Digitalisierung ohne Kompromisse

Kopter und Swisscom im digitalen Höhenflug


Digitalisierung ohne Kompromisse: Während viele andere Unternehmen noch zögern, verfolgt die Kopter Group AG zusammen mit Swisscom konsequent und engagiert die Vision eines komplett digitalisierten Unternehmens. Wie das einzigartige Projekt gestemmt wird? Kopter verrät es.


Text: Felix Raymann, Bilder: Raisa Durandi, 18. Oktober 2018




In den Montagehallen im glarnerischen Mollis testen die Techniker die Prototypen des ersten Schweizer Helikopters auf Herz und Nieren. 2019 soll die Zertifizierung des Mehrzweckhelikopters SH09 abgeschlossen sein. Bereits kurz danach will das Unternehmen mit der Serienproduktion beginnen. Der Schweizer Helikopter kommt bei der Kundschaft schon jetzt gut an. Zahlreiche Bestellungen liegen für den leistungsfähigen Hubschrauber der neuen Generation vor. «Unser erster Kunde war die Air Zermatt, inzwischen bestehen mehr als 60 Kaufzusagen und rund 100 Offerten für unseren Helikopter. Das Interesse ist gross, besonders in den USA, aber auch in Asien, wo unser einmotoriger Hubschrauber ohne Einschränkungen fliegen kann.», sagt Cecile Vion-Lanctuit, Head of Communications and Marketing bei Kopter.


Ingenieure bei Kopter Group AG inspizieren den neusten SH09 Prototypen vor dem Ground Testing.

Ingenieure bei Kopter Group AG inspizieren den neusten SH09 Prototypen vor dem Ground Testing.  


Digitalisierung ohne Wenn und Aber

Mit demselben Elan, den die Firma in Produktion und Tests der Helikopter steckt, treibt sie auch die Digitalisierung voran. Noch vor Kurzem war die Kopter Group AG eine reine Engineering-Firma. Doch zurzeit durchläuft das Unternehmen eine wohl einzigartige Transformation zu einem Industrieunternehmen, das als Produzent und künftig auch als Service-Provider tätig sein wird. Dies hat zur Folge, dass deutlich höhere Anforderungen an die IT existieren. Und: Es sollen sämtliche Unternehmensbereiche digitalisiert werden. «Unser Vorteil ist, dass wir als relativ junge Firma kein Vermächtnis mit alten Strukturen oder IT-Altlasten haben, sondern ohne Vorbelastung auf grüner Wiese unsere Produkte und Dienstleistungen bauen können», sagt Günther Saathoff, Vice President Information Technology bei Kopter. Der IT-Leiter ist sichtlich stolz auf die konsequente Umsetzung des Digitalisierungsprozesses. Die Voraussetzungen sind vielversprechend, trotzdem bleibt die Transformation eine Herkulesaufgabe. Deshalb werden die Projekte Schritt für Schritt vorangetrieben – unter anderem mit strategischen Partnerschaften wie derjenigen mit Swisscom.


BI statt Excel: Sekunden statt Tage

Bereits verbucht Kopter erste Erfolge: In einem gemeinsamen Use Case werden die betriebswirtschaftlichen Finanzdaten des Unternehmens durch eine SAP-Business-Intelligence-Lösung (SAP BusinessObjects BI ) strukturiert und visuell zur Verfügung gestellt. Die Analytics-Lösung ermöglicht es, Informationen jederzeit schnell verfügbar zu machen, da diese nicht mehr aus dem SAP-System manuell zusammengesucht werden müssen. «Bis vor Kurzem musste jeder Nutzer die aktuellen Finanzdaten für jede Auswertung als Excel-Dateien aus dem System abrufen und weiterbearbeiten. Heute stehen sämtliche Informationen und Kennzahlen allen berechtigten Nutzern übersichtlich und in aktuellster Form zur Verfügung», sagt Günther Saathoff. Mit der konsolidierten Sicht auf die Daten werden etwa Informationen zu Lieferanten, Aufträgen oder Rechnungen auf der grafischen Oberfläche ersichtlich. Saathoff demonstriert das BI-Dashboard anhand des Auftragsvolumens der Zulieferfirmen von Kopter: «Mit ein paar Klicks erstelle ich die Auswertungen und kann diese noch während eines Meetings auf unterschiedliche Fragestellungen anpassen. Hätte früher jemand während des Meetings einen Report mit anderen Kennzahlen gefordert, hätte ich für die Excel-Auswertung auf die nächste Sitzung verweisen müssen. Jetzt erhalten alle Anwesenden die aktuellen Daten innert Sekunden.»


