Swisscom Job / Diversity

«Papa sein: Der längste und schönste Job»

Von der Bereichsleitung in die Konzernleitung bei Swisscom – für Mark Düsener bedeutete dieser Schritt nicht nur mehr Verantwortung, sondern auch neue Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Als geschiedener und alleinerziehender Vater von vier Kindern pendelt er wöchentlich zwischen München und der Schweiz. Im Interview spricht er offen über Scheitern, Vorbildfunktion und warum er seine Mitarbeitenden zu mehr Selbständigkeit befähigen will.

Der Schritt in die Konzernleitung – welche Veränderungen hat er beruflich mit sich gebracht? 

Beruflich wurde mein Verantwortungsbereich grösser – ich muss mich in Themenbereiche einarbeiten, die vorher nicht meine waren. Aus meinen Kollegen wurden meine Mitarbeitenden. Mir war wichtig, uns als Management-Team neu zu formen. Deshalb habe ich an meinem ersten Arbeitstag gleich mit einem Workshop gestartet, an dem wir fast ausschliesslich über Kultur gesprochen haben.

Und was bedeutete die Beförderung für Dich privat?

Privat bin ich geschieden und habe vier Kinder – zwei leibliche, die bei mir in München leben und zwei, die mit in die Ehe kamen und die jetzt bei meiner Exfrau leben, bzw. der Ältere bereits allein lebt. Ich pendle weiterhin von Zürich nach München - meine leiblichen Kinder sind mit 14 und 16 Jahren zu verankert in München, um umzuziehen. Die Pendelei ist also weiterhin geblieben, aber ich musste flexibler werden: Normalerweise war ich Montag bis Donnerstag in der Schweiz und fuhr dann nach München. Aber jetzt gibt es öfter mal Situationen, wo am Freitag etwas ist oder ich am Montag früher in die Schweiz zurück muss. Ich kompensiere das dann manchmal, schliesslich ist es die Zeit, in der ich den Kindern fehle.

Durften deine Kinder bei diesem Karriereschritt mitentscheiden?

Tatsächlich habe ich nebst meinen Freunden auch meine Kinder gefragt, denn es war mir klar, dieser neue Job wird auch sie tangieren. 

Du führst Tausende von Mitarbeitende und hast vier Kinder – welches Betreuungsmodell lebst du?

Wenn ich nicht in München bin, sprich in Zürich arbeite, sind meine Kinder bei meinen Eltern, da meine Ex-Frau weiter weg wohnt. Dazu kommen noch zwei Stiefkinder von meiner Ex-Frau, die ich auch mit grossgezogen habe – also richtiges Patchwork, indem wir auch weiterhin versuchen, gemeinsam Eltern zu sein. Irgendwann, wenn die Kinder ihre Schulabschlüsse haben, werde ich das Modell wieder anpassen. Ich gehe davon aus, dass vieles einfacher wird, je selbständiger sie werden.


«Wenn meine Arbeit nicht Spass macht, dann muss ich den Job wechseln. Ich liebe es zu arbeiten, deshalb grenze ich das nicht so stark voneinander ab.»

Hand aufs Herz: Deine Tage sind sehr lang. Gibt es da eine Work-Life-Balance?

Zusätzlich zu meiner neuen Rolle hatten wir mit Swisscom Vodafone Italien gekauft, und der neue CTO für Italien konnte erst im Mai anfangen. Diese Monate habe ich dann überbrückt – und das waren auch die Monate, in denen die Vereinbarkeit sehr schwierig war. Diese Zeit zeigte mir aber auch, wie wichtig es war, klare Mark-Zeiten zu haben, in denen ich eine Runde laufen gehe oder ein Buch lese. Generell kann ich aber sagen: Es muss eine Balance geben. Das bedeutet aber auch, dass die Arbeit Spass machen muss. Ich liebe es zu arbeiten, deshalb grenze ich die Arbeit nicht so stark von meinem Privatleben ab.

Dein Motto dabei?

Eine meiner Stärken ist die Fokussierung. Ich denke während eines Termins nicht daran, was links und rechts auf meinem Schreibtisch liegt, sondern, womit ich in diesem Meeting einen Unterschied machen kann oder nicht. Kurz: Ich versuche den Stress des «Nichtbearbeiteten» nicht zuzulassen - er bringt und verändert rein gar nichts.

Hast du bewusst Grenzen gesetzt – etwa «Nach 19 Uhr keine Mails mehr»?

Ich habe keine solchen klaren Grenzen. Aber in aller Regel arbeite ich am Weekend nicht. Natürlich schaue ich hin und wieder mal aufs Handy, um zu sehen, ob etwas brennt oder irgendwo eine Störung ist. Aber das grosse und zeitintensive Mailchecken und -beantworten mache ich jeweils Montagmorgens im Zug nach Zürich.

Und wie unterstützt du und dein Führungsmodell die Vereinbarkeit deiner Mitarbeitende? 

Mein Kernmodell ist Empowerment. Mir ist es wichtig, meine Mitarbeitende zu befähigen, selbständige Entscheidungen zu treffen. Das «wie» ist mir wichtig. Es müssen nicht immer die besten Expert*innen in meinem Team sein, aber das Miteinander, die Kultur muss stimmen. Ich mache meinen Job dann am besten, wenn ich keine Entscheidungen mehr treffen muss, weil alle alles selber können und machen. Das wird so natürlich nie passieren, ist aber trotzdem mein Leitbild. Kleinteilig zu führen – das würde mich überfordern und die Freude nehmen.

