud-Providern birgt geopolitische und juristische Risiken für die Datensicherheit, was die Vertraulichkeit und Verfügbarkeit der Daten angeht. Um resilient zu bleiben oder zu werden, gibt es technische und organisatorische Optionen. Sie haben ihre Nachteile, die es zu berücksichtigen gilt:
Entscheidend ist, dass Unternehmen ihre Datenströme verstehen und kontrollieren können, um ihre Resilienz aktiv gestalten.
Kann KI in der Cybersecurity helfen, die «Abwehrkräfte» und damit die Resilienz zu stärken? Eine Meta-Studie der ETH Zürich ergab: Teamwork ist nicht immer besser als Mensch oder KI allein. Entscheidend ist, die Aufgaben so zu verteilen, dass Mensch und Maschine jeweils ihre Stärken ausspielen können:
Resilienz ist kein Nice-to-have, sondern der entscheidende Faktor, um in einer unsicheren Welt zu bestehen. Wer Resilienz als strategische Superkraft begreift, kann nicht nur Angriffe abwehren, sondern auch Chancen nutzen – und bleibt selbst dann handlungsfähig, wenn das Unerwartete eintritt. Die Swiss Cyber Storm 2025 hat gezeigt: Resilienz ist Teamarbeit, Technik, Organisation und Haltung zugleich. Sie ist die Superkraft, die niemand sieht – und die doch alles entscheidet.