Aus für Swisscom TV 1.0

Warum das erste Swisscom TV offline geht.

Nach elf Jahren stellt Swisscom Ende Oktober Swisscom TV 1.0 ein. Die erste Generation des IPTV-Angebots wird nur noch von weniger als einem Prozent der Kunden genutzt. Warum wir dieses Produkt nicht weiter unterstützen und was sich für Kunden beim Umstieg auf das neueste Swisscom TV ändert.

Als Swisscom TV im Herbst 2006 lanciert wurde, war es seiner Zeit voraus. Es ermöglichte erstmals die Fernsehübertragung über das Internet, dank der ursprünglich von Microsoft entwickelten Software «Mediaroom». Die zum Empfang nötige Set-Top-Box hatte eine eingebaute Festplatte, auf der bis 200 Stunden Aufnahmen lokal gespeichert werden konnten. Sie bot bereits «Live-Pause» und ermöglichte ab 2012 auch Replay (Sendungen im Nachhinein ansehen) bis zu 30 Stunden nach der Ausstrahlung.

Entwicklung der Anzahl Kunden von Swisscom TV 1.0 und 2.0.

Doch seither hat sich viel verändert. Beispiel HD: War 2006 das hochaufgelöste Fernsehen noch die Ausnahme, ist es heute die Regel. Eine andere Entwicklung war der grosse Erfolg von Replay und der Wunsch von immer mehr Kunden, über einen längeren Zeitraum verpasste Sendungen nochmals ansehen zu können. Und schliesslich explodierte die Anzahl der gewünschten Sender: von 100 im Jahr 2006 auf aktuell über 800.

Wie das neue Swisscom TV entstanden ist

Das ist viel Gutes, aber für die alte Technologie zu viel des Guten. «Nachdem wir innert fünf Jahren die Boxen drei Mal überarbeitet und ausgetauscht hatten, sahen wir, dass wir die neuen Anforderungen nur noch mit einem von Grund auf neuen Produkt lösen können», erzählt Dirk Wierzbitzki, Leiter Products & Marketing und Mitglied der Konzernleitung. «Also begannen wir ein ganz neues Swisscom TV zu entwickeln. Diese Entwicklung geschah nicht irgendwo weit weg von unseren Kunden, sondern in der Schweiz durch unsere eigenen Designer und Techniker.»

Guy Papstein ist verantwortlich für das mehrfach preisgekrönte Design des neuen Swisscom TV.

Ein Produkt für die Schweiz, entwickelt und produziert in der Schweiz – das hatte auch den Vorteil, dass die Entwickler Kundenwünsche besser berücksichtigen konnten. So stand etwa ein tieferer Energieverbrauch, kein störender Lüfter oder eine deutlich kleinere Form ganz oben auf der Liste. «Aber auch Funktionen wie die Sprachsuche in Dialekt, die Barrierefreiheit für sinnesbehinderte Kunden oder ein persönlicher Programmführer, mit den verpassten Lieblingssendungen der letzten sieben Tage kamen dazu», erklärt Dirk Wierzbitzki.

Von Swisscom TV 1.0 zum neuen Swisscom TV

Und so präsentierte sich am Ende das neue Swisscom TV als kleine Revolution, wobei das Wort «klein» bei der platzsparenden Box wörtlich zu nehmen ist. Neben erweiterten Funktionen wie 7 Tage Replay, einer drei Mal schnelleren Umschaltzeit und einer doppelt so guten Bild- und Tonqualität brachte Swisscom TV 2.0 vor allem bei den Aufnahmen eine massive Verbesserung. Denn bei Swisscom TV 2.0 werden die Sendungen nicht auf dem Gerät selbst, sondern auf einem zentralen Speicher («Cloud») aufbewahrt. Das ermöglichte auf Anhieb unzählige Kundenwünsche umzusetzen: Deutlich mehr Aufnahmekapazität (bis zu 2400 Stunden), die gleichzeitige Aufnahme von beliebig vielen Sendungen und die Möglichkeit, Sendungen bis zu 7 Tage nach ihrer Ausstrahlung mit einem Knopfdruck den eigenen Aufnahmen hinzuzufügen und sie so sicher aufzubewahren. Doppelt sicher, denn bei einem Gerätedefekt bleiben die Aufnahmen erhalten.

Auch der Wechsel von Swisscom TV auf Swisscom TV 2.0 ist bequem: «Statt einer komplexen Installation braucht es nur noch zwei Schritte: Einstecken und einschalten», erklärt Dirk Wierzbitzki. «Sogar die Aufnahmen werden automatisch übernommen.»

Warum Swisscom TV 1.0 eingestellt wird

All diese Aspekte haben die Kunden überzeugt. In den vergangenen drei Jahren wechselten über 99% auf das neue Swisscom TV. Trotzdem liessen die Techniker Swisscom TV 1.0 bis heute parallel weiterlaufen. «Doch nun sind wir an dem Punkt angelangt, dass die alten Systeme unter Umständen nicht mehr zuverlässig laufen», erklärt Dirk Wierzbitzki. «Aus diesem Grunde haben wir uns entschieden, Swisscom TV 1.0 am 31. Oktober abzuschalten.» Damit werden auch Kapazitäten frei, um Swisscom TV 2.0 noch zuverlässiger zu betreiben und weiterzuentwickeln. «Unsere ganzen Support-Teams müssen sich dann nur noch auf ein System beschränken und können so potentielle Probleme früher entdecken und schneller beheben.» Und schliesslich werde die Kapazität auch für Neues benötigt. «Wir planen noch vor Weihnachten erneut einen Komfortsprung für Swisscom TV». Zuviel wolle er noch nicht verraten, aber: «Es wird eine grosse Verbesserung für unsere Kunden sein.»

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