Leiter HR zum Fachkräftemangel

«Wir wollen in Rotterdam hier fehlende Fachkräfte finden.»

Das Schlagwort vom «War for Talents» macht seit einigen Jahre die Runde. Spezialisierte Fachkräfte sind immer gesuchter, das Werben um die geeigneten Kandidaten ist in vollem Gange – und unter dem Strich bleiben viele Stellen unbesetzt. Was tun? Swisscom setzt auf verschiedene, selbst ins Leben gerufene Massnahmen innerhalb der Organisation und auf dem Bildungsplatz Schweiz. Leider reichen diese Anstrengungen nicht aus. Deshalb sind wir gezwungen, den Schritt über die Grenze zu gehen und eröffnen in Rotterdam ein DevOps Center. Dort sollen hochspezialisierte ICT-Entwickler Aufgaben übernehmen, für die in der Schweiz trotz internen Entwicklungsmassnahmen, mehrmaliger externer Ausschreibung und Nutzung aller Networking-Kanäle keine Arbeitskräfte gefunden werden konnten. Hans C. Werner, Leiter Group Human Resources bei Swisscom, erläutert im Interview, weshalb dieser Schritt nötig wird.
Esther Hüsler
Esther Hüsler, Mediensprecherin
20. März 2019

Hans Werner, hat Swisscom den Bedarf nach IT-Fachleuten verschlafen?

Nein, im Gegenteil. Wir beobachten diese Entwicklung seit Jahren mit Sorge und haben eine Vielzahl von Massnahmen ergriffen, die im Einzelnen auch gute Resultate zeigen. Einzig, dies reicht nicht aus. Wir werden im Arbeitsmarkt als Top Arbeitgeber eingestuft, unter anderem im Xing Arbeitsmarktkompass als begehrtester Arbeitgeber in der Schweiz. Daneben stellen wir Trainees und Praktikanten direkt von Hochschulen an, bilden 950 Lernende aus, wovon die Hälfte im IT-Bereich tätig ist. Dazu kommen Way-up-Maturanden und Abgänger von Fachhochschulen. Und trotzdem müssen wir feststellen, dass dies einfach nicht ausreicht – die Nachfrage nach ICT-Spezialisten ist massiv höher als das Angebot auf dem Markt.

Aber Sie könnten doch Mitarbeitende nachschulen, ihnen die nötigen Skills vermitteln?

Das ist richtig, auch dies ist sehr wichtig. Und mit der Verpflichtung, jedem Mitarbeitenden jährlich fünf Weiterbildungstage zu gewähren, wie sie im Gesamtarbeitsvertrag seit diesem Jahr festgeschrieben ist, tun wir diesbezüglich einen weiteren wichtigen Schritt.
Neben Neueinstellungen bilden wir gezielt in den Bereichen nach, in denen wir Bedarf haben. Erwähnen möchte ich hier nur die DevOps Mastery, die Methoden für die schnelle Umsetzung in der Software-Entwicklung vermittelt. Nur ist damit das Problem nicht gelöst, denn es fehlen vor allem die spezialisierten Fähigkeiten, die eine Lehre oder Umschulung nur selten vermitteln. Als Software-Entwickler muss man heute die entsprechenden Denkmuster verinnerlicht haben und Lösungen auf höchstem Niveau erarbeiten, für die in der Regel ein mehrjähriges Hochschulstudium nötig ist.
Alles in allem müssen wir feststellen, dass sich der Kampf um diese Talente dramatisch zugespitzt hat – und dies liegt nicht nur an Google und Facebook, sondern auch daran, dass die meisten Industrien aufgrund der Digitalisierung ihrer Business-Modelle auf der Suche nach den gleichen Fähigkeiten sind.

Dann hat die Schweiz geschlafen?

Im Gegenteil. Mit der Förderung der Informatikausbildung, der Stärkung der Fachhochschulen und Hochschulen für höhere Fachausbildung und einem auch an den Eidgenössischen Technischen Hochschulen erhöhten Ausbildungsetat ist in den vergangenen Jahren vieles bewegt worden. Bereits 2011 ist der Bund mit einer Initiative gegen den Fachkräftemangel das Problem angegangen. Auch nach deren Abschluss bleibt aber die Fachkräftepolitik eine Daueraufgabe des Bundes.

Diese Leute hoffen Sie nun in Holland zu akquirieren?

Rotterdam entwickelt sich zu einem attraktiven Standort. Dort sammeln sich Talente aus der ganzen Welt. Deshalb sind wir überzeugt, dort die dringend benötigten Fachkräfte zu finden, die wir in der Schweiz trotz aller Anstrengungen und auch mehrmaligen Ausschreibungen nicht finden konnten.
In einer ersten Phase planen wir vierzig Personen im DevOps Center Rotterdam anzustellen und daraus Erkenntnisse für den weiteren Verlauf des Projektes zu ziehen. Falls erfolgreich, würden wir die Zahl kontinuierlich steigern und je nach Bedarf auf bis zu 200 anheben. Aber wir sind uns bewusst: Auch dort ist das Werben um Talente gross und wir müssen mit der Attraktivität unseres Angebotes überzeugen.

Das heisst, in der Schweiz suchen Sie gar nicht mehr?

Im Gegenteil: Wir setzen weiterhin alles daran, eigene Mitarbeitende weiterzuentwickeln und weitere einheimische Kräfte für Swisscom zu begeistern. Wir haben weiterhin tolle Aufgaben, die auf www.swisscom.ch/jobs ausgeschrieben sind.

Literatur zum Thema



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Zur Person

Hans C. Werner ist Leiter Group Human Resources und seit 2011 Mitglied der Konzernleitung von Swisscom.