Überleben der Content Creators im KI Zeitalter und die Rolle von Bitcoin Lightning

Auf Large Language Modellen (LLM) basierende Chatbots wie ChatGPT sind in aller Munde und bieten signifikante Mehrwerte für Nutzer. Vom Kochrezept bis zur akademischen Literatur-Recherche: immer häufiger ist der Chatbot unsere erste Anlaufstelle, wenn wir auf das Wissen im Internet zugreifen wollen. Es bedarf keiner Glaskugel, um abzusehen, dass künftig Bots unser Zugriffspunkt sein werden. So nützlich dies für uns ist, Content Creators stellen es vor fundamentale Herausforderungen. Wo bleiben die Werbeeinnahmen, wenn Nutzer immer seltener direkt auf der Seite landen, sondern deren Inhalte von KI Plattformen abgesaugt und aufbereitet werden? Bis dato kennt das Internet zwei Monetarisierungsmodelle: Abos oder eben genannte Werbefinanzierung. Mit der absehbaren Dominanz der Chatbots wird ein dritter Weg notwendig.  In diesem Kontext bietet das Bitcoin Lightning Netzwerk eine vielversprechende Lösung.

Schon heute befinden sich viele Content Creators in einer negativen Spirale, aus der sie kaum Auswege finden: Immer häufiger besuchen Nutzer gar nicht mehr die Webseite selbst, sondern geben sich mit dem zusammengefassten Inhalt auf der Google-Startseite zufrieden. Um die fehlenden Aufrufe zu kompensieren, wird noch mehr Werbung aufgeschaltet, was wiederum Nutzer noch mehr abschreckt.

Dieser Trend wird durch Chatbots noch verstärkt. Immer seltener wird es nötig, noch direkt eine Webseite zu besuchen - insbesondere, wenn der Chatbot, wie im Beispiel von ChatGPT und Bing - direkten Zugriff auf die Suchmaschine hat.

Doch auch für die Bots ist dieser race to the bottom ein Problem: das Sprachmodell kann nur so gute Resultate liefern, wie es Zugriff auf qualitativ hochwertige und aktuelle Inhalte hat. Wenn es sich aber nicht mehr lohnt, diese zu produzieren, so werden die Chatbots selbst unattraktiver.

Micropayments im KI-Zeitalter

Der Abwärtsstrudel für Content Creators führt zu einer reduzierten Qualität der Chatbots. So entsteht aber auch eine Marktnische, in der guter aktueller Content einen Wert hat. Um diesen Wert zu monetarisieren, ist das Abo-Modell nicht ausreichend. Abos machen nur bei vielfachem und regelmässigem Zugriff Sinn. Sie eignen sich nicht, um die hungrige KI mit hochwertiger Information zu füttern.

Es braucht also eine Möglichkeit, Micropayments zwischen KI und dem Dienstleister für Inhalte abzuwickeln. Die aktuellen Karten-, Konto- oder Fintech-gestützten Bezahlverfahren im Internet sind dafür nicht geeignet, da sie alle hohen prozessualen Aufwände verursachen, die zu prohibitiv hohen Mindestkosten führen. 

Eine weitere Anforderung ist, dass die Zahlungslösung end-to-end machine-to-machine funktioniert und keiner aufwändigen Authentisierung und Autorisierung bedarf. Zudem muss die Lösung global verfügbar sein - so global vernetzt wie das Internet selbst.

Die Anbieter von LLMs können ihre Abonnenten nach wie noch via Kreditkarte belasten, die Webseiten aber hintenherum mit Micropayments entgelten.

HTTP Status Code 402 und die Rolle von Bitcoin Lightning

Das HTTP-Internetprotokoll enthält seit 1998 den Status Code 402, auch bekannt als „Payment Required“. Er ist Teil des HTTP/1.1-Protokolls und wurde für zukünftige Anwendungen im Kontext digitaler Zahlungssysteme reserviert. Der Code ermöglicht es, Zugang zu Inhalten oder Diensten von einer Zahlung abhängig zu machen. Bislang wurde er aufgrund der Komplexität heutiger Online-Transaktionen selten genutzt.

