Glaserfaserausbau

Drohender Stadt-Landgraben statt Ausbauturbo

Blitzschnelles Internet aus der Dose, das will Swisscom bis 2025 in rund 60% der Schweizer Wohnungen und Geschäfte bieten. Bei der Umsetzung dieses Ziels droht eine massive Erschwerung durch den Eingriff der Wettbewerbskommission. Das Bundesverwaltungsgericht hat 2021 die vorsorglichen Massnahmen der Weko vom Dezember 2020 bestätigt, welche die geplante Netzarchitektur von Swisscom teilweise infrage stellen. Dieser Entscheid hat nicht nur grosse Unsicherheit, sondern auch massive Verzögerungen und höhere Kosten zur Folge. Es droht ein digitaler Stadt-Landgraben.

Mann in einer orangen Swisscom-Weste und einem roten Helm steht hinter einem weissen Lieferwagen mit offenen Türen. Neben ihm ist eine Baustellen Abschrankung und er steht vor einer grünen Hecke.

Bereits 2008 startete Swisscom mit dem Ausbau des Glasfasernetzes bis in die Wohnungen und Geschäfte (FTTH) primär in dicht besiedelten Zentren nach dem Vierfasermodell. Dieses sieht vor, den Gebäudeanschluss und die Verkabelung im Haus mit jeweils vier Fasern pro Wohn- oder Geschäftseinheit zu realisieren. Ab 2015 wurden vermehrt auch ländliche Regionen mittels Glasfaser bis zur Strasse (FTTS) mit leistungsfähigen Bandbreiten erschlossen. 2020 folgte mit Glasfaser bis in die Wohnungen und Geschäfte (FTTH) in Agglomerationen und ländlichen Gebieten der nächste Ausbauschritt mittels Punkt-zu-Multipunkt-Architektur (P2MP). Angesichts des aktuellen Digitalisierungsschubs infolge der Pandemie ein wichtiger Schritt, um die Digitalisierung in der Schweiz weiter voranzutreiben. Das Bundesverwaltungsgericht hat im September 2021 die vorsorglichen Massnahmen der Wettbewerbskommission vom Dezember 2020 bestätigt, welche die P2MP-Netzarchitektur von Swisscom teilweise infrage stellen und stattdessen einen Punkt-zu-Punkt-Ausbau (P2P) fordern.

Kleine ländliche Gemeinden haben das Nachsehen

Die Erreichung des angestrebten Ziels, die FTTH-Abdeckung mittels P2MP-Architektur in der Schweiz bis 2025 auf rund 60% zu verdoppeln, verzögert sich dadurch. Zudem ist klar, dass ein von den Behörden verordneter P2P-Ausbau deutlich teurer wäre und die geplante Abdeckung bis 2025 von rund 60% auf 50% reduzieren würde. Die Erreichung des ursprünglichen Ausbauziels, bis 2025 rund 1,5 Mio. Glasfaseranschlüsse zu bauen, würde damit auf einen Schlag um einen Drittel oder rund 500'000 Wohnungen und Geschäfte verringert. Weil die Mehrkosten der P2P-Bauweise vor allem in ländlichen und dünn besiedelten Gebieten massiv steigen, verschärft sich das Risiko eines digitalen Stadt-Landgrabens in der längerfristigen Perspektive substanziell. Weiter benötigt ein P2P-Ausbau viel mehr Bauarbeiten, ohne Kundenmehrwert zu schaffen. Der Vergleich von P2MP gegenüber P2P macht deutlich, wie viel aufwändiger diese Art des Netzbaus ist. Für P2P müssten rund 3'100 Kilometer Strasse aufgebrochen werden, die bei der P2MP-Architektur unangetastet blieben. Das ist weder umwelttechnisch sinnvoll noch finanziell nachhaltig. Die Vorteile der geringeren Menge an Tiefbauarbeiten liegt auf der Hand. Die Belastung für die Bevölkerung wird durch weniger Emissionen, Baulärm und Strassensperrungen massiv reduziert. Weiter können viele Rohstoffe wie Metalle, Plastik, Stahl und Kupfer sowie seltene Erden eingespart werden. Gerade die ländlichen Gemeinden, welche im starken Wettbewerb mit urbanen Gebieten stehen, haben mit einer guten Anbindung ans Glasfaser-Internet einen Standortvorteil. Jede Verzögerung führt dazu, dass nicht wenige Gemeinden in diesem Wettbewerb zurückgeworfen werden.

International etablierter P2MP-Ausbau

Rund 95% aller Glasfaser-Anschlüsse weltweit basieren auf der P2MP-Technologie. Aus diesem Grund fliessen auch die meisten Forschungs- und Entwicklungsbudgets vor allem in die Weiterentwicklung der P2MP-Technologie. Damit ist und bleibt diese Ausbaustrategie ein Innovationstreiber. So ist sichergestellt, dass die Technologie über genügend Leistungsreserven verfügt, um den weiterhin stark steigenden Datenhunger zu stillen und den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden. Dies hat längst nicht nur die Schweiz erkannt. Ein Blick auf die Europa Karte zeigt, dass abgesehen von Schweden und Slowenien alle Länder ihren Schwerpunkt beim Glasfaserausbau auf die P2MP-Technologie setzen.

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