Diversity

Spitzensport und Büroalltag: Fabian's Suche nach dem Gleichgewicht

Fabian Rechers Alltag ist eine Mischung aus Weltcup und Büro – wie meistert er diese Herausforderung? Und welche zusätzlichen Hürden muss er als inkompletter Paraplegiker dabei überwinden? Auf der Suche nach dem vielzitierten Gleichgewicht merkte Fabian, dass nicht alles gleichzeitig geht – Profisport, Erholung, Privatleben, Arbeit. Er hat sein Pensum entsprechend angepasst. Seither geht alles ein bisschen besser auf.

Fabian, Du bist inkompletter Paraplegiker. Magst Du uns erzählen, wie es dazu gekommen ist?

Ich bin mit Spina Bifida geboren – auch bekannt als offener Rücken. Auch wenn ich eine gewisse Restgehfunktion habe, bin ich im Alltag immer mit dem Rollstuhl unterwegs.

Eine Einschränkung, die Dich aber nie davon abgehalten hat, sportlich zu sein.

Das ist richtig. Ich war schon immer sehr sportlich und bin polysportiv aufgewaschen. Ich habe vieles ausprobiert. Beim Mono-Skibob hat es mich dann gepackt und ich habe in dieser Disziplin auch an Wettkämpfen teilgenommen.

Heute bist Du Profisportler. Aber nicht auf Schnee, sondern auf der Strasse. Wann hat dieser Untergrundwechsel stattgefunden?

Das Skifahren ist sehr aufwändig – auch organisatorisch. Als Ausgleich habe ich mit dem Handbiken angefangen. Und ich habe schnell gemerkt: Das ist meine Sportart. Ich war selbstständig, konnte los, wann ich wollte, raus auf die Strasse, Sport machen. Der Sport hat immer mehr Raum und somit auch Zeit in meinem Leben eingenommen, sodass ich dann auch in der Oberstufe eine Sportklasse besuchte.

Hat der Sport Deine Berufswahl beeinflusst?

Auf jeden Fall. Es war klar, dass der Sport in meiner Ausbildung eine grosse Rolle spielen wird. Also musste ich einen Weg finden, bei dem ich ihn in meine Ausbildung integrieren konnte. Über einen Freund, der Rollstuhl-Basketballer ist, habe ich vom Sport-KV bei Swisscom gehört. Also habe ich mich ebenfalls dort beworben.

Und voilà: Zehn Jahre später bist Du immer noch bei Swisscom…

So ist es. Nach der Lehre stiess ich zu meinem jetzigen Team im HR. Ich habe hier alle Rahmenbedingungen gefunden, die ich brauche, um den Profisport mit der Arbeit zu vereinbaren.


«Es ist ein Geben und ein Nehmen. Meine Vereinbarkeit ist nur so möglich.»

Die da wären?

Ich habe die Flexibilität, meine Trainings zu planen und die freien Lücken mit der Arbeit zu füllen. Der einzige Fixpunkt ist der Dienstag – das ist mein gesetzter Bürotag. Auch wenn mein Fokus momentan sehr auf dem Sport liegt, heisst das nicht, dass ich meine beruflichen Verpflichtungen nicht wahrnehme. Und ich bin mir bewusst, dass dieses flexible Setting auch viel von Seiten meiner Arbeitgeberin fordert. Es ist ein Geben und ein Nehmen. Meine Vereinbarkeit ist nur so möglich.


«Manchmal habe ich auch ein schlechtes Gewissen. Gerade in Zeiten, in denen ich viel abwesend bin – vor grossen Wettkämpfen zum Beispiel.»

Welche Rolle spielt dabei das Team?

