«Exponentiell wachsende Datenübertragung bedeutet exponentiell wachsende Strahlenbelastung.»
Zitat einer Mobilfunkkritikerin des Vereins Schutz vor Strahlung im Tages-Anzeiger
Das auf dem Mobilfunknetz übertragene Datenvolumen hat sich in den vergangenen Jahren durchschnittlich jedes Jahr verdoppelt. Es hat also exponentiell zugenommen, wie eine Dame vom Verein Schutz vor Strahlung dem "Tagi" richtig diktierte.
Jedes Jahr kommt die Menge des Vorjahres hinzu. In den vergangenen 15 Jahren hat das mobil übertragene Datenvolumen so um das über 200-Fache zugenommen. 200-mal mehr Daten, das ist schon ein enormer Zuwachs. Noch eindrücklicher ist der Faktor, um welchen die Übertragungsgeschwindigkeit in derselben Periode zugenommen hat: Rund 20'000-mal schneller können Daten heute übertragen werden. Da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich. Auch ein Wachstum von jährlich nur 1 Prozent würde einem exponentiellen Zuwachs entsprechen, einfach weniger rapide.
Das dürfte die erwähnte Mobilfunkkritikerin aber wohl kaum gemeint haben. Sie schlussfolgerte vielmehr, dass der enorme Zuwachs an Daten auch einen ebenso enormen, linearen Zuwachs der Strahlenbelastung zur Folge haben müsse. Statt Strahlenbelastung kann man übrigens auch etwas weniger beängstigend von der Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern sprechen…
Wir halten fest: 5 V/m ist der Anlagegrenzwert für die allermeisten Mobilfunkantennen überall da, wo sich Menschen länger aufhalten. Und das gilt auch für 5G. Höhere Werte sind in der Schweiz nicht erlaubt und das wird jeden Tag kontrolliert. Apropos, in den meisten anderen Ländern gelten jedoch die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation von 50 V/m.
Hätten die Feldstärken von Mobilfunkantennen ebenfalls um denselben Faktor 200 des Datenzuwachses zugenommen, müssten wir heute Feldstärken um 600 bis 1000 V/m messen. Das wäre ordentlich viel – ja bedenklich viel. Bezöge man eine exponentielle Zunahme der Immissionen gar auf die massiv angewachsenen Übertragungsgeschwindigkeiten, sässen wir wohl alle nicht mehr hier.
Blicken wir zurück und rechnen weiter: Zu Zeiten von 2G Mitte der Neunziger müssten demnach die Feldstärken bei verschwindend kleinen 20 mV/m (Tausendstelvolt pro Meter) oder bezogen auf die 20'000-mal schnelleren Daten noch massiv tiefer gelegen haben. Diese Rechnung geht nach Adam Riese nicht auf. Bereits damals haben die Antennen die 5 V/m grösstenteils ausgeschöpft. Rechnet man von früher zu heute hoch, wäre ein damaliger Feldstärkewert von bspw. 3 V/m um das 200-Fache oder gar 20'000-Fache angestiegen. Hmmm. Beides liegt fernab der Realität.
Bei Faktor 200 haben wir die Rechnung schon oben gemacht. Spielen wir gedanklich noch die Idee durch, auf die Übertragungsgeschwindigkeit zu referenzieren (Faktor 20'000), so erhalten wir Feldstärken, bei denen bei Gleichspannung bereits die Durchschlagsfestigkeit von Luft überschritten würde und wir Lichtbögen beobachten könnten. Das gäbe ein Wahnsinns-Gewitter. Und dann aber wohl das sichere und unmittelbare Ende der Menschheit.
Nein! Die vielen zusätzlichen Daten können deshalb mit nahezu denselben Immissionen wie bereits vor 15 Jahren bewältigt werden, weil die Modulationsarten (die Art und Weise, wie man Signale überträgt) viel ausgeklügelter geworden sind. Pro Schwingung in Hertz pro Sekunde können mehr Daten übertragen werden, weil die Codierungen viel präziser und auch die Empfindlichkeiten von Endgeräten wie Smartphones oder Tablets viel höher geworden sind. Somit können auch wesentlich schwächere Signale noch gut empfangen werden. Nicht zuletzt spielt auch Mehrwegausbreitung und Frequenzband-Aggregation eine Rolle, weshalb bei annähernd konstanten Feldstärkewerten heute viel mehr Kapazität drahtlos bereitgestellt werden kann. Kurz, die Mobilfunktechnik hat sich massiv verbessert.
Die Mobilfunkkritikerin darf also beruhigt sein, die Strahlungsmenge ist über die Jahre gleichgeblieben und die Aussage bleibt eine wagemutige Hypothese, welche die Leserinnen und Leser hoffentlich als solche entlarven. Denn Physik bleibt Physik, egal wie man sie auslegen will.
Swisscom
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