Die Geschichte wiederholt sich, täglich ab 6 und 16 Uhr. So auch an diesem Tag. Auf unzähligen Monitoren beobachtet Jessica Ladanie von Viasuisse, was sich gerade auf den Autobahnen abspielt: Die Zahl der Fahrzeuge nimmt zu, der Verkehr wird ruppiger, die Seitenwechsel häufen sich. Die Folge sind Abbremsungen, Ausweichmanöver – dann stockender Kolonnenverkehr und schliesslich Stau. «Stau entsteht in 80 Prozent der Fälle dadurch, dass die Leute ganz einfach unvorsichtig fahren. Etwa durch abruptes Abbremsen, unnötiger Spurenwechsel und unkonzentriertes Fahren», erklärt Ladanie, die bei Viasuisse die deutschsprachige Redaktion leitet. 

Gehören Staus schon bald der Vergangenheit an? Werden die Verkehrsmeldungen im Radio schon bald überflüssig? Welchen Stellenwert hat die künftige Mobilfunkgeneration 5G dabei? Video von: Tobias Frehner, Angela Staudenmann Video Gesamtlänge 02:45 Min.

Denn Tatsache ist: Selbst bei dichtem Verkehr müsste sich der Verkehr nicht stauen, er ist schlichtweg eine Folge von irrationalem Verhalten. Als Beispiel zeigt Jessica Ladanie auf den Autobahnabschnitt von Bern Richtung Härkingen. Die Reduktion von 3 auf 2 Spuren direkt nach einer Ausfahrt wäre aufgrund der Kapazität kein Problem – verursacht aber regelmässig Staus mit einem Zeitverlust von bis zu 45 Minuten. Und das nur aus dem simplen Grund, weil Vordrängler das Reissverschlusssystem missachten und dadurch Abbremsungen auslösen. Das führt zu Rückkopplungen und endet im Stau.

«5G bietet enormes Potenzial, dass der Verkehr künftig intelligenter und flüssiger wird.» Damian Birch, Head of Solutions and Technology von Viasuisse. 

Navis fehlen meist (noch) die Infos

Jessica Ladanie und ihrem Team bleibt dann nur noch der Vollzug und manchmal eine vergebliche Warnung. «Umfahren Sie den Stau nicht», erklärt sie gerade im Radiointerview – um kurze Zeit später auf dem Monitor zu sehen, dass die Warnung einmal mehr vergebens war. Unzählige Autos verlassen die Autobahn in der Hoffnung auf schnelle Besserung. Ein zutiefst menschliches Verhalten – und gleichzeitig ein grosser Fehler. Denn als Faustregel gilt: Ist der Stau einmal in Sichtweite, haben bereits so viele Fahrer die Autobahn verlassen, dass die Umfahrung mehr Zeit in Anspruch nimmt. Mitunter verlieren die Fahrer auf den Landstrassen Stunden, während auf der Autobahn der Stau nur Minuten gekostet hätte. Nicht selten auch, weil das Navigationsgerät dazu geraten hat. Doch die berücksichtigen Umfahrungsmöglichkeiten zu wenig schnell. Denn das, so Ladanie «kennt nur schwarz oder weiss. Stau oder freie Fahrt. Wir aber haben zum Beispiel die Information, dass eine Unfallstelle noch sehr bald geräumt ist. Diese Information hat ein solches System nicht.» Noch nicht. Denn nun steht die Verkehrsinformation vor ihrer grössten Revolution – vor einer, die sie im besten Falle überflüssig macht.