Eine ganz entscheidende. Ich kann nur so arbeiten, weil ich ein fantastisches Team habe, das auch ganz viel auffängt. Samt regelmässigem Austausch, den wir natürlich entsprechend planen müssen, ansonsten verläuft man sich. Manchmal habe ich auch ein schlechtes Gewissen. Gerade in Zeiten, in denen ich viel abwesend bin – vor grossen Wettkämpfen zum Beispiel. Aber man muss auch sagen, dass ich in meiner jetzigen Position zwar meine Aufgaben und Verantwortlichkeiten habe, aber keine tragende Rolle spiele. Ich bin unterstützend und arbeite zu, eine leitende Funktion könnte ich so aber nie ausführen.

Was muss man tun, um erfolgreich auf verschieden Hochzeiten tanzen zu können und dabei nie aus dem Takt zu kommen?

Ich muss vorwegschicken, dass meine Situation ein riesiger Glücksfall ist. Ich bin sehr dankbar, dass ich Job und Sport so kombinieren kann und ich mit Swisscom eine Arbeitgeberin an der Seite habe, die das alles mitmacht. Das Vertrauen in mich war und ist riesig. Das möchte ich auf keinen Fall aufs Spiel setzen. Deswegen ist es wichtig, bei Unstimmigkeiten oder Herausforderungen sofort das Gespräch zu suchen.


«Ich kam auch schon an den Punkt, an dem ich dachte: Ich bringe es auf der Arbeit nicht hin und der Sport leidet auch darunter.»

Hast Du manchmal Angst, dass Deine sportlichen Ambitionen, Deine beruflichen torpedieren?

Wenn ich andere in meinem Alter sehe, kommt mir der Gedanke manchmal schon, ja. Sie haben ihre Lehre abgeschlossen, ihre Matura angehängt, Weiterbildungen gemacht, konnten mehr Verantwortung und somit auch leitende Positionen übernehmen. Sprich: Sie sind nicht mehr «nur» Sachbearbeiter. Aber hey: Ich möchte mich überhaupt nicht beklagen, schliesslich habe ich meinen Weg gefunden, bei dem ich beides vereinen kann.

Hast Du manchmal das Gefühl, dass Du Dich teilen musst und dabei doch keinem Bereich gerecht wirst?

Für mich muss die Gesamtstruktur im guten Gleichgewicht sein. Diesen Frühling hätte ich der Aussage wohl zugestimmt. Denn damals hatte ich immer wieder genau das Problem. Ich dachte, ich bringe es auf der Arbeit nicht hin und der Sport leidet auch darunter. Es geht ja nicht nur um die Trainings. Auch die Erholung ist ein grosser und wichtiger Faktor. Und das ging alles nicht mehr auf. Nachdem ich mein Pensum angepasst habe, ist es jetzt wieder sehr stimmig.

Kann man denn auch in Teilzeit beruflich erfolgreich sein? Ebenso erfolgreich wie jemand an der gleichen Stelle, der 100% arbeitet?

Ich denke, ein 100%-Pensum braucht es nicht. Aber ich merke schon auch, dass man die Welt im Geschäft nicht bewegen kann, wenn man so wenig da ist. Du erledigst eigentlich immer kleine Dinge und gibst sie dann weiter. Fakt ist: Um sich wirklich weiterzuentwickeln und Einfluss zu nehmen, muss man mehr da sein.


«Eine Behinderung kann man nicht wegdiskutieren. Aber ich habe durch den Sport eine extreme Selbstständigkeit und Fitness erhalten, die mir vieles ermöglicht. Im Arbeitsleben gibt es wenig, das mich einschränkt.»

Du konntest während der letzten Jahre viele sportlichen Erfolge feiern – das gibt Selbstbewusstsein. Aber Hand aufs Herz: Beeinträchtigt Dich Deine Beeinträchtigung?