Das Bitcoin Lightning Protokoll revolutioniert die Zahlungsmöglichkeiten im Internet. Es ermöglicht schnelle und kostengünstige Zahlungen, ohne jede Transaktion in der Blockchain zu verewigen. Dies erlaubt sofortige Peer-to-Peer-Transaktionen mit minimalen Kosten auf Basis eines global gültigen Standards mit einem globalen Zahlungsmittel, dem Bitcoin. Zur Nutzung im Zusammenhang mit dem HTTP Status Code 402 kann das L402-Protokoll (früher LSAT - Lightning Service Authentication Tokens), eine Kombination aus Macaroons für Benutzerauthentifizierung und dem Lightning Netzwerk verwendet werden. Mit L402 werden API-Aufrufe und Webinhalte gegen Bezahlung authentifiziert und zur Verfügung gestellt, wobei Macaroons als API-Schlüssel dienen, die erst mit einem kryptographischen Geheimnis gültig werden, welches der Benutzer durch die Bezahlung erhält.

L402 ermöglicht also die Bereitstellung von APIs bzw. Webinhalten gegen Bezahlung. Diese Art Pay-per-Use-Modell hat keine Mindestkosten und bedarf keiner aufwändigen Registrierung - ist somit viel flexibler als die herkömmlichen Abonnement Modelle.

Damit sich nicht jeder selbst um die Implementierung von Pay-per-Use-APIs kümmern muss, gibt es mit Aperture bereits einen ersten Reverse-Proxy, der als Payment- und Authentifizierungs-Gateway für APIs dient. Ein Reverse-Proxy ist ein Server, der zwischen Client-Geräten und einem Webserver sitzt. Er leitet Client-Anfragen an den Webserver weiter und gibt die Antworten des Servers an die Clients zurück. Wenn ein Client auf eine Website zugreifen möchte, kommuniziert er nicht direkt mit dem Server der Website. Stattdessen geht die Anfrage an den Reverse-Proxy, der sie dann an den Server weiterleitet. Sobald der Server die Anfrage verarbeitet und eine Antwort generiert hat, sendet er sie zurück an den Reverse-Proxy, der diese an den Client retourniert.

Aperture prüft die Gültigkeit der vom L402-Protokoll generierten Zugriffstoken und leitet die Anfragen an die entsprechenden Server weiter. Im Wesentlichen wird dadurch eine einfache Anpassung jedes API in eine Pay-per-Use-API ermöglicht.

Um den automatischen Zahlungsfluss end-to-end zu gewährleisten, können KI Anwendungen die auf dem Standard-Framework Langchain basieren, die Erweiterung LangChainBitcoin verwenden. LangChainBitcoin ist eine Bibliothek, welche die autonome Interaktion mit dem Bitcoin Lighting Network und dem L402-Protokoll gewährleistet. Somit kann die LLM-Anwendung selbstständig bezahlen, sofern der Inhalt einer Webseite durch eine Lightning-Paywall gesichert ist.

Fazit

ChatGPT und andere auf LLM basierende Chatbots werden das Internet, wie wir es heute kennen, verändern. Auf Suchmachschinen und Werbeeinnahmen basierte Geschäftsmodelle werden umgestaltet werden müssen. Für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle sind effiziente und global zugängliche Zahlungsmöglichkeiten entscheidend. Ein globales Netzwerk wie das Internet braucht ein globales Geld, welches schnelle Zahlungen zu sehr geringen Gebühren ermöglicht und sich technisch in die bestehenden Internetprotokolle einbinden lässt. Bitcoin Lightning ist ein offenes Protokoll für den Werteaustausch, welches diese Bedingungen erfüllt. Die zukünftige Entwicklung vieler Internet-Geschäftsmodelle und der zugehörigen Zahlungsabwicklung verspricht auf jeden Fall, sowohl herausfordernd als auch spannend zu werden.

Felix Frei

Felix Frei

Teamleiter Risk Management Credit

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