«5G ist die Grundvoraussetzung für das autonome Fahren der Zukunft.» Thomas Rohrbach, Bundesamt für Strassen (ASTRA) 

Das künftige Erfolgsrezept gegen den Stau gerade auf Autobahnen besteht aus zwei Zutaten: Geschwindigkeit und Integration. Oder anders gesagt: Die Verkehrsmeldung wird noch schneller erstellt und direkt ans Auto übertragen. Dort integrierte Systeme wie Abstandsmessung oder Tempomat passen ihr Verhalten automatisch an. Dass das funktioniert ist bereits heute zu beobachten, wie Damian Birch, Head of IT bei Viasuisse erklärt. «Wegen den in vielen neuen Autos eingebauten Abstands-Reglern merken wir schon heute, dass es weniger Stau gibt.» Und künftig können solche Systeme noch genauer und noch schneller reagieren. Firmen wie Tesla und BMW setzen darum auf 5G – das Mobilnetz der nächsten Generation ist die Voraussetzung, um Autos mit Informationen zu speisen. «Da entstehen riesige Mengen von Daten, die verarbeitet werden müssen – schon nur, weil jedes Auto seinen Standort ständig verändert. Das heutige Mobilnetz kann das nicht und nicht schnell genug verarbeiten», erklärt IT-Experte Birch. 

Verkehrsinfos im Radio bald überflüssig?

Denn schon in naher Zukunft wird nicht nur Viasuisse via Radio zum Autofahrer sprechen. Künftig können bereits vorausfahrende Autos Impulse an kurz darauffolgende weitergeben – innert Millisekunden. Das verhindert dann nicht nur Stau, sondern im besten Fall auch Unfälle. «Idealerweise», sagt darum Jessica Ladanie leicht schmunzelnd, «wird unser Job überflüssig.»

Viasuisse

Viasuisse ist die nationale Verkehrsinformationszentrale der Schweiz mit Sitz in Biel. Sie wurde 2001 gegründet und gehört der SRG, TCS, SBB und Skymedia. 26 Mitarbeitende informieren über Störungen und Beeinträchtigungen auf dem gesamten Strassenverkehrsnetz und im öffentlichen Verkehr der Schweiz.

Wieso es 5G für den Verkehr braucht

Nicht erst das Auto der Zukunft ist es, sondern schon heute sind viele Neuwagen vernetzt. Die technische Voraussetzung zur Vermeidung von Stau wäre also zunehmend vorhanden – und selbst ältere Modelle ab Jahrgang 2004 können nachgerüstet werden, etwa mit Lösungen wie «Autosense(öffnet ein neues Fenster)».

Doch das Nadelöhr liegt beim Netz: Sobald der Verkehr vernetzt wird, fallen unwahrscheinlich viele Daten an. Allein auf dem Schweizer Autobahnnetz bewegen sich nämlich täglich über 7 Millionen Fahrzeuge, die ihre Position im Durchschnitt um 27 Meter pro Sekunde verändern. Alleine diese beiden Zahlen zeigen, dass die anfallen Daten nicht nur gross sind – sondern auch unwahrscheinlich schnell verarbeitet werden müssen. Doch genau dafür reichen weder die Kapazität, noch die sogenannte Latenzzeit – also die Verzögerung – des heutigen 4G-Netzes aus. Experten wie Thomas Rohrbach vom Bundesamt für Strassen (Astra) sind sich darum einig, dass 5G unabdingbar ist für den Verkehr: «Gerade damit Autos automatisiert oder teilautomatisiert unterwegs sein können, braucht es ultraschnelle Kommunikationsverbindungen. Damit die Fahrzeuge innert Millisekunden wissen, wo sich das nächste Fahrzeug befindet, was sich direkt vor, hinter und neben dem Fahrzeug befindet – und da spielen Firmen wie Swisscom eine sehr grosse Rolle.»

Denn Swisscom wird noch 2018 damit beginnen, das 5G-Netz punktuell einzuführen. Nicht nur für künftige Verkehrslösungen – sondern auch für andere Bereiche, in denen man auf neue Netze dringend angewiesen ist. Etwa in der Industrie, im Gesundheitswesen oder im Bereich der Energieproduktion.

Wir bauen 5G

Swisscom führt 5G, die neuste Mobilfunkgeneration, noch 2018 punktuell in der Schweiz ein.

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