Es wäre gelogen, wenn ich nein sagen würde. Eine Behinderung kann man nicht wegdiskutieren. Aber ich habe durch den Sport eine extreme Selbstständigkeit und Fitness erhalten, die mir vieles ermöglicht. Im Arbeitsleben gibt es wenig, das mich einschränkt. Von zu Hause aus arbeiten ist ja heute sowieso kein Problem mehr. In der Lehrzeit gab es schon mal das eine oder andere. Ich konnte zum Beispiel nicht jedes Projekt übernehmen, dass ich gerne übernommen hätte, weil man an verschiedenen Standorten aktiv sein musste und Material hin und her transferieren musste. Aber das sind Kleinigkeiten. Es ist aber Fakt, dass der Alltag als Rollstuhlfahrer an anderen Stellen mehr Zeit benötigt. Sei es zum Beispiel Dinge im Haushalt zu erledigen oder die Körperpflege.

Worauf verzichtest Du – beruflich und privat?

Ich höre oft von anderen Spitzensportlern, dass sie auf Dinge verzichten. Dadurch, dass der Prozess zum Spitzensport für mich so laufend war, sage ich sehr selten: Ich verzichte. Der Sport ist mir so wichtig – ohne ihn würde mir etwas fehlen. Klar, andere gehen im Juli mit Freunden in den Urlaub. Ich im Gegenzug kann nicht mal sagen, wann ich meine letzten Ferientage wirklich für Ferien genommen habe. Aber fehlen? Nein, es fehlt mir an nichts.

Welche Eigenschaft aus deinem sportlichen Alltag kannst Du bei der Arbeit brauchen und umgekehrt?

Der Sport bringt je länger je mehr Dinge mit sich, bei denen man sich mit Administrativem befassen muss. Da bin ich durch meine Ausbildung klar im Vorteil und kann vieles einfliessen lassen. Vom Sport wiederum nehme ich einiges mit. Sport bildet und formt den Charakter. Er steigert die Ausdauer, die Zielstrebigkeit und den Einsatz – alles Dinge, die im Beruf ebenfalls wichtig sind.


«Ich möchte mich als Person weiterentwickeln können. Egal, wie viele Medaillen an der Wand hängen.»

Welche Hürden musstest Du schon überwinden? Und auf welche bist Du besonders stolz?

Wenn ich auf die letzten zehn Jahre zurückschaue, dann realisiere ich erst, was ich alles erreicht habe. Ich bin generell nicht ein Sportler, der auf Resultate orientiert ist. Klar, es ist wunderschön, Weltcupsiege zu feiern, aber das Leben geht danach ja weiter. Ich möchte mich als Person weiterentwickeln können. Egal, wie viele Medaillen an der Wand hängen. Ich mag den Wettkampfsport, aber am Ende will ich mich selbst schlagen, mich verbessern und stolz auf mich sein.

Gibt es Erfahrung, die Du unter keinen Umständen
missen möchtest?

Während der Lehrzeit war ich als Mensch sehr verunsichert. Mein damaliger Chef würde das bestätigen. Ich wollte nie Fehler machen und empfand es als ganz furchtbar, wenn mir etwas nicht gelang. Das hat mich aber auch gehemmt. Denn manchmal muss man mutiger sein und auch mal was wagen. Mein Vorgesetzter hat mir dann gesagt: «Im Sport machst du einfach, im Job hinterfragst du es. Warum?». Diese Aussage hat mich zum Nachdenken gebracht und ich habe mich gefragt, welche Charakterzüge und Eigenschaften aus dem Sport sollte ich mehr in mein Gesamtleben einfliessen lassen? Für diesen Input bin ich sehr dankbar. Dass ich diesen Prozess des Lernens, des Arbeitens an mir selbst erfahren durfte.

Vereinbarkeitsmassnahmen der Swisscom: 

Flexible Arbeitsformen

  • Homeoffice
  • Mobiles Arbeiten in der Schweiz
  • Flexible Arbeitszeiten

Mehr Zeit für Privates

  • Ferienkauf
  • Unbezahlter Urlaub
  • Langzeitkonto
  • Sabbatical (Kader)

Arbeitsmodell

  • Teilzeit (auch auf Probe)
  • Jobsharing

Weiterbildungsangebote

  • 5 Aus- & Weiterbildungstage
  • Health-Angebote (Stressmanagement, Selbstmanagement usw.)
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