Muss der Arbeitgeber in Sachen Vereinbarkeit mithelfen?

Wir müssen das ganz klar unterstützen – nicht, weil wir nur intrinsisch denken, sondern auch für Talente, die gewisse Rahmenbedingungen wollen und brauchen, damit sie gern zur Arbeit kommen. Zum Beispiel Frauen und Männer mit kleinen Kindern: Wenn wir keine Teilzeitangebote haben, wird es schwierig, diese Mitarbeitenden zu halten. In meinem Bereich ist jede Stelle 60 bis 100 Prozent möglich. Es gibt Kolleginnen in Kaderstufe die ein Team von 100 Leuten leiten – in Teilzeit. 

Eine Führungsposition, sprich Tausende Leute führen in Teilzeit – geht das in deinen Augen?

Ich glaube, es ist sehr schwierig. Warum? Mein grösstes Instrument, mein grösster Wirkhebel ist die Zeit mit Menschen. Zu führen heisst ja, Menschen zu treffen und ihnen zu begegnen, mit ihnen zu reden. Ich kann über den Bildschirm eine Botschaft überbringen, die kommt aber nicht gleich an wie an der Kaffeemaschine. Nahbarkeit geht auch nur, wenn man in derselben Kantine sitzt und angesprochen werden kann. Wenn ich ein tieferes Pensum habe, habe ich halt auch für ebendiese Begegnungen weniger Zeit. Das Erste, was zu kurz kam, als ich zusätzlich noch den Job in Italien mitverantwortete, war genau das: Die Zeit zum Führen. Aber das ist der eigentliche Hebel, dadurch lebe ich die Kultur vor.


«Ich bin unterwegs und eines meiner Kinder hätte mich gern bei sich. Das tut weh. Aber wenn es wirklich brennt, dann sitze ich im nächsten Flieger nach Hause.»

Du habst Vorbildfunktion – auch in Sachen Vereinbarkeit. Wie nimmst du diese wahr?

Ich möchte, dass wir die Möglichkeit haben, über Vatersein, Scheitern und über Vereinbarkeits-Issues zu sprechen. Ein Beispiel: Ich bin unterwegs und eines meiner Kinder hätte mich gern bei sich. Das tut weh. Wichtig ist: Wenn es wirklich brennt, dann sitze ich im nächsten Flieger nach Hause. Das passiert so gut wie nie, aber meine Kinder wissen, dass ich dann komme. Ich habe es auch schon ein-, zweimal gemacht.

Als ich im Trennungsprozess war, habe ich erst mal nicht mit meinen Kolleg*innen über die Herausforderungen gesprochen. Dann habe ich das Interview mit Martin Vögeli gelesen – das hat mir sehr geholfen, offen zu werden.  

Ein Rolemodel fängt mit der Frage an, wie ich das Elternsein leben will? Da gibt es unterschiedliche Ansichten, meine ist nicht per se die richtige. Ich scheitere selbst regelmässig. Und wenn ich es aussuchen könnte, würde ich es anders machen – dann wären meine Kinder bei mir. Genau darüber sollte man reden können.

Wie offen wird im Top-Management über persönliche Belastungen gesprochen? 

Es ist kein wöchentliches Thema, aber wir erzählen uns schon aus unterschiedlichen Kontexten, wenn es gerade viel ist. Wir starten unser Meeting immer mit einem Check-in. Das ist häufig auch die Frage, was am Weekend los war. Und wenn das mal nicht so schön war, dann hat das auch Platz. Der Raum dafür ist da.

Was wünscht du deinen Kindern hinsichtlich Vereinbarkeit?

Ich wünsche ihnen zum einen, dass sie einen Beruf finden, der ihre Passion ist. Dann ist die Vereinbarkeit nicht so schlimm mit dem Gefühl verbunden, sich entscheiden zu müssen. Das zweite: Was auch immer sie für ein Familienbild haben werden – ich wünsche ihnen, dass sie glücklich sind mit einer Partnerin oder einem Partner, der das Familien- und Berufsleben genau so leben will.

Das ist ein schöner Wunsch.

Am Ende ist es doch so, dass der längste und schwierigste Job, den ich gewählt habe, der ist, Papa zu sein. Und auch der schönste. 

Dieser Artikel wurde von Tadah(öffnet ein neues Fenster) verfasst. 

Vereinbarkeitsmassnahmen der Swisscom: 

Flexible Arbeitsformen

  • Homeoffice
  • Mobiles Arbeiten in der Schweiz
  • Flexible Arbeitszeiten

Mehr Zeit für Privates

  • Ferienkauf
  • Unbezahlter Urlaub
  • Langzeitkonto
  • Sabbatical (Kader)

Arbeitsmodell

  • Teilzeit (auch auf Probe)
  • Jobsharing

Weiterbildungsangebote

  • 5 Aus- & Weiterbildungstage
  • Health-Angebote (Stressmanagement, Selbstmanagement usw.)
Diversity Team

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