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Cécile Vion-Lanctuit, Head of Communications & Marketing, und Günther Saathoff, Vice President Information Technology, stellen die Vision von Kopter vor.  

Von Swisscom implementierte SAP Lösungen

 

  • SAP ECC 6.0 EHP8
  • SAP Business Objects BI
  • SAP Payroll
  • SAP single Sign-On  

Alle Informationen ohne Medienbrüche

Das Beispiel des IT-Leiters zeigt, wie der erste produktive Anwendungsfall bereits heute eine Effizienzsteigerung ermöglicht. Doch sei dies nur ein erster, kleiner Schritt zur Vision: «Nachdem einmal alle Finanzdaten und das Controlling auf diese Weise optimiert worden sind, werden wir auch Logistik, Produktion, Sales und Distribution, also das komplette SAP-System mitsamt allen Schnittstellen in das System integrieren.» Sämtliche Anwendungen sollen künftig im Browser genutzt werden können – egal, aus welcher Quelle die Daten stammen und welche Software im Hintergrund läuft. Damit die Anwendungen dem Business schliesslich optimal dienen, werden die Endnutzer schon jetzt in die Entwicklung einbezogen.

Effizienzsteigerung und der Datenzugriff ohne Medienbrüche sind nicht die einzigen Vorteile von BI. Vielmehr entstehen ganz neue Möglichkeiten der Datenauswertung, die mit manuellen Methoden schlicht nicht machbar sind. «Nehmen wir etwa die gesammelten Sensor-Daten, die mit den Helikoptern generiert werden», sagt Saathoff. «Im Sekundentakt werden die Fluggeräte Daten zu Lokalisierung, Temperaturen, Druck, Vibrationen, Materialzustand oder Motoreigenschaften generieren. Dank der empirischen Datenauswertung werden wir beispielsweise mittels Predictive Maintenance feststellen können, wann eine Komponente ersetzt werden muss, wie wir die Logistik am besten planen oder welche Empfehlungen wir den Kunden für einen optimalen Betrieb geben können.»


Flexible Nutzung aller zur Verfügung stehender Daten

Mit dem Einsatz der zahlreichen Sensoren steigt die zu verarbeitende Datenmenge enorm. «Da wir das erforderliche Know-how im Unternehmen nicht zur Verfügung haben, bauen wir auf die Erfahrung von Swisscom. Insbesondere in den Bereichen SAP, BI und Big Data profitieren wir stark», erklärt Saathoff.

Standardlösungen gibt es für die Kopter AG kaum. Die Vision eines durchgängig digitalisierten Unternehmens sieht eine zentrale Datenspeicherung für alle Unternehmensbereiche vor, was komplexe Prozesse zur Folge hat. «Wir werden sämtliche Daten homogenisiert in einem Data Lake zur Verfügung stellen: Nur wenn die Daten in neutraler Form und nicht anwendungsfallspezifisch gespeichert werden, bleibt Kopter in der Datennutzung so flexibel, wie sie sich das wünschen», sagt Matthias Mohler, Head of Analytics Consulting bei Swisscom. Die flexiblen Anwendungsmöglichkeiten und neuen Optionen der Datennutzung kommen Günther Saathoff entgegen. Zielstrebig verfolgt er die Vision des digitalisierten Unternehmens. Für ihn ist die IT längst nicht mehr «nur» ein Dienstleister für das Unternehmen, sondern ein produktiver Bereich, der ganz neue Möglichkeiten fürs Business erzeugen kann.


Das Unternehmen Kopter Group AG


Die Kopter Group AG mit Hauptsitz in Wetzikon ZH hat rund 300 Mitarbeitende und widmet sich der Entwicklung, der Produktion und dem Unterhalt von Mehrzweckhelikoptern. Der SH09 ist ein leistungsfähiger «Swiss Made»-Hubschrauber, mit dem das Unternehmen den Markt erobern will. Seine Einsatzgebiete liegen in der Touristik, Überwachung, Medizin und Rettung und im Transport. Der erste Schweizer Helikopter befindet sich zurzeit in der Entwicklung, die Zulassung soll 2019 erfolgen.




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